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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN
Autoren: Unbekannt
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immer sie wollte.
    Es sah ganz so aus, als gäbe es nie eine Erlösung von ihrer Odyssee durch diese kleine Welt mitten im Nichts des Leerraums. Kamuko konnte noch nicht einmal sterben, sogar dieses einfachste Grundrecht jedes Lebewesens war ihr verwehrt.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass all dies die gerechte Strafe für ihr Versagen darstellte.
    Konnte es eine perfektere Buße geben?
    Man nehme eine Aeganerin, verpasse ihr die Aussicht auf eine glorreiche Zukunft als direkte Dienerin des Retters ihres Volkes, des Glücks und des Lichts, verleihe ihr ein unfassbar erhabenes Machtinstrument der Kosmokraten.
    Doch die Aeganerin versagt, und schon ist das Potpourri für eine Straftäterin intergalaktischen Ausmaßes bereit: Man gebe einen Beauftragten der Kosmokraten hinzu ...
    Natürlich ist er das, dieser Perry Rhodan, auch wenn er nichts davon wissen will. Aber seine Aura beweist es. Er ist gekommen, mich zu strafen, dieser perfekte Terraner, den ich sogar auserwählte, mit ihm einen Nachkommen zu zeugen. Wie naiv ich war, wie wenig ich die wahre Bedeutung seines Auftauchens in unserer Zeit erkannte.
    ... und ein mächtiges Schiff, das diesem als Zeitmaschine dient. Man schicke die Straftäterin in das hyperenergetische Chaos einer Proto-Negasphäre und ziehe sie in das ndimensionale Feld der Zeitmaschine, schleudere sie irgendwohin ins Nichts, zu irgendeiner Zeit, und lasse sie dort. Ein einfaches Leben genügt allerdings nicht zur Strafe, nein, ewiges Leben muss es sein, eine niemals endende Odyssee im Nichts einer winzigen Space-Jet, die alleine und einsam treibt, alleine und einsam, alleine und einsam.
    Deprot war eine willkommene Abwechslung gewesen für hundert Jahre, vielleicht auch noch für weitere hundert, aber irgendwann würde Schluss sein.
    Ihre Existenz war eine perfide Strafe, wie sie nur die Hohen Mächte für Versager ersinnen konnten. Deshalb also hatte Kamuko zwar so viele Bereiche der Technik ihrer kleinen Welt namens JV-1-SJ-10 wiederherstellen, nicht jedoch den Hypersender mit seiner jämmerlichen Reichweite von fünf Lichtjahren verstärken können.
    Alles passte wunderbar zusammen.
    Alles erklärte sich, wenn sie in dieser Richtung dachte.
    Alles ergab einen Sinn.
    „Kamuko!" Deprots plärrende Stimme riss sie aus dem schönsten Schlummer des Verderbens und der Selbstverzweiflung. „Du stehst seit Stunden völlig starr! Ich sorge mich um dich."
    Sie bog ihren Rücken durch. Alles schmerzte, Gelenke krachten, und Muskeln schrien. Daran konnte auch die Nachtlicht-Rüstung nichts ändern. „Du machst dir Sorgen um mich? Wie überaus freundlich."
    Kamuko packte Deprot an der Kopfsektion, hob ihn hoch und schmetterte ihn gegen die Wand.
    Es krachte, gefolgt von einem metallischen Widerhallen. Welch wohltuend abwechslungsreiches Geräusch, wie sie es seit hundert Jahren nicht gehört hatte.
    „Aber Kamuko", sagte Deprot. „Was tust du? Ich habe doch nur ..."
    Die weiteren Worte gingen in einem erneuten Krachen unter. Dann schepperte der Robot auf dem Boden. Seine multigelenkigen Laufbeine knickten ein und wollten den Kegel-Leib wieder aufrichten.
    Kamuko packte einen Greifarm und riss ihn aus, schwang ihn wie eine Keule und drosch auf den Roboter ein. Der erste Aufprall schickte einen kurzen Schmerzimpuls durch ihr Handgelenk und den Arm bis in den Nacken. Den zweiten spürte sie schon nicht mehr.
    „Strafe!", schrie sie.
    Wie seltsam, sie sah genau auf eine der Dioden, als sie zerplatzte. Etwas Scharfkantiges sauste durch die Luft und ritzte Kamukos Haut an der Wange. Feuchte Wärme rann über ihr Kinn und tropfte in die Halskuhle.
    Sie hob das rechte Bein und trat zu, sprang dann in die Höhe und trampelte auf ihrem Gesellschafter, hörte Verbindungen bersten und das Kreischen von Metall, das sich verformte.
    Irgendwann drehte sie sich um und ging weg.
    Zehn Tage später führte sie zum ersten Mal einen verkleinerten Rundgang durch. Die Sektion der Space-Jet, in der Deprots Überreste lagen, erklärte sie zur Verbotenen Zone. Das konnte sie leicht, denn es musste sich ja niemand außer ihr an das Verbot halten.
    Niemand ... außer ... ihr ... allein.
     
    *
     
    „Orterreflex."
    Es dauerte lange, bis dieses Wort in ihrem Verstand ankam. Sie glaubte zu versteinern, und als sie die Hände bewegte, knackte es.
    Kamuko hetzte an die Orterstation.
    Wann hatte sie sich nur zum letzten Mal so schnell bewegt? Es hatte seit Jahrzehnten keinen Grund mehr dafür
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