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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN
Autoren: Unbekannt
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Zeitmaschine aufgewiesen!
    Jenes Phänomen im Hyperraum war also nicht nur aufgrund einer Reise durch den Raum, sondern auch durch die Zeit entstanden, gekoppelt mit den besonderen Bedingungen einer beginnenden Retroversion.
    Es ist eine einmalige Gelegenheit, hatte sie gedacht. Oder war es jemand anders gewesen, der diese Gedanken in sie gelegt hatte?
    Ihre Hände schlossen sich um das Etui des Vektor-Helms am Gürtel, dann schlief sie ein.
     
    *
     
    „Tag 23", sagte sie zu sich selbst und zu der automatischen Aufzeichnungseinheit in der Zentrale der Space-Jet. „Liste dessen, was ich mir für heute vorgenommen habe."
    Es folgte die stupide Aufzählung der anstehenden Reparaturarbeiten in ihrer Behausung, in der sie durch die Ewigkeit des Alls trieb.
    Zunächst der routinemäßige Sensorscan, der an diesem Tag genau dasselbe erbringen würde wie an den 21 Tagen zuvor, seit die Überlicht-Ortung zumindest zu 90 Prozent wieder funktionierte: nichts außer jenen beiden namenlosen Galaxien, die so weit entfernt waren, dass sie sie mit der Technik der Space-Jet niemals erreichen konnte.
    Nicht zu Lebzeiten.
    Wie sehr sie den Anblick inzwischen hasste. Sie wusste nur eins mit Bestimmtheit: Keine der Galaxien war Tare-Scharm, keine Phariske-Erigon, keine auch nur irgendeine Galaxis, die sie kannte. Wo auch immer sie sich befand, es war weiter weg, als es eigentlich möglich sein dürfte.
    Die Aufzeichnungen des Bordrechners während jenes verhängnisvollen Hyperraum-Effekts waren eindeutig.
    Solange der Effekt angedauert hatte, war keine Zeit vergangen. Erst als sich die tentakelartige Protuberanz löste und die Space-Jet irgendwo in den Normalraum schleuderte, hatte sich das wieder geändert. Danach hatte Kamuko acht Stunden und dreiunddreißig Minuten in Bewusstlosigkeit verbracht.
    Exakt jene acht Stunden und dreiunddreißig Minuten, die seit dem misslungenen Einschleusungseffekt in die JULES VERNE in der Negasphäre vergangen waren.
    Es konnten allerdings ebenso gut acht Jahrmillionen und dreiunddreißig Jahrtausende gewesen sein. Wo lag der Unterschied, wenn Rhodan sein Schiff in eine Zeitmaschine verwandelt hatte?
    Für die Aeganerin stellte sich also nicht nur die Frage, wo sie sich befand – sondern zugleich, wann. Die zweite Frage war noch drängender als die erste.
    Wenn sie je Phariske-Erigon oder Tare-Scharm erreichte – was würde sie dort vorfinden? Gab es die Negasphäre dann noch in Resten, oder war die Retroversion längst vollendet? Befand sie sich so weit in der Zukunft, dass Tare-Scharm und ihre Heimat vielleicht gar nicht mehr existierten? Oder – nicht minder erschreckend – hatte sie der Effekt in die Vergangenheit geschleudert, und stand all das Grauen der entstehenden Negasphäre womöglich noch bevor? Lebte ARCHETIM noch, und musste sie die Superintelligenz nicht warnen?
    „Hör auf", sagte sie in die leere Zentrale. „Diese ganzen Fragen treiben mich in den Wahnsinn! Ich kann sie ohnehin nicht beantworten, also sollte ich auch aufhören, sie mir zu stellen!"
    Doch das war leichter gesagt als getan. Ihre Gedanken liefen ganz von allein Amok, und jede neue Frage gebar eine weitere.
    Sie ging an die Arbeit. Vor der letzten Schlafperiode hatte sie eine Konsole aufgeschraubt und darin Hunderte von geschmolzenen Verbindungsstücken entdeckt. Sie alle voneinander zu isolieren und neu zu verbinden würde einige Tage in Anspruch nehmen. Eine langweilige Arbeit.
    So eintönig, dass sie ganz automatisch verrichtet werden konnte. Es war nicht nötig, dass sie groß darüber nachdachte.
    Sie konnte genauso gut jene Kette von Überlegungen anstellen, die sie bereits tausendmal gequält hatten.
    Kamuko war die Auserwählte ARCHETIMS, die Prinzipa, vielleicht das mächtigste Wesen in Phariske-Erigon.
    Wunderbar.
    Ihr stand die Nachtlicht-Rüstung zur Verfügung.
    Herrlich.
    Doch sie hatte sich diese Hightech stehlen lassen, noch bevor der erste Einsatz gekommen war.
    Schlussfolgerung: Sie war eine Versagerin!
    Als sie die Rüstung endlich in der Finalen Schlacht zurückerlangt hatte, war sie zu keiner Zeit in der Lage gewesen, sie einzusetzen.
    Schlussfolgerung: Sie war eine Versagerin!
    Ihre eigentliche Aufgabe, ARCHETIM und dessen Schlachtflotte zu beschützen, hatte sie zu keiner Zeit erfüllt.
    Schlussfolgerung: Sie war eine Versagerin!
    Ihre ganze Existenz war eine einzige Chronologie des Versagens. Das Ergebnis ihres Lebens waren unzählige Opfer in der Finalen Schlacht.
    Es gab nur eine Lehre,
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