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2467 - Mentale Revision

Titel: 2467 - Mentale Revision
Autoren: Unbekannt
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ausführt oder mit uns kooperiert."
    „Lindbak!", rief Selexon mühsam beherrscht. „Du stellst ein Team zusammen und gehst zu den Unterkünften der Heromet. Du wirst dort ein Exempel statuieren. Geh mit aller Härte vor. Du bist der Richtige für diese Aufgabe. Ersticke diesen Aufstand im Keim."
    „Wie viel Freiraum gibst du mir?
    Wenn ich effektiv sein soll, muss ich ..."
    Inkh Selexon unterbrach ihn mit einer harschen Handbewegung. „Ich übertrage dir alle nötigen Kompetenzen."
    Dieser Befehl würde ein Blutbad ohnegleichen nach sich ziehen – doch es gab keine andere Möglichkeit mehr, den Frieden der Tibirian Melech untereinander zu wahren. Sie mussten ihre Aggressionen, ihren Zorn und ihre Furcht in andere Bahnen kanalisieren.
     
    *
     
    Kalitt Lindbak meldete sich nach nur wenigen Minuten über Funk. Sein ausdrucksloses Gesicht erschien in einem Hologramm. „Die Unterkünfte sind verlassen. Kein einziger Heromet hält sich hier auf."
    Um Inkh Selexon drehte sich alles.
    Die Zentrale schien zu verschwimmen und sich in dumpfen Nebel aufzulösen.
    Er öffnete eine Breitbandfrequenz und befahl allen Heromet, sich augenblicklich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Es kam keine Antwort.
    Keine einzige.
    Keiner der 22.000 Heromet folgte dem eindeutig ausgesprochenen Befehl.
    Sie alle gehorchten jenem Taffanaro, der sie in den Aufstand führte und den Selexon vor wenigen Tagen leicht hätte töten können. Er hatte Gnade walten und ihn leben lassen. Ein Fehler, der ihm kein zweites Mal unterlaufen würde.
    Der Anführer der Tibirian Melech wusste, was Kalitt Lindbaks Worte bedeuteten. Sie waren nun Herren ohne Untergebene, was nichts anderes bedeutete, als dass ihnen die Macht aus den Händen geglitten war. Ohne die Servos konnten die 280 Tibirian Melech den GESETZ-Geber weder überblicken noch die Vorgänge in seinem Inneren regulieren.
    Die Katastrophe hatte sich längst ereignet.
    CHEOS-TAI war ihrer Kontrolle entglitten.
    „Was sollen wir tun?", fragte Kalitt Lindbak über Funk.
    Selexons Gedanken rasten. Eine Idee formte sich. Eine letzte, verzweifelte Idee. Es gab neben den Heromet und den Tibirian Melech eine dritte, mächtige Gruppe, die an Kampfkraft ohnehin beide Völker um ein Vielfaches übertraf.
    „Ich werde ab sofort das Kommando über sämtliche TAI-Bewahrer persönlich übernehmen", verkündete er. „Mit ihrer Hilfe werde ich dafür sorgen, dass die Tibirian Melech die Macht zurückgewinnen. Ob daraus ein Blutbad resultiert oder nicht, ist mir völlig gleichgültig. Die Heromet müssen an die Arbeit zurück. Die Kampfroboter werden sie aufspüren und jeden töten, der sich weigert, meinen Befehlen zu gehorchen. Dann wird sich zeigen, wie ernst es ihnen ist und ob sie bereit sind, für die Ideen ihrer Revolution zu sterben. Lindbak, du sorgst dafür, dass sich sämtliche Tibirian Melech wieder in der Zentrale versammeln. Ich habe ihnen etwas mitzuteilen."
    Er kappte die Verbindung, wartete nicht auf die Zustimmung oder den Widerspruch des einzigen Vertrauten, über den er in den Weiten CHEOSTAIS verfügte.
    Nun war es also so weit.
    Das Schicksal des gesamten GESETZ-Gebers und damit des wichtigsten Instruments der Kosmokraten in diesem Teil des Universums lag allein in seiner Hand.
    „Ich werde mich dieser Aufgabe als würdig erweisen", flüsterte er.
    Über seine Befehlskonsole rief er die Schaltung auf, die ihn zentral mit allen Rechengehirnen der TAI-Bewahrer verband. In Gedanken formulierte er bereits einen Befehl, der in seiner Brutalität und Radikalität womöglich die Hälfte der Heromet auslöschen, die andere Hälfte jedoch an die Arbeit zurückzwingen würde. Es würde niemals wieder revolutionäres Gedankengut unter den Biberartigen geben. Sie waren Servos und würden es bleiben, bis ...
    Inkh Selexon starrte fassungslos auf die Anzeigehologramme.
    Er konnte keine Verbindung zu den Kampfrobotern aufbauen. Sämtliche Datenströme, die die Zentrale mit den TAI-Bewahrern verbanden, waren gekappt oder manipuliert. Und nicht nur das. Eine Feedback-Schleife überlud Inkh Selexons Konsole. Warnlichter blinkten.
    Mit einem Aufschrei warf sich Inkh Selexon zurück.
    Die Konsole explodierte, und die Druckwelle erwischte ihn. Hitze loderte über seinen Körper. Der Mundschutz wirbelte davon. Der Stoff der Handschuhe schien sich in seine Haut zu schmelzen.
    Er krachte gegen etwas, irgendetwas, und schmetterte gegen den Boden, überschlug sich mehrfach. Splitter umschwirrten ihn, ein
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