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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen
Autoren: Mia Zorn
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geglaubt hatte. Obwohl sie selbst, Fahka und er gestern vergeblich nach Spuren in diesem Wald gesucht hatten, hielt sie an ihrer Geschichte fest. Als sie ihn jetzt kommen sah, verstummte sie. Schmallippig nickte sie ihm zu.
    Lady Kucholsky beachtete ihn gar nicht. Konzentriert untersuchte sie die Pupillen der kranken Lady. Die Biogenetikerin aus Salisbury war eine lebhafte Person mit zartem Puppengesicht und hellblauen Augen. Auch ihr waren ihre einundsiebzig Jahre nicht anzusehen. Sie hatte die Gestalt eines jungen Mädchens und reichte von ihrer Größe her Leonard gerade mal bis zum Brustansatz. Aufgrund ihres zerbrechlich wirkenden Äußeren wurde sie oft unterschätzt. Doch nicht von Leonard. Er wusste um ihr robustes Naturell. Bislang gehörte sie zu seinen treuen Anhängern. Seit der Sache mit Dubliner jr. aber verhielt sie sich ihm gegenüber distanziert. Gerade von dieser klugen Frau hätte er eigentlich mehr Einsicht erwartet.
    Bei den Frauen angekommen, ging er neben Sarah in die Knie und legte ihr leicht seine Hand auf die Schulter. »Wie geht es ihr?«
    »Das Nervenfieber haben wir im Griff. Sie ist noch erschöpft, aber auf dem Weg der Besserung. Was sie braucht, ist Ruhe.« Ohne ihn anzusehen, packte sie ein Thermometer und einen Arzneibehälter in ihren aufgeklappten Untersuchungskoffer. Überrascht registrierte Leonard die zahlreichen Röhrchen, Fläschchen und das Mikroskop darin. Welch ein glücklicher Umstand, dass die Kucholsky sich nie von ihrem Minilabor trennen konnte. Auch das könnte seinen Plänen noch nützlich sein. Doch nun galt es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    Er klopfte der Wissenschaftlerin anerkennend auf die Schulter. »Gut, dass du hier bist, Sarah.« Ohne ihren verblüfften Gesichtsausdruck zu beachten, nahm er nun die Hände der Queen und schenkte der blassen Frau ein aufmunterndes Lächeln. »Du musst schnell wieder gesund werden, Victoria. Wir brauchen deine Weitsicht und deinen Rat, wenn wir hier Fuß fassen wollen.«
    Die Lady lächelte matt. »Du wirst auch ohne mich wissen, was zu tun ist«, erwiderte sie leise.
    »Wir machen das zu zweit oder gar nicht«, entgegnete Leonard, lauter als notwendig. »Und jetzt werden wir dich an einen Ort bringen, an dem du dich ausruhen kannst.« Damit stand er auf. Zufrieden stellte er fest, dass die Aufmerksamkeit der anderen nun voll und ganz auf ihm ruhte. Er straffte die Schultern. »Keine halbe Stunde von hier gibt es eine gut erhaltene Ruine, einen alten Wachturm. Ich schlage vor, wir brechen dorthin auf. Vielleicht finden wir da eine geeignete Unterkunft, in der Lady Windsor versorgt werden kann. Ein paar von uns könnten dann weiterziehen zur Inselhauptstadt, um das Notwendigste für die nächsten Tage zu besorgen. Was haltet ihr von diesem Plan?«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann räusperte sich Jefferson. »Ich bin einverstanden. Alles was der Lady gut tut, ist willkommen.«
    Auch Fahka und die Kucholsky stimmten zu. Eve kletterte von ihrem Stein und schulterte ihre Tasche. »Also, worauf warten wir noch?«
    Nur Sarah Loomer schien nicht überzeugt. Sie legte den Kopf schief und warf Leonard einen herausfordernden Blick zu. »Mit was sollen wir das Notwendigste besorgen? Hat jemand Geld? Glaubst du, die Einheimischen empfangen uns mit offenen Armen und überhäufen uns mit Decken und Hausrat?«
    »Dein Einwand ist nicht unberechtigt.« Leonard setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. »Wir werden ihnen etwas anbieten müssen. Unsere Arbeitskraft oder unser Wissen. Lass uns auf dem Weg zum Wachturm darüber reden. Vielleicht hast du ja eine Idee.«
    ***
    Es war schon eine seltsame Karawane, die am frühen Vormittag zu der Anhöhe im Südosten zog. In den tristen Farben ihrer Bunkerkombinationen - dunkelblau und Anthrazit - stachen die Technos aus der bunten Landschaft heraus wie schwarze Käfer auf hellem Sand. In ihrer Mitte trugen Ibrahim Fahka und Sir Leonard die geschwächte Lady auf einem stuhlähnlichen Gebilde, das sie aus Ästen und daran verknoteten Jacken gebaut hatten.
    Im Gegensatz zu den anderen trug die Kranke ein Kleid - oder das, was davon noch übrig war. Wie eine erschlaffte Fahne hing es grau an ihrem dünnen Körper. Nur hin und wieder blähte es sich auf, sobald die stete Brise, die hier wehte, einen Zipfel Tuch zu fassen bekam.
    Mit ihrer kostbaren Fracht ging es nur langsam voran. Doch nicht nur Victoria hielt die Bunkerleute in ihrer Schrittgeschwindigkeit auf. Immer wieder blieben
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