Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
begann erneut: „Ich bin gekommen, um dem Nukleus eine Bitte zu unterbreiten.
    Wir benötigen Hilfe bei einer eventuell entscheidenden Operation."
    „Setzen wir uns?" Mit einer flüchtigen Handbewegung wies Fawn Suzuke auf eine Gruppe von grob kniehohen Steinblöcken, die sich als behelfsmäßige Sitzgelegenheiten eigneten.
    Bull blinzelte; er hätte nicht beschwören können, dass die vier Felsen zuvor schon da gewesen waren.
    Besser nicht zu viel darüber nachdenken ...
    Nachdem sie Platz genommen hatten, berichtete er: „Es ist ein zweiter Dantyren aufgetaucht. In der Eastside der Milchstraße, unweit von Maahkora. Ein paar versprengte Akonen haben Kolonnenfunk abgehört und dabei eine an die Dienstburg CRULT gerichtete Botschaft aufgefangen. Sie stammt von einer Welt namens Liforno, rund zwölfeinhalbtausend Lichtjahre vom galaktischen Zentrum und über zweiundvierzigtausend vom Solsystem entfernt."
    Der Absender der via Funkrelaiskette der Terminalen Kolonne verbreiteten Nachricht erkundigte sich darin nach einem mysteriösen „Komplex Astrovent". Bull und seine LFT-Experten wussten mit diesem Begriff nichts anzufangen; allerdings deutete die innerhalb der Kolonne eher unübliche Verwendung eines Kodewortes auf erhöhte Brisanz hin.
    Jedenfalls zeigte das mitgelieferte Bild des Fragestellers einen Dualen Kapitän – und der glich äußerlich Dantyren wie ein Ei dem anderen!
    Bully bot an, mithilfe des Holo-Projektors seines Armbands die Aufnahme vorzuzeigen, doch Suzuke winkte ab.
    „Nicht nötig. Ich bin überzeugt, ihr habt sie gründlich untersucht und ihre Echtheit nachgewiesen. – Offenbar gibt es also eine weitere Kreatur, die aus Kopien von Roi Danton und dem Mor’Daer-Soldaten Yrendir zum Dual verschmolzen wurde."
    „So ist es. Da der echte Roi Danton sich inzwischen wieder in Freiheit befindet und sein während der Gefangenschaft erworbenes, beträchtliches Insiderwissen über TRAITOR nutzen möchte, haben wir zusammen einen zugegebenermaßen verwegenen Plan geschmiedet. Mike ..."
    Unwillkürlich hatte Bully den Taufnamen seines Patenkinds verwendet.
    Er korrigierte sich: „Ich meine, Roi will versuchen, diesen neuen Dantyren auszuschalten und dessen Platz einzunehmen. Schafft er das, könnte er auf hoher Führungsebene in die Reihen der Terminalen Kolonne einsickern. Niemandem außer ihm bietet sich eine solche Möglichkeit."
    „Klingt gleichermaßen riskant wie einleuchtend. Aber wo kommt der Nukleus ins Spiel?"
    „Sofort. – Bis hierher wurde alles nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet. Allerdings hat der Plan einen gewaltigen Haken. Ein wesentliches Detail entzieht sich unserem Zugriff.
    Konkret: Der Progresswahrer in CRULT, Antakur von Bitvelt, könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Es steht zu befürchten, dass der Herr der Dienstburg jederzeit dazu imstande wäre, einen ›falschen‹ Dantyren zu enttarnen, auch auf große Entfernungen, per mentalem Kontakt."
    „Verstehe." Suzuke legte den Kopf schief, schloss die Augen und tastete nach der Hand ihres Begleiters, als suche sie Halt bei ihm.
    Bullys Assoziation war gar nicht so weit hergeholt. Der nach wie vor oft schüchtern und unbeholfen wirkende Junge besaß das einzigartige Talent, parapsychische Fähigkeiten zu reduplizieren. Marc korrespondierte mit nahezu allem, was an superhochfrequenten Signalen auf ihn einströmte.
    Deshalb diente er Fawn als eine Art Anker. Schon bei ihrem ersten Erscheinen vor über drei Jahren hatte Marc ihr geholfen, sich zu stabilisieren; und später, als sie so geschwächt war, dass sie fast vergangen wäre, ermöglichte ihr einzig seine Nähe, sich im Diesseits zu halten. Erst nachdem der Nukleus am 14. Oktober 1344 NGZ auf der Isla Bartolomé materialisiert war, hatte sich anscheinend auch dessen Sprecherin dauerhaft gefestigt.
    Ob ihrer und Marcs seltsam symbiotischer Beziehung längerfristig eine Zukunft beschieden sein würde, stand jedoch in den Sternen ...
    „Du erbittest vom Nukleus, er möge Dantyren vor dem Progress-Wahrer verbergen?"
    „Ja." Bully straffte sich. „Wäre es ihm ... dir ... euch möglich, Antakur von Bitvelts mentale Kommunikation zu stören, und sei es nur auf gewisse Zeit? Damit er den Austausch des Duals nicht bemerkt? Immer vorausgesetzt, dass Rois frecher Coup gelingt."
    Fawn schlug die Augen auf. Ihr Silberblick war in unbestimmte Fernen gerichtet. „Du hast eine berechtigte Frage gestellt, Reginald Bull", sagte sie leise, „und wirst in Bälde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher