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2575 - Flucht nach Anthuresta

2575 - Flucht nach Anthuresta

Titel: 2575 - Flucht nach Anthuresta
Autoren: Susan Schwartz
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Lichtblitze.

Finger, die sich in ihr Fleisch krallten, Füße, die sie stießen.
    »Sie haben mich zerrissen. Wer will da noch leben?«
    »Aber warum haben sie das getan?«
    »Weshalb sollte das von Bedeutung sein?«
    »Für dich... erheblich. Denn dafür bist du gestorben - was du selbst uns geschenkt hast.«
    Sie hatte nichts zu geben.
    »Doch - das Vamu.«
    Immer dieses Wort. Vaaamuuu, klang wie ... Ach, egal. Lächerlich.
    »Du weißt, was >Vamu< bedeutet?«
    »Lächerlich?«
    »Es ist das Erste, das Einzige, das Wahre.«
    Ein Wetterleuchten löschte die Finsternis beinahe aus, und sie schrie auf. »Der Schmerz!«
    »Nein, es ist nicht der Schmerz, es ist das wunderbarste Geschenk, das es gibt. Kein Tod mehr,

sondern Unsterblichkeit. Und immer du selbst: Vamu ist auch dein Bewusstsein, das, was du bist,

immerdar.«
    Es tat schrecklich weh.
    »Tot«, wimmerte sie. »Lass mich wieder tot sein. Wenn du wahrhaft gnädig bist, gib mir die

Finsternis zurück!«
    »Ich gebe dir viel mehr: Ich gebe dir das Licht. Erkenne dich!«
    »Aber warum denn?«
    »Öffne die Augen.«
    »Was?«
    »Deine Augen. Du kannst sehen. Du hast einen Körper.«
    »Wie mache ich das?«
    »Tu es einfach.«
    Das wollte sie nicht. Das war falsch.
    Alles war falsch.
    Doch dann verspürte sie ... einen Drang. Etwas zwang sie dazu, die Augen zu öffnen, obwohl sie

sich dagegen wehrte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was geschehen würde, aber es konnte nichts

Gutes sein. Alles, seit dem Schrei, bedrohte die Finsternis, und das durfte nicht sein. Die

Finsternis war das einzig Wahre und Gute, das Tröstliche, Sanftmut und Liebe.
    Öffne. Die. Augen.
    Nein! Nein!
    Sie konnte nichts dagegen tun. Da war plötzlich etwas, das sie fühlen konnte, etwas

Stoffliches, das greifbar war. Etwas, das sie festhalten konnte. Und zwingen, sich zu öffnen.
    Sie riss die Augen auf.
    Der Rest war Schrei.
     

2.
    Tage im Dämmer
     
    Die Tote war ein zweites Mal gestorben und wurde erneut zurückgeholt. Sie nahm es nicht mit

Dankbarkeit auf, schrie und wetterte und überschüttete ihren »Retter« mit Vorwürfen über seine

maßlose Grausamkeit.
    Daraufhin wurde sie ruhiggestellt. Selbst wenn sie nun gewollt hätte, sie hätte die Augen

nicht mehr öffnen können.
    »Die Dunkelheit ist derzeit noch besser für dich«, sagte die sanfte Stimme, die sie hassen

gelernt hatte.
    »Dies ist nur halbe Dunkelheit«, gab sie lallend zurück. Der Körper gehorchte ihr nicht mehr,

der Verstand aber schon, weil er in etwas anderes eingebettet war, auf das keine Giftstoffe

Zugriff hatten. Dem Rest jener Finsternis, die sie nicht aufgeben wollte und die verlangte, dass

sie zu ihr zurückkehrte. »Dunkelheit, die du geschaffen hast, um mir vorzugaukeln, es wäre

dasselbe.«
    »Wir wollen dir nur Gutes, das musst du uns glauben.«
    »Ich will zurück. Ich will tot sein. Gib mir das, und ich werde dir glauben.«
    »Aber es ist wunderbar, wieder am Leben zu sein.«
    »Leben? Was verstehst du schon davon? Nichts weißt du!«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »Warum fragst du das jetzt?«
    »Es interessiert mich. Kennst du noch deinen Namen?«
    »Er hat keine Bedeutung in der Dunkelheit.«
    »Soll ich dir sagen, wer ...«
    »Nein!«
    Sie hörte nicht mehr zu. Sie war müde. Sie ließ sich fallen, hineinsinken ins Dämmerweich und

schlief ein.
    Tage vergingen auf diese Weise, in denen sie dahintrieb zwischen Wachen und Schlafen. Sie

erkannte den Wechsel von Licht und Dunkelheit außerhalb der Finsternis in ihrem Inneren an dem,

was an ihren geschlossenen Augenlidern vorüberzog. Manchmal hörte sie, wie merkwürdiges Piepen

und Brummen hektische Bewegungen und Geräusche auslöste. Dann geschah irgendetwas mit ihrem

Körper.
    Sie lassen nicht zu, dass ich ihn verlasse. Immer zwingen sie mich dazu, meinen

Körper zu spüren. Aber ich werde die Augen nicht mehr öffnen.
    Manchmal verspürte sie Schmerz, und ihr Körper schien zu glühen. Manchmal schwebte sie wie auf

einer Wolke, ohne einengende Grenzen oder Widerstand. Manchmal dachte sie, wach zu sein, bis sie

erkannte, dass sie träumte.
    Und stets fühlte sie sich tief im Innersten leer.
    *
    Schließlich sah sie ein, dass es keinen Sinn hatte. Egal, wie oft sie starb, die Finsternis

konnte sie nicht mehr aufnehmen. Jedes Mal wurde sie zurückgerissen, grausam in etwas gezwungen,

was rau und hart war, sogar wenn sie schwebte.
    Schon lange hatte sie nicht mehr der Stimme geantwortet, hatte
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