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2499 - Das Opfer

2499 - Das Opfer

Titel: 2499 - Das Opfer
Autoren: Uwe Anton
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und so fort... Auf diese Art könnte TRAITOR in den Friedensfahrern, die überdies durch den WELTWEISEN verstärkt werden, in der Tat ein ernst zu nehmender Gegner erwachsen.
    Der Gedanke bereitete ihm eine gewisse Befriedigung. Sie hatten TRAITOR nicht besiegen können, nur vertreiben. Das hatte ihn, wenn er ehrlich zu sich selbst war, zutiefst geschmerzt. Am liebsten hätte er die Terminale Kolonne mit Stumpf und Stiel ausgerottet.
    »Es wird dauern«, sagte Ekatus Atimoss. Das 80 Zentimeter große reptiloide Dualwesen saß in dem Schwebestuhl, auf den es angewiesen war, da die beiden Körperhälften sich permanent abstießen und es unter ständigen Schmerzen litt. Sowohl der schildkrötenhafte EkatusKopf mit dem Schnabel und den großen hellblauen Augen als auch der eidechsenhafte Atimoss-Kopf mit den intensiv grün leuchtenden Augen und der dreifarbigen, dreifach gespaltenen Zunge musterten Perry eindringlich. »Aber wir werden Erfolg haben. Zumal ich mit einigen meiner ehemaligen Kollegen noch ein kleines Bratfedervieh zu rupfen habe. Wenn ich da nur an Zarmaur denke ...«
    »Euer Entschluss steht also fest?«
    »Ich habe mich auf die Seite der Friedensfahrer gestellt und werde die THEREME II auf dem Weg nach Rosella Rosado begleiten!«, sagte der Dual.
    Ein Aderlass, dachte Perry. Aber wir müssen ihn verkraften. Falls sie mit dieser verrückten Idee tatsächlich Erfolg haben sollten, ist Ekatus Atimoss an dieser Front viel besser aufgehoben als an jeder anderen.
    Kantiran sagte nichts.
    Eine ganze Weile nicht. »Wir werden uns jetzt mit unseren OREON-Kapseln auf den Weg machen«, meinte er schließlich.
    Perry erhob sich. Das ist vermutlich ein Abschied auf alle Zeiten, dachte er. Ich werde dich niemals wiedersehen. Du bist mein Sohn, und ich habe nicht gewusst, dass du geboren worden bist, sonst hätte ich mich sofort um dich gekümmert. Wir haben keine Chance gehabt. Und nun gehst du, bevor ich Gelegenheit habe, dich richtig kennenzulernen.
    Es schmerzte. Nach dem Verlust der Aura der Ritter der Tiefe, nach dem Opfer, das er gebracht hatte, schmerzte dieser zweite Verlust umso stärker.
    Er hätte ihn gern umarmt, aber Kantiran wäre diese Geste unangenehm gewesen. Und ihm war sie es auch, wenn er ehrlich war.
    Er reichte ihm nur die Hand.
    Kantiran drückte sie.
    Fest, aber nicht zu fest.
    Die anderen nickten ihm nur zu, und dann gingen sie.
    Sein Sohn Kantiran.
    Dr. Laurence Savoire, der Avatar des WELTWEISEN.
    Generalin Kamuko, die Gründermutter.
    Und Ekatus Atimoss, der Dual.
    Er hatte nicht loslassen wollen, aber er hatte loslassen müssen.
    Kantiran hatte ihm keine andere Wahl gelassen.
    Und, wer weiß, dachte Perry, vielleicht hast du sogar das Richtige getan, mein Sohn. Vielleicht hat es nie eine Zukunft für uns beide gegeben.
    Mondra saß neben ihm und beobachtete gemeinsam mit ihm auf den Holos, wie kurz darauf auch der Rest der Flotte in die Hangarhallen von CHEOSTAI einschleuste, bis im Vat-System nur noch Einheiten der NK Hangay zurückblieben.
    Ich habe viel gewonnen, dachte Perry. Ohne Mondra hätte er vielleicht verzweifelt. Das Überleben der Lokalen Gruppe.
    Aber ich habe auch viel verloren.
    Ich habe ein Opfer bringen müssen. Meine Ritteraura.
    Und ich habe die Chance verpasst, meinen Sohn kennenlernen zu können.
    Welcher Verlust wiegt schwerer? Er hatte keine Antwort darauf. Aber er hatte noch immer sein Leben und die relative Unsterblichkeit. Und Mondra. Und die Menschheit.
     
    10.
    Terra
    1. Dezember 1347 NGZ
    Auf Terranias Straßen tanzten die Menschen, und Reginald Bull hätte am liebsten mit ihnen getanzt. Sich unter sie gemischt, mit ihnen gefeiert, wildfremde Menschen in den Arm genommen, ihnen die Hände geschüttelt.
    Doch er stand im großen Mediensaal der Solaren Residenz und sah in die Holokameras, die auf ihn gerichtet waren. Er mochte den Rummel um seine Person genauso wenig wie den Umstand, dass es hier in diesen heiligen Hallen von Medienvertretern nur so wimmelte. Er wusste jedoch, welche Bedeutung dieses Ereignis für alle Wesen hatte, deren Heimat das Sonnensystem war oder die hier Schutz vor TRAITOR gefunden hatten.
    »Jetzt!«, erteilte der Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner den Befehl, und der Kristallschirm rings um das Solsystem erlosch. Zum ersten Mal seit vielen, vielen Monaten würden die Menschen bald wieder die Sterne sehen.
    Die richtigen Sterne, nicht die, die man auf den TERRANOVA-Schirm gespiegelt hatte, um ihnen einen Himmel
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