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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen
Autoren: Mia Zorn
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Blicke über Baumgruppen und Wiesenflächen wanderten, wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht immer finsterer. So viel hatte er sich von diesem Ort versprochen. Er sollte die neue Heimat der Londoner Technos werden. Monatelang hatte er Pläne geschmiedet. Guernsey war ideal für ihr Vorhaben gewesen. Die Insel maß nicht mehr als achtundsiebzig Quadratkilometer und war nur gering besiedelt. Den verbliebenen Bunkerleuten sollte es ein Leichtes sein, auf der Insel ihren neuen Herrschaftsbereich zu errichten, auch ohne elektronische Hilfsmittel, die nach dem Einsetzen des EMP allesamt nicht mehr zu gebrauchen waren. Die mechanischen Waffen funktionierten immerhin noch.
    Unter Entbehrungen und Schweiß hatten sie sich im vergangenen Spätjahr daran gemacht, den Zweimaster in der Werftruine von Chatham an der Themsemündung instand zu setzen. Zu viele Entbehrungen für die ehemalige Queen, die schon nach kurzer Zeit mit ihren Anhängern in den Bunker zurückkehrte. Dann kam der mörderische Winter, der auch Leonard und den Rest der Community in das Zentrum Londons zurück trieb.
    Doch Unterschlupf fanden sie dort nicht. Die Lords hielten nach wie vor die Stadt besetzt. Nur durch einen Handel mit dem Taratzenkönig war es Leonard gelungen, die Lords zu vertreiben. Ein weiteres Mal befreite er die gefangene Lady Victoria Windsor und ihre Leute. Doch das Leben in dem verrottenden Bunker machte sie krank. Schließlich versiegelten sie ihn, überließen den Taratzen die Titanglas-Kuppel darüber und kehrten nach Chatham zurück. Wie viel Zeit, wie viele Leben hatte sie diese Mission gekostet.
    Doch dann endlich war es so weit. An einem sonnigen Tag vor nicht einmal einer Woche stachen die letzten Überlebenden der Communities von London und Salisbury in See; ein knappes Dutzend Technos. Doch als sie nach wenigen Tagen und einem heftigen Sturm endlich ihr Ziel erreicht hatten, stellte sich heraus, dass die Gemeinschaft längst zerfallen war.
    Wie konnte ich nur so blind sein? Leonard verschlang wütend den letzten Bissen der roten Frucht. Während er sich Schritt für Schritt einen Weg durch Sträucher und Bodengewächse bahnte, hingen seine Gedanken den Ereignissen des vergangenen Tages nach.
    Unter der Führung von Josephine Warrington, der ehemaligen Prime von London, hatte die Hälfte der Mannschaft in geheimer Absprache beschlossen, ihm die Gefolgschaft zu verweigern und nach Britana zurückzukehren. Inzwischen wusste er, dass sich die Gruppe um Warrington Demokraten nannte. Doch hinter welch glanzvoller Bezeichnung sie sich auch verstecken mochten, für Leonard waren sie nicht mehr als eine feige Bande Verräter.
    Irgendwie brachten sie es fertig, all diejenigen an Land abzusetzen, die sich ihnen nicht anschließen wollten. Ihn selbst warfen sie rücksichtslos über Bord. Wahrscheinlich wäre er ertrunken, wenn Cinderella Loomer ihm nicht hinterher gesprungen wäre. Danach war das hinterhältige Pack mit der ganzen auf dem Schiff verbliebenen Ausrüstung und dem Proviant davon gesegelt. Zurück blieben er und sechs Frauen und Männer, die nichts weiter besaßen als die Kleider an ihrem Körper und ihre Taschen oder Rucksäcke mit wenigen Habseligkeiten. Auch wenn er bis jetzt noch keine genaue Bestandsaufnahme gemacht hatte, war er überzeugt, dass sie somit auf die Hilfe der Inselbewohner angewiesen waren.
    Sollte er seine Pläne aufgeben? Auf die Gastfreundschaft und Almosen der Einheimischen hoffen und seinen Lebensabend hier untätig verbringen? Sah so das Ende der glorreichen britanischen Communities aus? Niemals!
    Sir Leonard ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte schon ganz andere Situationen gemeistert. Auch ohne die Verräter konnten sie es schaffen. Wenn sie zusammenhielten. Wenn die anderen ihm auch weiterhin die Führung überließen.
    Letzteres könnte schwierig werden.
    Nach der Hinrichtung von Dubliner jr. wegen offener Meuterei war das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und den verbliebenen Gefährten gestört. Auch seine Entscheidung, den Taratzen die Glaskuppel zu überlassen, wurde angezweifelt. Und sie hatten ja recht: Es war ein geschickter Schachzug gewesen, um seine Leute nach Chatham zurückführen zu können. Ein notwendiger Schachzug!
    Einerseits musste er sich jetzt wieder Respekt verschaffen… andererseits musste er vorsichtig sein. Mit Bedacht und Verständnis die Leute für sich gewinnen. Verständnis! Diese Eigenschaft gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Aber er würde die
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