Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Indem ich von da oben herab die ganze Falle überblickte, kam mir der Gedanke, ihre beiden Ausgänge nicht mit Pulver und Blei, sondern durch das Feuer bewachen zu lassen. Ich säumte nicht, die hierzu nötigen Vorbereitungen zu treffen. Eine Schar meiner Hukara mußte zurückreiten, um da, wo der Wald beginnt, das nötige Holz zu fällen und mit Hilfe ihrer starken Pferde herbeizuschleppen. Schon liegt ein großer Vorrat hier, und sie arbeiten noch immer. Während der heutigen Nacht wird davon so viel, wie wir brauchen, nach dem Felsenloch geschafft, um dort, sobald es morgen dunkel wird, in Brand gesteckt zu werden –“
    „Das ist ja ein ganz vortrefflicher Gedanke!“ unterbrach ich ihn.
    „Natürlich geschieht ganz ähnliches am Felsentor! Nur daß wir das Holz leider nicht vorher dort aufstapeln können, denn es würde uns verraten. Wie werden wir das machen?“
    „Es ist bereits gemacht oder doch wenigstens schon im Gang. Dieses Holz wird nämlich in Gestalt von kleinen Flößen längs des Ufers der heut noch ganz ruhigen See nach dem nördlichen Ende der Landenge gerudert und dort so versteckt, daß die Tschoban, wenn sie kommen, vorüberreiten, ohne es zu sehen. Du weißt, wie prächtig die Ussul mit solchen Flößen umzugehen verstehen.“
    „Das weiß ich wohl, und ich muß dich herzlich loben. Wie vortrefflich wäre es, wenn wir die Passage nicht nur teilweise, sondern ganz und vollständig mit Feuer verstopfen könnten. Leider aber ist, um nur von der einen Stelle zu reden, das ‚Felsenloch‘ nicht ein wirkliches, kleines Loch zu nennen, welches nur die Breite des Weges besitzt, sondern es kommt hierzu auch noch die ganze Breite des alten Flußbetts. Es ist aber ganz unmöglich, so viel Holz herbeizuschleppen, um eine Feuer von solcher Ausdehnung anzünden und unterhalten zu können.“
    „Da kommt das Wasser zu Hilfe!“ lächelte er. „Bei solchem Sturm, wie für morgen zu erwarten ist, füllt der Fluß sich schnell mit Wasser. Die Wogen werden hoch am Felsen emporgetrieben und treten da in Risse und Rinnen ein, die in das trockene Bett hinunterführen. Wenn der Sturm sich nach der Ebbe mit der steigenden Flut verbindet, kommt es vor, daß der alte Fluß das eindringende Seewasser nicht zu fassen vermag. Es tritt dann über die Ufer und steigt auch dort noch mehrere Fuß empor, um an dem Weg längs der Felsen Spuren zu hinterlassen, die du nur deshalb nicht bemerkt oder nicht beachtet hast, weil du so etwas für ausgeschlossen hältst.“
    „Höchst wunderbar! Und einen solchen Sturm vermutest du grad für morgen, also für den Tag, an dem die Tschoban kommen und hier gezwungen werden sollen, Frieden zu halten. Ist das Zufall?“
    „Zufall?“ antwortete er. „Ich weiß, daß auch du nicht an den Zufall glaubst, Ssahib. Sobald der Mensch nicht künstlichen Gesetzen folgt, sondern nur den natürlichen, die ihm Gott gebietet, steht ihm die ganze irdische Natur als Helferin zur Seite. Dann geschehen Zeichen und Wunder, deren Zusammenhang mit unserem Wünschen und Wollen nur Gott allein erklären könnte, wenn wir klug und gläubig genug wären, ihn zu begreifen. Doch philosophieren wir nicht, sondern bleiben wir praktisch! Fassen wir dankbar zu, wenn uns der Himmel Hilfe schickt, obgleich wir nicht glauben, sie auf uns beziehen zu dürfen. Sie ist dennoch für uns bestimmt!“
    Als wir uns nach dem Essen von unserem Wirt und unserer Wirtin verabschiedet hatten, führte er mich an die See, wo ich sah, wie die Flöße gebildet und dann längs der Küste fortgerudert wurden. Dann ritt ich mit Halef noch nach dem ‚Felsentor‘, wo wir an derselben Stelle schlafen wollten, an der wir am ersten Abend nach unserer Ankunft hier geschlafen hatten, im weichen Sand, der zwischen schützenden Felsen lag, die den Sturm abhielten, falls er sich schon während der Nacht erheben sollte. Bei unserer Ankunft am ‚Felsenloch‘ fanden wir vor diesem schon solche Mengen Holz aufgestapelt, als ob wir glaubten, die beabsichtigten Feuer nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche brennen lassen zu müssen. Und das war gut, wie sich bald zeigen wird!
    Mein kleiner Hadschi Halef war, ganz gegen seine sonstige Art und Weise, heut abend auffallend still. Er fühlte, daß ich dies besonders bemerkte, und sagte, um mir eine Erklärung dafür zu geben:
    „Wir haben schon viel erlebt, Sihdi, aber so wichtiges, wie jetzt, wohl noch nie. Selbst jenes alte Ereignis im ‚Tal der Stufen‘, das dem gegenwärtigen so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher