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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel
Autoren: Christian Schwarz
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Kämpfer, das ist mal klar. Aber es sind Menschen, keine Götter. Das ist auch mal klar. Und sie wissen, dass niemand wagt, sie anzugreifen.« Der Baard drehte sich abrupt um. »Verstehste, Gallo, das genau könnt unsere Chance sein. Die glauben nicht, dass sie jemand angreifen kann. Und schon gar nich im Dorf vonne Mecgregers, in Ardenach, da fühlen sie sich doppelt sicher. Woll’n ja Geschäfte mit denen machen, was soll da schon passieren? Und wenn’se schlafen, kommen unsere Männer mitten in der Nacht so leise wie Lupas und bringen sie um. Nich alle, denn ein paar müssen ja den Reenschas Bericht erstatten, was los war. Und schon gibt’s Streit zwischen den Mecgregers und den Reenschas. Vielleicht überfallen die Exekutoren ja sogar die Mecgregers als Rache und jagen die Deestyl in die Luft und unser Problem ist für immer beseitigt.«
    Gallo starrte seinen Baard weiterhin an. Wenn der Kerl nicht gerade seine unsäglichen Instrumente zu Ehren der Götter spielte und um die religiösen Zeremonien zu untermalen, war er durchaus brauchbar. Nicht umsonst hatte ihn der Chieftain zu seinem Stellvertreter und engsten Berater ernannt. Natürlich hörte er höchstens einmal im Jahr auf Lees’ Einflüsterungen, denn zweifellos waren seine eigenen Ideen meistens viel besser. Im Moment aber…
    »Könnt tatsächlich klappen«, erwiderte Gallo und rülpste in Orkanstärke. »Wir wissen ja genau, wo die Mecgregers immer ihre hohen Gäste unterbringen. Dann murksen wir die Exekutoren im Schlaf ab und gut ist. Aber…« Er kniff die Augen zusammen, weil ihm etwas eingefallen war. »Wenn unsere Männer erkannt werden, dann kriegen wir riesigen Ärger middem König. Der ist in der Lage und schießt unsere Deestyl zusammen mit seinen Sonnenblitzen. Das möcht ich auch nicht riskieren.«
    »Müss’mer ja gar nicht. Wir verkleiden unsere Männer einfach als Sussalands. Wenn sie dann gesehen werden, fällt kein Verdacht auf uns.«
    Gallo grinste nun schmierig. »Ja, das ist gut. Fairer Wettbewerb eben. Wir ham noch genug Tarts von den Sussalands übrig, als wir die in den Bergen getroffen ham.« Immer wieder gerne dachte Gallo an das Massaker vor zwei Jahren zurück, als zwei große Jagdtrupps der Freesas und der Sussalands in den Bergen zusammengestoßen und sich wegen einer Beute gestritten hatten. Siebzehn Sussalands waren damals ums Leben gekommen und nur vier Freesas. Bis heute wussten weder Stuart noch die Sussalands, wo die Toten abgeblieben waren.
    »Ja, Tarts sind genug da… Aber, Merduu, nein, könn’mer vielleicht doch nicht machen. Der Schwindel könnt leicht auffliegen. Besser wär’s, wir lassen unsere Männer in den Röcken vonne Scoots los, die keinem Clan angehören. Da kann’mer uns nachher nix beweisen. Is besser so.«
    Gallo überlegte einen Moment und nickte dann. »So mach’mers.«
    Die beiden Männer boxten zum Zeichen des Pakts ihre rechten Fäuste gegeneinander und begossen ihren Plan mit weiteren Bechern Mecgreger-Uisge.
    »Wär s-sade, wenn’s das Ssseug irgendwann nich mehr gäbe«, lallte Lees eine gute halbe Stunde später und kippte unter den Tisch.
    Da war Gallo längst unterwegs, um seine Mordbuben zusammenzustellen und zu instruieren.
    ***
    5. Januar 2526
    Weil sie einer tückischen Schneewehe ausweichen mussten, dauerte es fast sechs Stunden, bis sie Ardenach am Loktai ( das ehemalige Ardeonaig am Loch Tay ), die Heimat des Mecgreger-Clans, erreichten. Rulfan hatte das vierköpfige Widdergespann, das vor den mächtigen Transportschlitten gespannt war, auf zum Teil gefährlich schmalen Pfaden durch die wilde Berglandschaft gelenkt und sich dabei sehr geschickt angestellt, wie ihm der neben ihm sitzende Pellam mehrfach bescheinigt hatte. Und das, obwohl sich die zu zweit gehenden Widder nur mit eiserner Hand lenken ließen und durch Peitschenhiebe und Zurufe immer wieder von Attacken gegeneinander abgehalten werden mussten. Das Krachen, wenn die halbrund gebogenen Hörner der fast zwei Meter großen Tiere gegeneinander stießen, war Rulfan beim ersten Mal durch Mark und Bein gegangen. Auch deswegen, weil er bei dieser Lautstärke für einen Moment befürchtete, das Echo, das sich in der klaren Luft an den umliegenden steilen Felsen brach, könnte eine Lawine auslösen.
    Myrial war ebenfalls mit dabei. Er hatte darauf bestanden, dass sie mitkam. Sie saß links von ihm, dick vermummt, und lächelte glücklich. Denn nach dem Dinna gestern Abend hatte Rulfan noch einen Spaziergang mit ihr
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