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2575 - Flucht nach Anthuresta

2575 - Flucht nach Anthuresta

Titel: 2575 - Flucht nach Anthuresta
Autoren: Susan Schwartz
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hergestellt waren und er den Raum verlassen durfte.
    Sie hob den rechten Arm und hielt die Hand vor das Gesicht, betrachtete Vorder- und Rückseite,

die Linien und Runzeln darauf, die alle ihre eigenen Geschichten erzählten.
    Sie war es, und zugleich war sie es nicht. Ein interessantes Rätsel, über das sie nachdenken

würde. Eine echte Herausforderung, die Antworten zu finden. Oder würde sie sie auch einfach so

erhalten?
    Sie beobachtete die Bewegung der Finger, ballte die Hand zur Faust, öffnete sie wieder. Spürte

die Bewegung und Kontraktion der Muskeln. Atmete bewusst und lauschte auf das Geräusch des

Blutes, das in stetigem Strom an ihrem Gehörgang vorbeirauschte.
    Nie zuvor hatte sie ein so intensives Körpergefühl gehabt. Vielleicht als frisch Geborenes,

doch diese Erinnerung war verschollen. Später war alles selbstverständlich gewesen; nichts,

worauf besonders zu achten gewesen wäre. Der Körper funktionierte, tat stets das, was

erforderlich war.
    Bald ist auch das vorbei. Wenn ich Ablenkung habe und mich mit dem beschäftigen

muss, was dort draußen ist. Bald bin ich von hier fort. Wenn ich diesen Raum verlasse, verlasse

ich das Zwischenreich. Dann bin ich wieder ganz lebendig.
    Sie hörte, wie die Tür sich öffnete, und drehte den Kopf.
    Welch ein Schock!
     

3.
    Dort draußen
     
    »Du bist bereits wach«, sagte der Mann. »Das ist erfreulich!«
    Ein Mann.
    Wo, bei allen Sternen des Universums, war sie?
    »Das ist mir sehr unangenehm«, entfuhr es ihr. Ihre Finger krallten sich in die Decke. »Mein

Zustand ist zu intim, als dass ein Mann daran teilhaben dürfte.«
    »Wir waren uns dessen bewusst«, sagte der Mann und nahm ohne weitere Umstände auf dem Stuhl

neben ihrem Bett Platz. »Wir haben das Für und Wider abgewogen und sind zu dem Entschluss

gekommen, dass dein wissenschaftlich geschulter Verstand sich schnell damit abfinden wird, diese

erste Veränderung zu verarbeiten. Es war uns wichtig, dich so schnell wie möglich

aufzuklären.«
    »Ein Mann!« Sie fauchte und stemmte sich ächzend hoch, kämpfte sich in eine aufrecht sitzende

Haltung und lehnte sich erschöpft an das Kissen. »Das ist eine unglaubliche Demütigung und

unvorstellbare ... Würdelosigkeit!«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte der Mann sanft. Seine Stimme klang nach wie vor beruhigend,

wärmend. »Aber es benötigt eine lange Ausbildung und Vorbereitung; deshalb war es nicht möglich,

dir eine Frau zur Seite zu stellen.«
    »Was mit mir geschah, war also eine spontane Aktion?«
    »Selbstverständlich nicht, aber...«
    Sie winkte zornig ab. Es hatte keinen Sinn, darauf zu bestehen, eine Frau zur Seite gestellt

zu bekommen, das begriff sie. Und es war nun einmal geschehen; es änderte nichts, nur weil es ihr

jetzt bewusst war.
    »Nun«, fuhr der Mann fort und zog die Mundwinkel leicht nach oben, »wenn du gestattest, möchte

ich gern mit der Vorstellung beginnen.«
    »Tu nur, was deinem Programm entspricht«, versetzte sie kühl.
    »Ich bin Kitapor, dein persönlicher ...«
    »Und weiter?«, unterbrach sie.
    »Entschuldigung, was weiter?«, fragte er irritiert.
    »Kitapor und weiter? Dein Frauenname?«
    »Oh«, sagte er schnell. »Ja, ich vergaß. Wir haben ihn abgelegt. Es gibt im Allgemeinen nur

noch einen persönlichen Namen.«
    Sie schloss kurz die Augen. »Ich erinnere mich, zu meiner Zeit machten sich Mädchen darüber

lustig. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das eines Tages aufnehmen werdet.«
    »Familien im eigentlichen Sinne gibt es nicht mehr«, fuhr Kitapor fort. »Wir sind jetzt alle

eine Einheit. Insofern tragen wir im Prinzip alle denselben Zweitnamen: des Volkes.« Er hob die

Hände und legte sie aneinander. »Ich bin dein persönlicher Referror. Und wie ich bereits sagte,

ist es eine sehr große Ehre für mich, mit dieser ehrenvollen Aufgabe betraut worden zu sein. Lass

mich dich im Leben zurück willkommen heißen, Lucba Ovichat.«
    *
    »Zumindest darin sind wir uns einig«, stellte die wiedererweckte Historikerin trocken fest.

»Ja, ich bin Lucba Ovichat, ich erinnere mich. Und was genau ist nun deine Aufgabe, Referror

Kitapor?«
    »Ich soll dich ins Leben zurückführen, wie es offiziell heißt.«
    »Nun gut, da bin ich.«
    Kitapor starrte sie einen Moment verdutzt an. Da kannte er sie zu dieser Zeit besser als sie

sich selbst und konnte sie trotzdem nicht einschätzen. Das stellte sie wenigstens ein bisschen

zufrieden.
    »Ich werde
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