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2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten
Autoren: Wim Vandemaan
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Sühneopfer?
    Interessant? Eisblaues Lächeln. Diese Schwarzen Löcher sind nichts als kosmische Konservendosen. Ein Lichtarchiv.
    Das Savoirebewusstsein maß den Raum mit seinen neuen, entstofflichten Wahrnehmungskompetenzen. Sterne, deren Radien negativ waren.
    Schiere, leere Turbulenz.
    Tiefer, tiefer. Als hätte er die unterste Region der Gehenna erreicht und dort, in ihrem Fundament, eine Falltür geöffnet ins Gegenörtliche, in die nullte Dimension, in den Traum einer Halluzination vom Nichts.
    Für alles in der Welt gibt es einen Namen, und es gibt sogar Namen für Dinge, die es nicht gibt, für Gegenstände und Kreaturen, die der Fantasie entspringen: hilfreiche Geister ...
    Nein - an diesem Ort hafteten keine Namen, war nichts zu begreifen.
    Tiefer, immer noch tiefer.
    Savoire hing über der Finsternis. Die Finsternis war wie ein schwarzes Auge, geschlossen von einem Lid aus vereister Zeit.
    Das Auge öffnete sich. Es starrte Savoire an. Savoire sah: einen schwarzen Schatz, den der Tod angehäuft hatte seit Anbeginn. Jammer und Schrecken, die Qual, eine geschundene Welt, allem Menschlichen so abgewandt, dass es nicht einmal mehr Feindschaft war, Lebens- oder Geistesfeindschaft, sondern die Ungültigkeit von allem.
    Denk genauer hin.
    Was für ein wesenskalter Satz. Wer hatte ihn gesagt? Savoire drehte sich um, was immer das hieß: Wendete sein Selbst in jede denkbare Richtung, und der Richtungen war kein Ende. Alles zugleich.
    »Wer bist du?«
    Welcher von den Prozessoren hatte gesprochen?
    Niemand von den Prozessoren, natürlich. Älter. Hoch an Jahren, Jahrmillionen. Vorgerückt aus einer fremden Vergangenheit. Nichts gemein.
    Es sagte: Denk genauer hin. Gib dich nicht zufrieden mit dem Schrecken. Empöre dich gegen dein Denken. Da es anders ist als alles, musst du anders werden, um es zu sehen!
    »Aber ich sehe doch. Ich sehe zerschundene Raumzeit, höre das Heulen der Schwerkraft und den Schrei der Materie, die niederfährt in die Kluft.«
    Das ist nicht alles.
    Die Stimme hatte recht. Sie leitete ihn wie eine milde, aber unwiderstehliche Strömung. Schließlich entdeckte er es. Etwas war dort. Etwas sichtete die Vernichtung, schöpfte die Gischt des Todes ab, saugte, brachte das nichtig Gemachte in Fluss.
    Die Stimme sagte: Schönheit, einmal eingesehen, entrückt der Vergänglichkeit.
    Der Weisung der Stimme folgend, entdeckte Savoire die Schönheit. Unter seinen imaginären Augen wandelte sich alles, es zeigten sich Springquellen und Quellfassungen aus porösem Raum-Zeit Schaum, zerstiebende Brunnenstuben, Ströme und Feldlinien von vieldimensionalen Kraftfeldern. Energiekavernen, Einfriedungen aus dunkler Energie, Gravitationsweiden.
    Und alles umspülte, stieg und sank, rann und brandete um ein Gebilde von geradezu Demut erzwingender Herrlichkeit, eine Maschine, die der Allmacht so nahekam wie kein anderes Ding im Diesseits, ein Bauwerk, das hinaufragte in die Sphären des Hyperraums, seine Kraft aber schöpfte aus dem Urgrund Athaniyyons.
    Savoire lag erschüttert im Angesicht der Pracht. »Was ist das?«
    Die Stimme, die die Stimme des WELTWEISEN war, sagte: Das ist eine urbar gemachte Region der Akkretions-scheibe von Athaniyyon. Das ist die Nadel des Chaos.
    Was sie hegt, was sie säumt und umrankt, sind die dunklen Gärten von
    GLOIN.
     
    Äonen zuvor:
    Winterwelt
    Wenn der Winterkrieg sich dem Ende neigte, ging der Winterkhan seinen Weg. Immer führte dieser Weg an den Eisernen Sonnen vorbei. Es kam vor, dass die Gespenstertiere aus den Zisternen stiegen, still und totensatt, und ihre Fluken sich in den Aluminiumseen spiegelten.
    Der Khan achtete ihrer nicht.
    Im Winter war das Firmament vereist. Nur hier und da tönte eine der Sonnen, die die Alten Khane in Fanfaren verwandelt hatten, klang der Jubel der komponierten Neutronensterne bis hinab zu den Lebensinseln des Khanats.
    Dann setzte sich der Winterkhan auf den Totenthron und schaute über das Gräberfeld hin.
    Schaute, ob sich nicht eines der Gräber öffnen würde für ihn.
    Mein Ältervater hatte mich in vielen Wintern mitgenommen. Ich mochte die Eisernen Sterne nicht und den Rost, der auf den Pfad flockte. Denn ich glaubte, das Khanat rosten zu sehen unter den Eisernen Sonnen. Ich mochte auch die Fanfarenstöße der Neutronensterne nicht, das klang wie der Schrei gequälter Sirenen.
    Aber ich mochte den Winterkhan sitzen sehen, hoch über den Gräbern, und ich habe jedes Mal und für jeden von ihnen gehofft, dass sich eines der
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