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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen
Autoren: Mia Zorn
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seiner Gefährtin erfuhr, dass sie einen Augenblick lang geglaubt hatte, Victorias Gedankenwelt nicht mehr entkommen zu können. »Ich dachte, du stirbst. Du warst weiß wie Schnee. Deine Augen waren verdreht und du hast nach Luft gejapst, als würdest du ertrinken.« Er kniete neben dem Lager, auf das er die Barbarin gebetet hatte. Obwohl er alles, was ihnen an Decken zur Verfügung stand, über sie ausgebreitet hatte, zitterte sie noch immer wie Espenlaub. Er musste ihr den Wasserbecher halten, damit sie überhaupt trinken konnte. »Bitte versprich mir, Victoria nicht länger zu belauschen «, beschwor er sie eindringlich.
    Aruula wich seinem Blick aus. Er konnte ihr ansehen, dass seine Bitte ihr nicht gefiel. »Sie hat sich das erste Mal in Gedanken mit Gabriel befasst. Ihre Erinnerungen werden klarer… bald werden wir wissen, was hier geschehen ist.« Obgleich ihr das Sprechen schwer fiel, lag ein trotziger Unterton in ihrer Stimme.
    Matt schüttelte unwillig den Kopf. »Sei doch vernünftig! Ihr Zustand bessert sich nicht. Von ihr werden wir nichts mehr erfahren. Sie wird dich höchstens in den Sog ihres Wahnsinns hineinziehen, wenn du nicht aufhörst.«
    »Aber wie sollen wir Rulfans Entführern erklären, was hier passiert ist? Sie werden uns nicht glauben. Victoria ist unsere letzte Hoffnung. Müssen wir nicht alles tun, was in unserer Macht steht?« Diesmal sprudelten die Worte nur so aus Aruula heraus.
    »Nicht um den Preis, dich dabei zu verlieren!«, erwiderte er entschieden. »Wenn die Demokraten den Siegelring nicht akzeptieren, werden wir eine andere Möglichkeit finden, unseren Freund zu befreien. Vertrau mir: Alles wird gut.«
    »Warum nur fällt es mir so schwer, deine Hoffnung zu teilen?«, fragte Aruula. »Seit ich die Queen oben im Wachturm gefunden habe, empfinde ich eine unbestimmte Furcht, die immer weiter wächst. Das Licht der Sonne erlischt, wenn ich an das Morgen denke.« Seine Gefährtin blickte ihn aus großen Augen an. Ihr Gesicht war noch eine Spur bleicher geworden. Über Brauen und Nasenwurzel kräuselten sich kleine Sorgenfalten, und von ihren schön geschwungenen Lippen waren nur noch zwei dünne Linien zu sehen. »Wenn Rulfan stirbt, war Daa'tans Tod umsonst«, fügte sie leise hinzu.
    Ihre letzten Worte trafen Matthew bis ins Mark. Auch wenn ihr Sinn jeglicher Logik entbehrte. Aber was war schon Logik in Anbetracht dieser schrecklichen Ereignisse? Doch obwohl er sich schuldig fühlte, wusste er gleichzeitig: Stünde er heute noch einmal vor der Entscheidung, das Leben seines Sohnes zu schonen und dafür den Tod seines Blutsbruders in Kauf zu nehmen, würde er sich wieder für Rulfan entscheiden.
    Langsam glaubte er zu verstehen, was in ihr vorging. In der Vorstellung der Barbarin lag das Schicksal der Menschen in den Händen Wudans. Und dieser Gott hatte beschlossen, Daa'tan sterben zu lassen, damit Rulfan weiterleben konnte. Diesem Ratschluss fügte sie sich. Der Gedanke, dass Rulfan nun doch noch sterben sollte, schien ihr unerträglich. So unerträglich, dass sie mit allen Mitteln versuchte, dieses vermeintliche Schicksal zu wenden. Auch wenn es bedeutete, ständig dem Gemütszustand der Kranken ausgesetzt zu sein oder gar selbst wahnsinnig zu werden.
    Wie nur konnte er Aruula aus diesem Teufelskreis heraushelfen?
    Seufzend stellte Matt den Wasserbecher ab und strich zärtlich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht seiner Liebsten. »Ich würde mein Leben dafür geben, Daa'tans Tod ungeschehen zu machen. Aber ich kann es nicht. Genauso wenig kannst du jetzt und hier Rulfan vor seinem Schicksal bewahren. Ist es nicht so?« Aufmerksam beobachtete er Aruula. Erst als sie zögernd nickte, fuhr er fort: »Vielleicht gibt uns Wudan ja in Landán die Gelegenheit, unseren Freund zu befreien. Dafür aber werden wir unsere ganze Kraft und einen klaren Verstand brauchen. Deshalb bitte ich dich inständig, nicht länger in Victoria zu dringen.« Er nahm ihre Hand und drückte sie an sein Herz. »Deshalb, und weil ich dich liebe.«
    Anscheinend hatte er genau das Richtige gesagt. Aruulas Gesichtszüge entspannten sich. Sie lächelte sogar ein klein wenig und versprach ihm, wenn auch einsilbig, nicht mehr unvorsichtig zu sein. Matt gab sich damit erst einmal zufrieden. Sie würden am nächsten Morgen früh aufbrechen. Bis dahin würde er sich um die Kranke kümmern.
    Er küsste die Barbarin sanft auf die Stirn und blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann machte er sich
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