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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II
Autoren: Karl May
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ihm zumuten durfte, Augen, Ohren und Nüstern in zehn Minuten voller Sand zu haben und um eines groben Dienstes willen, für den er viel zu fein und edel war, an einer Lungenentzündung zugrundezugehen. Ich verzichtete also darauf und kehrte mit dem Dschirbani und Irahd nach dem Felsentor zurück, um sodann mit Halef nach dem Felsenloch zu reiten, wo auch vierhundert Hukara lagen, die den Anprall der Tschoban auszuhalten hatten. Sie waren hierzu so wohl gerüstet, daß an ein Mißlingen ihrer Absicht gar nicht gedacht werden konnte. Denn das Wasser im Fluß war mittlerweile schon über einen Meter hoch gestiegen und begann nun, auch auf der Leeseite hereinzuströmen, nachdem sich der ungeheure Wogenschlag auch nach der westlichen Seite der Halbinsel der Ussul fortgepflanzt hatte. Nun, da die Füllung der Flußrinne von zwei Seiten aus geschah, war das Passieren des Felsenlochs nur auf dem schmalen Uferpfad möglich, und diesen hatte man mit einem mächtigen Holzhaufen versperrt, der nur angezündet zu werden brauchte, um jeden Versuch, ihn zu entfernen, zu vereiteln. Dabei standen die vierhundert mit ihren Waffen, um das Feuer unablässig zu schüren und jedes Vordringen der Feinde zurückzuweisen.
    Hierauf ritten wir nach dem südlichen Ende des Engpasses, wo sich, um mich militärisch auszudrücken, das Hauptquartier befand. Noch gestern abend hatte es draußen, vor den Felsenhöhen, auf der freien Ebene gelegen; jetzt aber war es wegen des Sturms hereinverlegt worden, wenn auch nur für die Menschen, denn für die vielen Pferde gab es hier innen keinen Raum. Die letzten vierhundert Ussul, das dritte Drittel, das nicht direkt mit dem Feind zu tun bekam, war mit der Unterhaltung der Zwischenposten, der Beschaffung von Wasser und Proviant und ähnlichen wirtschaftlichen Dingen betraut, die zwar nicht kriegerisch sind, aber doch zum Krieg und auch zum Sieg gehören. Ich erkundigte mich nach unseren Gefangenen und erfuhr, daß der ‚Panther‘ mich dringend zu sprechen wünsche; ich beschloß, noch im Laufe des Tages zu ihm zu gehen. Vor allen Dingen hatten wir unsere beiden Pferde, die wir jetzt nicht mehr brauchten, weil alle Wege zu Fuß gemacht werden mußten, so unterzubringen, wie es ihr Wert erheischte. Wir fanden zwischen schützenden Felsen einen Platz für sie, wo sie vor den Unbilden des Sturms geschützt waren und von niemand belästigt werden konnten.
    Von dem Augenblick an, da die Ankunft der Tschoban gemeldet wurde, war folgendes vorgesehen: Der Dschirbani sollte als Kommandant seinen Platz möglichst in der Mitte der Aufstellung haben. Er wählte sich hierfür eine Stelle, die oben an dem verborgenen Pfad fast grad auf halbem Weg zwischen dem Felsenloch und dem Felsentor lag. Da gab es ein überhängendes, ausgehöhltes Felsenstück, welches Platz für wohl ein Dutzend Personen bot und selbst beim ärgsten Regen trocken blieb. Von hier aus hatte man gleich weit nach den beiden Punkten, wo die Feuer brennen sollten, und die Meldungen und Befehle konnten hin und her gehen, ohne von den dazwischen, aber tief unten liegenden Tschoban bemerkt und aufgefangen zu werden. Der Dschirbani bat Halef und mich, ihm an dieser Stelle Gesellschaft zu leisten; ich aber wollte ihm soviel wie möglich freien Willen und freie Hand lassen und erwirkte also seine Einwilligung, dahin zu gehen, wohin es mir beliebte.
    Es war noch nicht Mittag, so gegen elf Uhr europäischer Zeit, als die in die Wüste hinausgesandten Posten mit der Meldung zurückkehrten, daß die Feinde im Anzug seien. Diese wackeren Hukara hatten vom Sand und vom Sturm viel auszustehen gehabt und ihre Sache sehr gut gemacht. Sie waren ungesehen geblieben und sahen sehr mitgenommen aus. In welchem Zustand mußten sich da erst die Tschoban befinden! Der Dschirbani begab sich sofort nach seinem Posten. Wir beide, nämlich Halef und ich, schnallten meinen zwei Hunden so viel Proviant und Wasser auf, als wir von heut bis morgen brauchten. Dadurch machten wir uns frei von Ort, Zeit und Pflege. Dann gingen wir am immer höher wachsenden Fluß bis zum Felsentor. Indem wir hierbei die Falle in ihrer ganzen Länge durchschritten, sahen wir, daß die Hukara jede Spur von sich und uns sorgfältig vertilgt hatten. Das machte mich noch ruhiger und zuversichtlicher, als ich ohnehin schon war. Vom Felsentor aus nahmen wir genau denselben Weg empor, den wir mit Merhameh hinaufgestiegen waren. Da oben wütete der Sturm so heftig, daß man sich zuweilen festhalten mußte, um
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