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257 - Die Spur der Schatten

257 - Die Spur der Schatten

Titel: 257 - Die Spur der Schatten
Autoren: Jo Zybell
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»Schatten, wissen Sie? Tod und Schatten und Stein…« Wieder deutete er zum Strand. »Tod und Verderben… derTeufel hat sie alle geholt…« Und erneut die Geste, die zum Strand wies.
    Matt begriff: Wer auch immer die Angreifer gewesen waren - sie waren vom Strand her gekommen! Mit einem Boot? Das vielleicht noch dort vor Anker lag…?
    Matthew Drax sprang auf. Er ließ Fletscher zurück und rannte zur Küste hinunter. Der Hund heftete sich an seine Fersen.
    Zwanzig Minuten später stand der Mann aus der Vergangenheit auf dem zugeschneiten Kiesstrand. Keine Spuren im Schnee, und draußen auf See keine Spur von einem Schiff. Mit den Stiefelsohlen begann Matt den Schnee vom Kies zu schieben und nach Spuren zu suchen. Doch schnell sah er ein, wie sinnlos das war. Resigniert ließ er sich im Schnee nieder und verbarg das Gesicht in den Händen.
    ***
    Ein paar hundert Schritte entfernt rannte ein Mann über die schneebedeckten Weiden. Aruula duckte sich zwischen die Büsche am Abhang vor der Küste. Wer war das? Einer der Dorfbewohner? Der Mann war ziemlich groß und hatte einen Kahlkopf.
    Sie beobachtete ihn, bis er im Wald verschwand, Danach erhob sie sich aus der Deckung und lief weiter zum Dorf. Es hatte aufgehört zu schneien. Wieder und wieder blickte sie zurück - kein Verfolger zu sehen. Doch die Angst saß ihr immer noch im Nacken.
    Kurz vor dem Dorf entdeckte sie Maddrax' schon halb zugeschneite Spur. Sie fand die tote Raubkatze auf der Weide, sah die toten Hirtenhunde…
    ... und stieß dann auf den versteinerten Hirten.
    Eine eiskalte Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen. Die diffuse Angst, die sie seit dem Aufwachen nicht mehr loslassen wollte, steigerte sich jetzt zum Entsetzen. Die bösen Geister, die sie beim Lager gespürt hatte - waren das jene Schatten gewesen, die sie in Victorias Geist gesehen hatte?
    Doch wenn es so war, warum hatten sie nicht angegriffen? Wie hatte sie entkommen können?
    Aruula folgte weiter Maddrax' Spur. Er war nicht allein; einer der Hirtenhunde begleitete ihn. Auf den Spuren beider lief Aruula von Haus zu Haus und sah, was Maddrax längst gesehen hatte, fand auch die versteinerten Leichen von Jenny und Pieroo. Schließlich lehnte sie wieder an der Weidemauer, schwer atmend und von Angst gepeitscht. Mit aller Macht versuchte sie ihrer Gefühle Herr zu werden.
    Die Schrecken der Medusa hatten auch Corkaich heimgesucht, daran gab es gar keinen Zweifel!
    Aruula entdeckte eine zweite, noch relativ frische Spur ihres Gefährten. Sie führte neben der einer Hundefährte hinunter an die Küste. Aruula folgte ihr ohne zu zögern.
    Schnee und Kies knirschten unter ihren Sohlen, als sie wenig später über den Strand lief. Zehn Schritte vor der Brandung hockte Maddrax am Boden und weinte. Ein großer schwarzer Hund saß neben ihm und winselte kläglich. Froh, nicht mehr allein zu sein, ging Aruula zu dem erbarmungswürdigen Paar. »Maddrax!«
    Ihr Gefährte hob den tränennassen Blick. Sein Gesicht war totenbleich, seine Lippen blutleer, und die Erschütterung der letzten Stunden hatte sich tief in seine Züge gegraben. Er hielt ein Stück Papier in den Händen. Aruula kniete vor ihm nieder, schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. »Ich hatte solche Angst!«
    »Nicht nur du«, sagte er leise und mit hohler Stimme.
    »Hast du sie auch gesehen?«
    »Die versteinerten Toten?«, flüsterte er. »Jeden mindestens dreimal.«
    »Nein, die schwarzen Nebel!«
    Fragend sah Maddrax sie an.
    »Sie waren draußen vor dem Zelt. Ich habe ihre Gedanken gespürt!« Aruula berichtete, was sie zu sehen geglaubt hatte. »Was glaubst du, was das war?«, schloss sie.
    Nachdenklich blickte Maddrax in die Brandung. Das Meer war dunkelgrau, fast schwarz. »Es müssen dieselben Kreaturen gewesen sein, die das Dorf überfallen und alle Bewohner versteinert haben«, sagte er mit heiserer Stimme. »Aber warum haben sie dich verschont? In beiden Dörfern - auf Guernsey und hier - konnte ihnen niemand entkommen.«
    »Das ist nicht ganz richtig«, entgegnete Aruula. »Queen Victoria hatte überlebt.«
    Matt sah ihr in die Augen. »Richtig. Und hier könnte ihnen Ann entwischt sein. Ich habe sie nirgends gefunden. Auch die Tiere sind unversehrt.«
    »Ich habe noch jemanden gesehen«, sagte Aruula. »Einen glatzköpfigen Mann; er rannte weg vom Dorf und in den Wald hinein.«
    »Fletscher. Ich habe in Jennys Tagebuch über ihn gelesen. Er wohnt nicht im Dorf. Wahrscheinlich hat er den Überfall aus sicherer
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