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2575 - Flucht nach Anthuresta

2575 - Flucht nach Anthuresta

Titel: 2575 - Flucht nach Anthuresta
Autoren: Susan Schwartz
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dich in unsere Welt einführen, und ...«
    »Das wollte ich hören. Ich kann also Fragen stellen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wo auf Vat bin ich?«
    »Nun ... zuallererst, du sprichst von Var.«
    Jetzt war es an Lucba, irritiert zu sein. »Die Männer sind auf den Mond umgezogen?« Einen

winzigen, öden Steinklumpen?
    »Wir haben Vat umbenannt«, antwortete Kitapor sichtlich unbehaglich.
    »Ah, verstehe. Um nicht nur euren Frauennamen abzulegen, habt ihr auch gleich die ganze Welt

abgelegt, um die Abgrenzung zu vollenden.« Lucba klang verächtlich.
    »Es sind nach wie vor beide Bezeichnungen gebräuchlich«, sagte der Referror beschwichtigend.

»Es ist freilich nicht weiter von Bedeutung, denn Var/Vat existiert ohnehin nicht mehr.«
    Lucbas Hand fuhr hoch zum Herzen. Das war der nächste Schock, denn das bedeutete eine Menge

Konsequenzen.
    »Was?«, flüsterte sie. Sie hätte dem Referror ins Gesicht schlagen mögen, weil er ihr diese

Information so schnell, so rücksichtslos hingeknallt hatte.
    »Du befindest dich an einem weit entfernten Ort in Sicherheit«, versuchte der Referror sie zu

beruhigen. »Du wirst alles erfahren, doch eines nach dem anderen, sonst wirst du

überfordert.«
    »Ich habe nur noch eine Frage«, sagte Lucba und sah, dass sie ihn erneut überraschte.

Vermutlich lief nichts in diesem Gespräch so, wie es sollte.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Menge Fragen gibt«, sagte er zögernd.
    »Nur diese«, wiederholte Lucba. »Wann bin ich?«
    »Du möchtest nicht den Ort wissen?«
    »Unbedeutend. Also: die Antwort?«
    »So genau kann ich dir das nicht sagen. Es gibt vorher eine Menge, was du erfahren musst. Ich

muss dich behutsam in diese neue Zeit führen ...«
    Kitapor verstummte, als Lucba energisch die Hand hob.
    »Also ist sehr viel Zeit vergangen«, sagte sie und spürte, wie etwas in ihr

zerbrach.
    »Hilf mir aufzustehen«, bat sie Kitapor nach einer Weile.
    Es half nichts, sie musste sich dem stellen. Jeder Versuch zu sterben hatte sie dem Leben

näher gebracht. Also musste sie da jetzt durch, eine andere Wahl hatte sie nicht. Kein Weg führte

zurück.
    »Fühlst du dich dazu bereits in der Lage?«, fragte er behutsam.
    »Du selbst hast gesagt, mein Körper sei voll funktionsfähig, nur ein wenig schwach. Also hilf

mir auf und führ mich hinaus, ich will es sehen. Jetzt. Vorher gibt es keine weitere

Unterhaltung.«
    Er löste Kabel und Schläuche, brachte ihr einen Überwurf, den sie über ihr Krankengewand

ziehen konnte, und elastische Halbschuhe, die sich überraschend angenehm an den Füßen anfühlten.

»Die Farben habt ihr wohl auch aufgegeben.«
    »Diese waren immer die der Frauen. Selbstverständlich erhältst du angemessene Kleidung, die

dir zusagt. Dies ist nur ...«
    »Schon gut! Deine Zuvorkommenheit ist wohl unerschütterlich?«
    »Ich sagte es bereits: langes Training.«
    Sie starrte ihn an. Er hatte anscheinend doch ein wenig Humor. »Vielleicht kommen wir

irgendwann miteinander zurecht«, murmelte sie.
    Es war anstrengend, auch nur die Beine über den Bettrand zu schieben und dann baumeln zu

lassen. Aufrecht zu sitzen, ohne Stütze. Ihre Muskeln wussten, was sie zu tun hatten, aber ihr

Verstand noch nicht genau, wie er die Befehle an sie weiterleiten sollte.
    »Diese Verbindung dauert eine Weile, das ist ganz normal«, versicherte Kitapor. »Ich kann dir

gern eine Schwebesänfte be...«
    »Ich gehe hier auf eigenen Füßen raus!«, unterbrach Lucba unwirsch.
    Es dauerte Stunden, bis sie endlich stand und die ersten Schritte wagte. Dazwischen lagen

viele vergebliche Versuche und ein kurzer Erschöpfungsschlaf. Kitapor wich keinen Augenblick von

ihrer Seite, so unangenehm ihr das auch war.
    Endlich war es so weit: Kitapor stützte sie, und sie schlurfte langsam zur Tür, die sich

automatisch öffnete.
    Draußen lag ein nüchterner Gang, der sich in nichts von allen Klinikgängen unterschied, die

Lucba je betreten hatte. Vatrox bewegten sich auf ihm entlang, kamen aus Zimmern oder gingen

hinein.
    Nur Männer.
    Die Historikerin verlor kein Wort darüber; was sie sah, sprach für sich. Als sie mit ihrem

Betreuer den Gang entlangschlich, wichen die Männer aus, blieben zum Großteil stehen und

vollzogen Gesten der Ehrerbietung.
    Sie war also keine Gefangene. Und kein reines Studienobjekt. Sie konnte erkennen, dass manche

Männer sie am liebsten mit Fragen bestürmt hätten, jedoch nicht wagten, den Mund zu
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