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252 - Die Schrecken der Medusa

252 - Die Schrecken der Medusa

Titel: 252 - Die Schrecken der Medusa
Autoren: Volker Ferkau
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etwas lauter: »Zeige dich!«
    Keine Reaktion. Also noch einen Schritt tiefer, und noch einen. Sand bröselte von der Wand und fing sich in ihrem Haar. Obwohl es ziemlich kühl war, begann Aruula zu schwitzen, und ihre Haut juckte an der Stelle, an der sie vorhin der Mudd-Wurm berührt hatte. Crooches kamen aus den Ecken, vom Licht angelockt, und huschten um ihre Füße. Irgendwo über ihr hatte sich vermutlich während des Sturmes Wasser gesammelt, das jetzt auf sie nieder tropfte. Plitsch! Plitsch! hallte es. Dazu das Knistern der Fackel.
    »Stell dich mir, Medusa!«, rief Aruula laut. »Ich weiß, dass du hier bist!«
    Wieder nichts. Aber Aruula hatte nicht mehr die Nerven, noch länger untätig zu bleiben. Mit zwei weiten Schritten war sie von der Treppe herunter und sprang in den Kellerraum. Ihre Fackel fuhr in einem wilden Halbkreis herum, die Flamme rauschend hinter sich herziehend.
    Der Raum war leer! Aber sie hatte doch etwas gehört! War die Medusa… hinter ihr? Die tödlichen Augen schon auf sie gerichtet?
    Mit einem Kampfschrei wirbelte Aruula herum, presste die Lider zusammen und ließ das Schwert im weiten Halbrund durch die Luft sausen.
    Kein Widerstand. Sie wagte es, die Augen zu öffnen - auch hinter ihr hatte niemand gestanden.
    Dafür nahm sie jetzt eine Bewegung in einer der Nischen wahr, die hier in die Wände gehauen waren. Und eine Stimme wisperte in leisem Singsang: »Sie kommen… sie kommen, mich zu holen!«
    Ein kalter Schauer rieselte über Aruulas Rücken. War das die Medusa? Aber warum versteckte sie sich dann vor ihr? Warum griff sie nicht an?
    Ganz langsam streckte Aruula die Fackel vor. Der wandernde Lichtkreis riss schmutzige Füße aus der Finsternis, dann magere Beine und den Saum eines zerrissenen Gewands.
    Die Muskeln angespannt, das Schwert zum tödlichen Hieb erhoben, trat Aruula einen Schritt näher - und im gleichen Maße rückte die Gestalt weiter von ihr ab und presste sich in die Nische hinein. »Böse! Böse! Weg!«, stammelte die Stimme, eindeutig die einer Frau.
    Aruula zog in Betracht, dass sie es nicht mit der Medusa, sondern einem ihrer Opfer zu tun hatte, das aus ungeklärten Gründen nicht versteinert war. Trotzdem blieb sie achtsam, als das Licht der Fackel nun das Kinn der Gestalt erreichte.
    »Wer bist du?«, flüsterte Aruula. »Und wo ist die Medusa?«
    »Immerzu trinken und nicht schlafen können…«, kam die Antwort.
    Dieser Satz klang so unsinnig, dass Aruula unwillkürlich wieder zurück wich. Hatte sie es mit einer Verrückten zu tun? Das würde auch erklären, warum sie sie vorhin beim Lauschen nicht als Menschen erkannt hatte.
    Plötzlich schlug eine Erinnerung bei Aruula an. Irgendwoher kam ihr diese Stimme bekannt vor! Es lag Jahre zurück, und doch… Bei den Göttern, ja: Sie kannte diese Stimme!
    Sie blickte auf und hob die Fackel weit über ihren Kopf, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren. Und erkannte die Frau, die da vor ihr hockte und sie mit fiebrig glühenden Augen ansah.
    Aruula stockte der Atem. »Du…?«
    ***
    Die Tür der Hütte öffnete sich und Joonah trat ein. Matt richtete sich auf, so gut es ging.
    »Geht es dir gut, blonder Mann?«, fragte der Häuptling. Matt war über dessen Freundlichkeit erstaunt.
    »Irgendein Mistkerl hat mir in die Kniekehlen getreten. War das nötig?«
    »Ungläubige können keine Nachsicht erwarten«, entgegnete Joonah. »Du hast die Götter beleidigt, von daher war der Tritt eine geringe Strafe. Hättest du meine Tochter nicht gerettet, wärst du längst tot.« Er setzte sich auf einen Rohrstuhl, der entsetzlich knirschte. Er kramte in einem Lederbeutel und brachte eine Tonpfeife zutage, die er behände stopfte und entzündete.
    »Ja, die Götter können sehr nützlich sein, was, Häuptling?«, konterte Matt und schnupperte. Süß duftender Rauch zog durch die Hütte. »Vor allen Dingen, wenn sie nach deinem Mund reden.«
    Joonah blinzelte, wohl überrascht von so viel Chuzpe. Dann grinste er über das ganze Gesicht, zog erneut an seiner Pfeife und kicherte. »Gutes Kraut, sehr gut…«, murmelte er und stopfte mit der Zeigefingerspitze nach, die er anschließend ablutschte. Wieder nahm er einen tiefen Zug.
    Das ist definitiv kein einfacher Tabak! , dachte Matt. Vermutlich handelte es sich um eine Droge; deshalb war der Häuptling wohl auch so gut drauf. Joonah ist ein Kiffer! , erkannte er.
    Der Häuptling griff in eine Schale und warf Matt eine Frucht zu, die einem Apfel ähnelte und auch in etwa
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