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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten
Autoren: Jo Zybell
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Danach fesselte er alle drei Jäger. Der immer noch glühende Himmel half ihm dabei, genug zu sehen.
    Anschließend stieg er in den Buggy und testete den Triebwerksreaktor und die Elektronik. Kein Joule Energie floss mehr in dem kompakten Fahrzeug! Der Motor, das Navigationsgerät, der Rechner, die Motorwinde - alles komplett ausgefallen. Auch sein persönlicher Palmtop funktionierte nicht und nicht einmal einen Notruf konnte er noch absetzen.
    Verzweifelt und leise fluchend tippte er im Licht einer Feuerzeugflamme auf den Armaturen für den Navigationsrechner herum, um ihm wenigstens einen Ausdruck mit der korrekten Route nach London zu entlocken. Vergeblich.
    Leise fluchend kletterte er aus Grube und Buggy, schleppte sich mit schweren Gliedern zu seinem toten Gefährten. Die gefesselten Barbaren pressten die Gesichter ins Moos und wagten nicht sich zu rühren. Fletscher verspürte eine unbändige Lust, einem nach dem anderen den Schädel einzuschlagen.
    Er drückte George Buck die Augen zu. Der Gedanke, den Buggy zurücklassen zu müssen, verursachte ihm geradezu körperliche Schmerzen, doch das Gerät ohne technische Hilfe aus der Grube zu ziehen war so gut wie unmöglich; er hätte die Winde gebraucht, und die funktionierte nur mit Elektromotor. Aber selbst wenn ihm die Wilden das Gerät aus der Grube hieven würden - sollten sie die schwere Kiste etwa nach London durch den unwegsamen Wald schieben? Oder ziehen? Nicht einmal zehn Männer hätten das geschafft.
    Er nahm dem Toten dessen Serumsbeutel ab und steckte ihn in eine Beintasche seiner Hose. Danach zerrte er Bucks Leiche ins Cockpit des Buggys und verschloss die Fahrerkabine. Aus irgendeinem Grund widerte ihn die Vorstellung an, wilde Tiere könnten den Gefährten fressen. Die Leichen der fünf Barbaren ließ er liegen. Das schärfste ihrer Schwerter schnallte er sich um, die anderen Waffen warf er in die Fallgrube.
    Schließlich trat er vor seine drei Gefangenen. Die wirkten ziemlich verängstigt, und das stabilisierte Fletschers erschütterte Psyche erheblich. Etwas wie Zuversicht regte sich wieder in seiner Brust. Er verwarf den Gedanken, einen nach dem anderen mit dem Schwert totzuschlagen, denn eine verrückte Idee machte sich in seinem Schädel breit.
    Fletscher trat dem Ältesten der Drei in die Rippen. »Aufstehen, los! Zack, zack!« Er richtete seine unbrauchbare Waffe auf die Männer. »Ich hab's mir überlegt - ich neige dazu, wenigstens einen von euch am Leben zu lassen. Nennt mir eine Belohnung, einer nach dem anderen!« Er stieß dem jüngsten von ihnen den Lauf des LP-Gewehres gegen das Brustbein. »Du fängst an!«
    ***
    25. November 2525
    Bis lange nach Mitternacht lag Matt Drax noch wach neben Aruula. Im Wald am Fuß des Burghügels heulten Lupas; Chiras neues Rudel vermutlich. Ein Käuzchen schrie die ganze Nacht. Der Wind pfiff durch die Burg. Matt dachte an seine Tochter.
    Er fragte sich, wie Ann wohl aussehen mochte inzwischen. Vier Jahre war es her, dass er sie zuletzt gesehen hatte. Oder noch länger? Acht Jahre alt war sie inzwischen - oder nein: neun. Oder doch erst acht? Er schämte sich, weil er es nicht sicher sagen konnte. Hatte sie Freunde? Was tat sie den ganzen Tag? Wie dachte sie wohl über ihn? Und waren ihre Mutter und Pieroo inzwischen ein Paar?
    Tausend Fragen gingen ihm durch den Kopf. Unmöglich, zur Ruhe zu kommen. Erst am Morgen, als die anderen aufstanden, schlief er ein.
    Aruula weckte ihn gegen Mittag. »Was ist mit dir, Liebster?« Besorgt sah sie an. »Geht es dir nicht gut?«
    »Schlecht geschlafen, weiter nichts.« Matt Drax stand auf, wie gerädert fühlte er sich. Eigentlich hatten sie heute nach Irland aufbrechen wollen. Er fragte sich, ob Aruula ihn nur deswegen nicht früher geweckt hatte, weil sie die Reise um einen weiteren Tag verzögern wollte.
    Nach dem Mittagsmahl würden Nimuee und die vier Krieger des Geleitschutzes nach Stuart Castle zurückkehren. Zuvor schlossen sich die Freunde Rulfan an, der seinen täglichen Rundgang durch die Burg machte. Er gab Anweisungen hier, Ratschläge dort und besprach sich mit dem Paar, das die Burg in seiner Abwesenheit betreute, mit der resoluten Ayrin und dem hünenhaften und durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Pellam. »Meine Mutter will euch sehen«, raunte Ayrin dem Burgherrn zu.
    Das war ein wenig missverständlich ausgedrückt, denn Ayrins Mutter konnte niemanden mehr sehen: Die Greisin war blind. Sie lebte seit über dreißig Jahren in der verlassenen
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