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2462 - Der Fund von Amienolc

Titel: 2462 - Der Fund von Amienolc
Autoren: Unbekannt
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überschritten wurde.
    „Was immer den Mittelpunkt dieser Zone bildet, die Kolonnen-Schiffe kommen nicht damit zurecht und nicht mal in die Nähe davon", sagte Major Juno Kerast, der Zweite Pilot.
    Er befand sich in Bereitschaft. Wäre Muel-Chen ausgefallen, Kerast hätte sofort übernehmen können.
    Dass er seit Jahrzehnten in diesem Konjunktiv lebte, kümmerte ihn schon lang nicht mehr. Er hatte sich mit der Rolle des Ersatzmanns abgefunden, der nur an die Steuerung durfte, wenn keine besonderen Vorkommnisse zu erwarten waren und der Emotionaut daher guten Gewissens schlafen gegangen war. Dann teilten sich die Dritte Pilotin, Major Pria Ceineede, und Juno den Schichtbetrieb.
    Tek schnalzte mit der Zunge. „Vielleicht ist ja doch mehr an dem Fund dran. Die Kolonnen-Einheiten verhalten sich jedenfalls nicht so, als beherrschten sie die Situation."
    Selbstverständlich war diese zentrumsnahe Region der Galaxis Hangay permanent den physikalischen Umwälzungen der Proto-Negasphäre ausgesetzt. Aber gewöhnlich fanden sich die Chaostruppen, gestützt von den unerschöpflichen Ressourcen TRAITORS, auch in solchen extremen Lagen zurecht.
    Hier war dies nicht der Fall. Sämtliche Kolonnen-Einheiten, die der hyperphysikalischen Verwerfung zu nahe kamen, wirkten völlig desorientiert und in ihren armseligen, fruchtlosen Bemühungen – da musste Tek dem pferdegesichtigen Cheforter recht geben – nachgerade lachhaft.
    „Aaah, jetzt trudeln allmählich doch aufschlussreichere Funksprüche ein", murmelte Zakata. „Der vor Ort ranghöchste Befehlshaber, ein Kalbaron, verbietet soeben jegliche weiteren Versuche, das nämliche Gebiet anzufliegen, bevor nicht die Strangeness-Anpassung vollzogen wurde."
    „Geht aus den Funknachrichten hervor, worum es sich beim Verursacher der dimensionalen Abnormität handelt?", fragte Kommandantin Fee Kellind, beherrscht wie eh und je.
    „Den Begriff, den die Kolonnen-Truppen benutzen, übersetzen unsere Translatoren mit ›Quartier‹", antwortete Zakata. „Aber was darunter zu verstehen ist, darauf gab es bis jetzt keinen Hinweis, nicht eine einzige Silbe."
    „Quartier?", wiederholte Tek. „Ist das Wort oder eine sinngemäße Umschreibung früher schon irgendwann einmal aufgetaucht?"
    Der Cheffunker verneinte. „Als Bezeichnung für eine Flotten-Einheit ganz sicher nicht. – Oder, SENECA?"
    Viele in der Zentrale schmunzelten.
    Es hatte sich bald nach der Rückgewinnung der SOL eingebürgert, der Hyperinpotronik möglichst solche Fragen zu stellen, die sie mit ihrem legendären Stehsatz beantworten konnte.
    SENECA tat Viena den Gefallen. „Das wüsste ich aber", erklang die wohltönende, warme Stimme des Bordrechners.
    Einige Diensthabende an den hinteren Pulten applaudierten. Wie es Fee Kellinds Rolle entsprach, runzelte die Kommandantin missbilligend die Stirn und mahnte zur Ordnung, indem sie auf ihre Konsole klopfte.
    Insgeheim, war Tek überzeugt, goutierte sie diese Scherzchen durchaus.
    SENECAS berühmtes Selbstzitat stellte eine Art Symbol der wiedergewonnenen Freiheit dar.
    Genau mit diesen geflügelten Worten hatte sich der Verbund aus 125.000 Kubikmetern Zellplasma, eineinhalb Millionen Bioponblöcken und einem extrem leistungsstarken Positronik-Netzwerk zurückgemeldet, nachdem er das Joch der Mobilen Kolonnen-Rechenhirne abgeschüttelt hatte.
    Und es war beileibe nicht das erste Mal in der Geschichte der SOL gewesen, dass SENECA auf diese Weise mitgeteilt hatte, wieder voll da zu sein Unzählige Mom’Serimer trugen neuerdings Hemdchen, auf die der kurze Satz gedruckt war.
    Tek wandte sich dem Haluter zu. „Rakanos?"
    „Ebenfalls negativ", grollte der Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung.
    „Nie gehört, außer natürlich, wenn es um Kabinen oder sonstige Behausungen ging. Ich empfehle, die Kommunikationsexpertin Roa Kellkem zu konsultieren."
    „Gute Idee. Ich bitte um Ausführung."
    Bevor sie auf die SOL gekommen – und wie die meisten geblieben – war, hatte Kellkem als LFT-Dolmetscherin und Mediatorin gearbeitet. Für ihre etwas gewagte Behauptung, sie trüge Linguidenblut in sich, legte sie nie genetische Beweise vor. Aber so oder so besaß sie ein erstaunliches Gespür für fremdsprachliche Feinheiten. Niemand an Bord, Tek und den Haluter eingeschlossen, konnte ihr auf dem Gebiet der Kosmolinguistik das Wasser reichen.
    Obwohl sie Freischicht hatte, war Roa sofort erreichbar und hellwach.
    Wahrscheinlich hatte sie die interne Übertragung verfolgt.
    Kaum
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