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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN
Autoren: Unbekannt
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aufsetzen.
    Sie hatte sich geschworen, nie wieder in eine Schlacht zu ziehen, und gerade der Helm war ein Kriegswerkzeug, dazu erschaffen, in einer Negasphäre für eine Kriegsherrin Orientierung zu ermöglichen, damit sie ihre Truppen dirigieren konnte.
    Nein, der Helm würde für alle Zeiten in seinem Etui verbleiben. Dort gehörte er hin!
    Aber ... warum träumte sie dann inzwischen jede Nacht von den alten Zeiten?
    Warum sah sie sich als ARCHETIMS Generalin in den Wehen der Finalen Schlacht? Warum verlief diese Schlacht anders, wenn sie schlief, als sie in der Realität verlaufen war? Da führte sie die Truppen gegen TRAITOR, da sah sie die Chaotischen Zellen und umschiffte sie, da war sie die strahlende Heldin in der Nachtlicht-Rüstung, der kompletten Rüstung, da beherrschte sie die Elemente und kämpfte, weil ...
    Sie stockte.
    Das war es. Sie kämpfte, weil die Rüstung kämpfen wollte.
    Dafür bin ich gemacht, dachte sie, dafür sind wir beide gemacht.
    Sie kicherte und heuchelte Zustimmung, fragte sich jedoch, wer da überhaupt mit ihr sprach – die Rüstung besaß keine eigene Stimme, die in ihren Gedanken reden konnte. Also musste sie selbst es sein. Oder doch nicht?
    „Deprot!"
    Ihr Begleiter fixierte sie, sie bemerkte es am Aufleuchten dreier Dioden in der Schädelsektion. „Was kann ich für dich tun?"
    „Ich will dir danken, wieder einmal.
    Du hast mich auf etwas Wichtiges aufmerksam gemacht. Die Rüstung vereinnahmt mich viel zu sehr. Ich werde sie nun ablegen."
    „Willst du, dass ich den Vorgang dokumentiere und archiviere?"
    „Es kann nicht schaden." Kamuko griff nach der Beinbrücke, um sie abzulegen.
    Erst als sie sich mit leeren Händen nach unten beugte, stellte sie fest, dass sie sie nicht einmal berührt hatte.
    Sie fasste nach dem Brustpanzer, fühlte seine kalte und erhabene Struktur und löste ihn von ihrem Oberkörper.
    Zumindest wollte sie es. Ihre Arme verweigerten die Bewegung.
    „Wie kann das sein? Diese Probleme habe ich sonst nicht, wenn ich mich reinige."
    Deprot näherte sich ihr. „Ich kann nicht in deine Gedanken schauen, aber die Logik gibt darauf eine ganz einfache Antwort. Dies ist das erste Mal, dass du die Rüstung dauerhaft ablegen willst.
    Eine psychische Blockade verhindert dies. Dein Gehirn befindet sich mit sich selbst im Widerstreit."
    „Mit mir selbst", wiederholte sie. „Ich bilde mir schon ein, dass die Rüstung mit mir redet. Dabei bin ich selbst es!
    Ich bin ja geradezu besessen."
    „Du trägst das Produkt einer überlegenen Technologie. In diesem Fall sollte man nichts für unmöglich halten."
    Mit einer beiläufigen Bewegung wollte Kamuko das Etui des Vektor-Helmes vom Gürtel haken, doch sie wusste von vornherein, dass sie auch dieses Utensil weder verlieren noch nach der Körperreinigung vergessen konnte.
    Aber in einem Punkt würde sie die Kontrolle nicht abgeben. Niemals und unter keine Umständen.
    „Hör meinen zweiten Schwur", sagte sie zu Deprot. „Ich werde den Vektor-Helm nie wieder anlegen. Die Rüstung und ich, wir mögen verbunden sein – aber in mancher Hinsicht sind wir ebenso ..." Sie vermochte das letzte Wort nicht auszusprechen.
    „Feinde?", schlug Deprot vor.
    Rendezvous „Warum bin ich nicht tot?", fragte Kamuko.
    Deprot drehte seinen Kegel-Körper. „Wieso fragst du das?"
    „Dies ist Tag 39.823."
    „Das weiß ich. Was ist daran so anders als an 39.822?"
    Die Generalin lag am Boden, auf ihrer Matratze, die sie vor Jahren aus dem Schlafraum in die ehemalige Lagerhalle geräumt hatte, weil dort jenes leise Summen, das in der Luft lag, besser zu hören war als irgendwo sonst in der Space-Jet; jenes leise Summen, das sie dank seiner Frequenz an das Vibra-Psi erinnerte.
    Natürlich löste es nicht den inneren Schmerz und die Verwirrung aus, die in der Negasphäre allgegenwärtig gewesen waren, aber es besaß eine entfernte Ähnlichkeit. Daran erinnert zu werden war ebenso widerwärtig wie gut. Und richtig, denn es steigerte Kamukos Qual.
    Manchmal vermutete die Prinzipa, dass sie nur deshalb nicht den Verstand verlor, weil die innere Pein eine Klarheit bewirkte, wie sie sie nie zuvor kennengelernt hatte. Der Schmerz schenkte Erleuchtung und hielt sie zugleich am Boden der Realität, denn er beschäftigte sie.
    Seit hundert Jahren und länger. Wahrscheinlich lebte sie nur deshalb noch immer, um diesen Schmerz auch weiterhin empfinden und bis ins letzte grauenhafte Detail auskosten zu können.
    Deprot näherte sich aus der Ecke
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