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2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten
Autoren: Wim Vandemaan
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»Dewlet Ghiray. Heute noch Bey, morgen schon Viggon, übermorgen Khan.«
    »Das hättest du wohl gern!« Ich lachte. »Der erste Khan aus dem Geschlecht der Dewlets.«
    »Oh, ich bin mir sicher, keiner deiner Beiväter hätte etwas gegen ein Khanat einzuwenden. Große Ehre, viel Ehrgeschrei.«
    »Sollen sie schreien, was sie wollen«, sagte ich. »Ich will ein Grab, Ältervater. Und nicht im Rost der Eisernen Sterne verwesen.«
    »Ein Grab? Was für ein bescheidenes Ziel für einen jungen Helden«, sagte mein Ältervater.
    »Bescheiden oder nicht: Grab und Khan, das geht nicht mehr zusammen.«
    »Früher ging es zusammen. Viele Khane liegen in den Gräbern.«
    »Aber seit Jahrtausenden hat sich keines mehr geöffnet«, sagte ich. »Wenn sich denn überhaupt je eines geöffnet hat. Vielleicht sind das alles Legenden.«
    »So?«
    »Was meinst du denn?« »Wer bin ich, einem Bey gegenüber zu meinen?«
    Über den Türmen des Stammesheims wehten die Energiegloriolen des Winterkieges donnerblau. Die Gespenstertiere sangen in der Zisterne.
    »Daheim«, sagte ich und pfiff erleichtert.
    Mein Ältervater drehte den Sinnenschirm hin und her.
    »Soso«, sagte er. »Soso.«
    *
     
    »Was für ein wunderbares Schiff, nicht wahr?«
    Mein  Ältervater hatte  mich zum Raumhafen begleitet. Die KHAN ANSOUR CHUCCOU glänzte im Licht des Mondes. Fast ein Jahr hatte es gebraucht, das neue Triebwerk zu installieren. Die Sternentrajekte waren schon seit einiger Zeit mit Sphäroniumfeldgeneratoren ausgerüstet. Endlich befähigte uns die fortschreitende Miniaturisierung der Winterwelttechnologie, auch die kleineren Kriegsgaleeren flugtauglich zu machen für die Dämmerungszone zwischen der fünften und der sechsten Dimension.
    Die Pho setzten die Sänfte ab. Mein Ältervater spannte den Sinnenschirm aus.
    »Sei ein Held!«, rief er laut und weithin hörbar; dann fügte er leise hinzu: »Wenn nicht: auch nicht tragisch. Das Leben an sich ist ein insgesamt angenehmer Vorgang, und manchmal scheint mir, als wäre zu leben dem Eingang in die Imaginären Urkunden vorzuziehen.«
    Ich wippte tadelnd mit dem Sinnenschirm. »Die alten Khane ... «
    »Die alten Khane«, unterbrach mein Ältervater, »haben nicht periodisch Winterkriege geführt. Sie führten Kriege überhaupt eher selten, ja, es soll Khane gegeben haben, die ohne einen einzigen Winterkrieg geherrscht haben.«
    Ich lachte. »Woher hast du diesen Unsinn?«
    »Unsinn oder nicht: Es ist wahr.«
    Ich seufzte. »Ach Ältervater. Mal abgesehen davon, dass es an Hochverrat grenzt, so einen Unfug zu erzählen: Wozu sollte es Winterkhane geben, wenn nicht um Winterkriege zu führen?«
    »Ja, warum wohl?«
    Ich seufzte. Die Antigravbarke setzte zur Landung an. Ich sah mich noch einmal um, Richtung Stammesheim. Alles war wie immer: Aus den Zisternen tönte der Gesang der Gespenstertiere. Über seinen Türmen wehten die Energiegloriolen des künftigen Winterkieges - aber mir war, als leuchtete ihr Donnerblau intensiver als je zuvor. Ich schaute.
    »Was ist?«, fragte mein Ältervater.
    Ich riss mich los. »Nichts«, sagte ich und stieg in die Barke. Kurze Zeit später startete sie. Im Plastbild sah ich meinen Ältervater. Er stand so still.
    Er ist alt geworden, so alt, dachte ich. Er hat sich ans Leben gewöhnt. Deswegen fürchtet er seinen Verlust. Als wäre das Leben an sich von irgendeinem Wert.
    Ich musste lachen. Was für ein Gedanke. Das Leben an sich.
     
    9. November 1347
    11.45 Uhr
    Nicht der leiseste Zweifel
    Rhodan stand an einem schmalen Pult, die Hände leicht aufgestützt. Er schob eine Lesefolie zurecht, beschrieben mit einigen wenigen Stichworten.
    Der Korvettenhangar der JULES VERNE war von den drei PHOBOS-Korvetten freigezogen worden. Zwölf OREON-Kapseln befanden sich im Hangar, acht hatten auf dem Boden aufgesetzt, vier schwebten auf Antigravpolstern in der Luft.
    Wie ein stillstehender Regen aus grünen Riesentropfen.
    Die zwölf Kapseln repräsentierten die OREON-Flotte, die sich rund um die JULES VERNE versammelt hatte, nachdem das Schiff aus CHEOSTAI ausgeschleust worden war.
    Vor den gelandeten Kapseln standen die Besatzungsmitglieder, jeweils eine kartanische Vibra-Staffelpilotin und ein Friedensfahrer von teils exotischem Aussehen. Einige erinnerten von fern an irdische Tiere: ein ins Riesenhafte vergrößerter Kolibri mit rubinrot glühendem Stirnauge; ein Wesen, das einem Eisbären ähnelte, der sich ein Jaguarfell übergeworfen hatte. Einer der Friedensfahrer
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