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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa
Autoren: Volker Ferkau
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der Technos umschauen. Vielleicht fand sie ja tatsächlich eine mächtige Waffe, die sie bedienen konnte. In dieser Hinsicht hatte sie ihre Zeitgenossen längst überflügelt.
    Das Schwert hatte man ihr zurückgegeben, damit sie der Medusa den Kopf abtrennen konnte. Bevor sie ihn aber dem Häuptling überreichte, sollte sie die Verderben bringenden Augen ausstechen - eine Vorstellung, die sie schaudern ließ.
    Aruula wusste, dass sie das Zeitlimit nicht überschreiten durfte. Blieb sie zu lange weg, würden Joonah und Braham annehmen, sie würde mit der Medusa gemeinsame Sache machen. Dann war Maddrax des Todes. Die Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern.
    Da sie nun schneller vorankam, war sie schon nach zwanzig Minuten im Dorf der Technos. Kalte Finger schienen über ihre Haut zu streichen, ihre Nackenhaare stellten sich auf. Auf ihren Armen wuchs, obwohl es angenehm warm war, eine Gänsehaut. Es kostete sie alle Überwindung, die Versteinerten anzublicken. In manchen Gesichtern sah sie Panik, in anderen schlichtes Erstaunen. Der Tod musste blitzartig gekommen sein - falls sie wirklich tot waren. Oder warteten sie nur darauf, dass jemand in ihre Nähe kam, um ihre graue Hülle zu sprengen und sich auf ihn zu stürzen, damit ihn ebenfalls ihr Schicksal ereilte?
    Aber natürlich sind sie tot , rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie sind zu Stein geworden, und Stein lebt nicht. Mach dich nicht verrückt!
    Vor einer Hütte, die als Lazaretthaus ausgezeichnet war, verhielt Aruula. Sie schob die Tür auf und blickte in den dämmerigen Raum. Gutgefüllte Regale, ein Tresen. Keine Versteinerten.
    Noch eine Hütte weiter. Eine ganz normale Wohnstätte. Auch hier keine Waffen. Dafür ein Mann, der in einer Abwehrbewegung erstarrt war, die rechte Hand von sich gestreckt.
    Aruula wollte sich schon wieder abwenden, als ihr der Atem stockte. Diesen Versteinerten kannte sie! Es war Sir Leonard Gabriel, Rulfans Vater!
    Aruula erstarrte, als würde sie selbst versteinern. Ihr Blick trübte sich, als Tränen in ihre Augen traten.
    Bei Wudan, er sah so… lebendig aus. Ganz so, wie sie ihn kennen gelernt hatte. Tiefe Traurigkeit überkam die Kriegerin. Sie berührte Sir Leonards starre Schulter, schloss für einige Momente die Augen und formulierte in Gedanken ein Bittgesuch an die Götter, diesen Mann an ihrer Tafel aufzunehmen.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie daran dachte, was Rulfan empfinden musste, wenn er vom Tod seines Vaters erfuhr.
    Der Gedanke an Rulfan rief sie zur Ordnung. Sie war nicht hier, um vergangene Schrecken zu betrachten, sondern um weitere zu verhindern. Die Schrecken der Medusa!
    Aruula schluckte den Kloß herunter, der in ihrer Kehle steckte, und wandte sich ab. So grausam es auch war: Für Trauer blieb jetzt keine Zeit. Für Erinnerungen ebenso wenig. Sie blickte über ein Dach hinweg zum Wachturm hoch.
    Ich werde dir entgegentreten, Medusa , dachte sie grimmig. Auch wenn Maddrax dich für eine Sagenfigur hält.
    Sie suchte noch in einigen anderen Hütten, fand aber keine Waffe, die ihrem eigenen Schwert überlegen gewesen wäre. Offensichtlich hatten die Technos ihre Lichtpistolen und -gewehre in London zurückgelassen. Schließlich gab sie die Suche auf, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
    Aruula folgte einem vor langer Zeit angelegten Weg, der von wilder Vegetation überwuchert war. Sie kam dem Turm immer näher. Aruula kniff ihre Augen zusammen. Wurde sie beobachtet? Hatte sie dort oben eine Bewegung wahrgenommen? Nein, alles war ruhig.
    Eine kühle Berührung an ihrem Bein! Sie machte einen Sprung zur Seite und wäre um Haaresbreite gestürzt. Verflucht, ein Mudd-Wurm. Diese Viecher waren mehr als lästig. Sie lauerten dort, wo der Boden feucht war, waren fingerdick und wurden so lang wie ein Unterarm. Eine Berührung ihrer giftigen Stacheln konnte brennende Schmerzen verursachen. Aber sie schien Glück gehabt zu haben.
    Noch wenige Meter und sie hatte den Turm erreicht. Sie drehte sich um und genoss für wenige Sekunden den imposanten Ausblick auf die Küstenlinie und das Dorf der Versteinerten.
    Hinter sich hörte Aruula ein Geräusch. Sie wirbelte herum, das Schwert vor sich gestreckt. Aber da war nichts außer dem Wind, der um den Turm strich und leise säuselte wie die Geister der Versteinerten.
    Ein von Moos überzogener Weg führte zum Eingang des Turmes. Drinnen war alles ruhig. Aruula ging behutsam näher.
    Jetzt wurde es kritisch. Sobald sie eine Bewegung wahrnahm,
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