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2467 - Mentale Revision

Titel: 2467 - Mentale Revision
Autoren: Unbekannt
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versucht ihr, alle anderen Tibirian Melech in eurer Nähe ebenfalls in die Metamorphose hineinzuziehen ...
    Neben ihm brach jemand zusammen.
    Die Gliedmaßen zuckten. Der Schädel pulste in raschem Rhythmus, dehnte sich und schrumpfte wieder zusammen.
    Die Kleider über dem Brustkorb zerrissen. Schmatzend platzte das Fleisch, und ein Knochen schob sich heraus, schnitt wie ein Skalpell eine Öffnung, aus der innere Organe ausgestoßen wurden.
    Doch es ist nur eine Ersatzhandlung für etwas anderes ...
    Jemand? Nein, dies war nicht einfach irgendjemand, sondern Kalitt Lindbak.
    Der Mund stand offen, die Zunge stieß weit hervor, ein Gurgeln drang aus der Kehle. Die Wunde am Brustkorb schloss sich wieder, der Knochen zog sich zurück.
    Eine Ersatzhandlung für etwas, das nicht stattfinden oder gelingen kann.
    Überall brachen die Tibirian Melech zusammen. Auch Inkh Selexon gelang es dieses Mal nicht, dem zuckenden, reißenden Reflex in seinen Eingeweiden zu widerstehen. Sein Geist schwamm in Agonie, und er fühlte all die anderen rings um ihn. Sie verwoben sich zu einem Netz.
    Kalitt Lindbak lag neben ihm, er starrte ihn an, hilflos, brüllend, zuckend. Lindbak fetzte sich die letzten Reste der Kleidung vom Leib. Seine Haut veränderte sich.
    Ihr seid metagenetisch programmiert, zu einem Ziel, das wir nicht erkennen können, das aber die Art eurer Programmierung bestimmt.
    Dies war er also, der wahre Vorgang, der hinter allen Zwangsmetamorphosen stand. Inkh Selexon spürte es genau.
    Vor 29 Millionen Jahren oder noch früher wurde etwas in euch gelegt, was nun zum Vorschein kommen will.
    Das Netz ihrer Bewusstseine wob sich enger und senkte sich um Kalitt Lindbak, wob sich um seinen zuckenden, schwärenden Leib. Inkh Selexon umschwebte ihn ebenso wie all die anderen.
    Dann platzte Lindbak an tausend Stellen auf. Sein Inneres kehrte sich nach außen, es wuselte und wimmelte, und sein Leib schloss sich wieder. Nirgends war mehr Haut. Von Lindbaks Schläfen an abwärts und den Hals hinab zogen sich Pigmentbänder, die sich dunkler von der fahlen Haut des Leibes abhoben. Außerdem war Lindbak in die Länge gezogen, ein gutes Stück größer als noch vor wenigen Augenblicken.
    Also doch. Es gab sie, die Verbindung zwischen Tibirian Melech und den Thermodyn-Ingenieuren. Die Verbindung war sogar enger, als es selbst die kühnsten Gerüchte und Behauptungen vermutet hatten.
    Die metagenetische Programmierung, der die Tibirian Melech soeben endgültig erlegen waren, hatte einen Thermodyn-Ingenieur hervorgebracht.
    Das Bewusstseinsnetz löste sich auf.
    Kalitt Lindbak war nun kein Tibirian Melech mehr.
    Er war ein Thermodyn-Ingenieur.
    Ein Neuerschaffener inmitten eines Leichenfeldes. Inkh Selexon war einer der wenigen, die noch lebten. Mühsam stemmte er sich in die Höhe, blickte auf all die Leichen und den Ingenieur.
    Er wollte schreien, doch er fand nicht mehr die Kraft dazu.
    Er wollte sterben, doch selbst das war ihm untersagt.
    Und in diesem Moment der tiefsten Erschütterung zerbröckelte die Mauer der Mentalen Revision in seinem Geist erneut und endgültig.
     
    Vor 29 Millionen Jahren
     
    Nie zuvor hat Inkh Selexon so viele Wesen aus Fremdvölkern in CHEOSTAI gesehen wie in den zurückliegenden Jahren. Die angekündigten Stasis-Säle sind inzwischen fertiggestellt und warten darauf, gefüllt zu werden. Nun sind die Besatzungsmitglieder wieder unter sich.
    Doch Inkh Selexon und die Tibirian Melech haben das seltsame, bedrohliche Gefühl, dass die Dinge falsch laufen. Er kann es nicht benennen, denn es gibt keine konkreten Hinweise dafür, doch er fühlt es. Mehr als das: Er ist sich sicher.
    Er vertraut jedoch den Worten des Thermodyn-Ingenieurs Eregitha Math Gaum. Es kann nicht mehr lange dauern, bis er die Antworten erhält.
    Schon am nächsten Tag ruft der Thermodyn-Ingenieur ihn und fünf weitere Tibirian Melech zu sich. Dieses Mal ist es still in dem kleinen Raum – keine harmonische Musik durchdringt jeden Winkel. Außerdem ist es kalt, so kalt, dass Selexon sofort zu zittern beginnt. Oder ist es die innerliche Kälte, die ihm entgegenströmt und seine Seele frieren lässt?
    Eregitha Math Gaum sieht sie nicht an, sondern wendet seinen Blick starr auf ein Hologramm, auf dem zu sehen ist, wie ganze Heerscharen von Besatzungsmitgliedern in die Stasis-Kammern steigen.
    „Ihre Mentale Revision ist beendet.
    Eure und meine eigene stehen noch bevor. Ich habe euch angekündigt, dass ihr die Wahrheit erfahren werdet. Wer
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