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2480 - Die Prognostiker

Titel: 2480 - Die Prognostiker
Autoren: Unbekannt
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gängigen Gebrauchsgegenstände nur Fassade und wohl kaum als das funktionsfähig waren, was sie darstellen sollten. Hinter den Servoautomaten der Küchenzeile verbargen sich Kodierpositroniken, hinter den Trivid- und Holo-Projektoren Rechner oder Terminals zu externen Datenbänken.
    Aber das alles interessierte ihn in diesem Augenblick nicht.
    Tark Kluf lag vor ihm auf dem Boden, auf dem Rücken, äußerlich unverletzt, die Augen geschlossen, aber den Mund weit geöffnet, als würde ein letzter Atemzug auf ewig entweichen. Er trug eine gängige Montur der Arbeiterschaft.
    Unauffälligkeit, lautete die Devise, doch Atarin verfluchte ihn nun wegen seiner Unvorsichtigkeit und überschätzten Selbstsicherheit, die ihn das Leben gekostet hatten. Er fragte sich, ob und welche verborgenen Ausrüstungsgegenstände die Kleidung enthielt.
    Er vertraute auf die Rückendeckung, ignorierte jegliche Vorsicht, kniete neben seinem Vorgesetzten nieder und untersuchte ihn noch einmal flüchtig mit seinen eigenen Geräten.
    Am Ergebnis änderte sich nichts.
    Tark war tot.
    Man sah ihm seine 84 Jahre nicht an, seine Haut war straff, sein Haar voll, der Körper schlank und sehnig. Und trotzdem war das Leben aus ihm gewichen, plötzlich, unvermittelt, ohne Vorwarnung.
    In ihrem Beruf musste man damit rechnen.
    Warding Atarin hob den Kopf, um sich erneut in dem Wohnraum umzublicken, als ihn scheinbar aus dem Nichts ein Energiestrahl traf.
    Er kam nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen.
     
    *
     
    Die Positronik seines getarnten Einsatzanzugs reagierte gedankenschnell und baute den Energieschirm auf. Natürlich konnte er auf Arkon III nicht in einem vollwertigen Kampfanzug herumlaufen, aber seine Ausrüstung bot einen gewissen Minimalschutz, sonst hätte er den getarnten Mörder nicht einfach ignoriert. Zwei, vielleicht drei Schüsse aus einer Energiewaffe würde der Schirm verkraften, mehr aber nicht.
    Der Strahl wurde zerfächert, und ihn umgab kurz gleißende Helligkeit.
    Atarin warf sich zur Seite und robbte in die fadenscheinige Deckung eines Allzwecktisches, ohne diese jedoch zu erreichen.
    Arna und Oksa hatten das Ziel erfasst und schossen gleichzeitig. Sie hatten die Deflektorschirme aktiviert, und der Effekt war genauso bizarr wie der, dem er fast zum Opfer gefallen wäre: Mitten aus der Luft schienen sich zwei Energiestrahlen zu lösen und ein unsichtbares Ziel zu erfassen.
    Einen Moment lang flackerte es strahlend hell vor ihm, keine fünf Meter entfernt.
    Im Kriechen warf Atarin sich herum und schoss ebenfalls. Er hörte einen hohen, gellenden Schrei.
    Eine Gestalt wurde umrisshaft sichtbar; er konnte keine Einzelheiten ausmachen, sah nur, dass sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung über ein Sitzmöbel hechtete und dahinter abrollte.
    Im Kreuzfeuer der drei Energiestrahlen war der Schutzschirm von Tarks Mörder zusammengebrochen und mit ihm die Deflektoreinheit. Sie mussten ihn quasi auf frischer Tat ertappt haben, waren nur wenige Sekunden zu spät gekommen.
    Wenn wir vor der Tür nicht so lange gezögert hätten, hätten wir ihn vielleicht noch retten können, dachte Warding, und der Schmerz breitete sich mit einer kaum erträglichen Intensität in ihm aus.
    Er zwang sich, ihn zu unterdrücken.
    Die Lage war prekär. Sein Deflektorschirm und die seiner Agentinnen funktionierten zwar, aber auf so engem Raum bot dies keinen wesentlichen Vorteil. Der feindliche Agent würde ebenfalls Energiemessungen vorgenommen haben und wissen, dass sie hier und zu dritt waren. Außerdem hatte er die Strahlen aus ihren Waffen gesehen. Er brauchte bloß auf Dauerfeuer zu schalten, um ihre Position zu erkennen.
    Aber das konnte er nicht tun. Ein Sperrfeuer in diesen beengten Räumlichkeiten bedeutete das Todesurteil für sie alle.
    Im nächsten Augenblick wurde Atarin eines Besseren belehrt. Sein Gegenspieler schoss tatsächlich, zielte aber nicht auf ihn oder die beiden Agentinnen, sondern auf den Tisch in der Mitte des Wohnraums.
    Das Möbelstück ging sofort in Flammen auf. Atarin glaubte zu spüren, wie eine Hitzewelle auf ihn einschlug, aber das war natürlich Unsinn; der Schutzschirm bewahrte ihn davor. Beißender Rauch breitete sich in dem nicht besonders großen Raum aus. Der TLD-Agent fluchte lauthals; jetzt hätte er etwas für einen echten Kampfanzug mit funktionsfähigen Systemen gegeben.
    Durch die fetten schwarzen Schwaden sah er die Umrisse einer Gestalt, die jegliche Gefahr zu ignorieren schien und zur Tür des
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