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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten
Autoren: Unbekannt
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nickte knapp, machte auf der Stelle kehrt und begab sich zurück in seine Kabine. Er zog die Stiefel aus und legte sich erneut ins Bett. Die Kleidung behielt er an; er wollte keine Minute vergeuden.
    Der Smiler musste dringend schlafen, denn er hatte sehr viel zu träumen.
     
    10.
     
    Knabberchips und Briefe an die Tauben
     
    Der Sandmann litt wahrlich nicht an Unterbeschäftigung.
    Benjameen da Jacinta war lange genug mit Tess Qumisha zusammen, dass ihm dieser liebenswürdige, elfenartige Charakter aus der altterranischen Mythologie bekannt war. Er brachte angenehme Träume, indem er den Schlafenden Sand in die Augen streute.
    Sinngemäß dasselbe tat Benjameen; und zwar im Akkord.
    Suggestiven Zwang im eigentlichen, direkten Sinn vermochte er nicht zu entwickeln. Er musste vielmehr die Träume all derer, die halsbrecherische Hauruck-Aktionen gegen die Besetzer vorhatten, dahin gehend verändern, dass sie emotionalunterbewusst die Aussichtslosigkeit ihrer Vorhaben einsahen und auch später, im Wachzustand, davon abließen.
    Widerborstige Typen, die nicht ertrugen, dass die SOL auf Gedeih und Verderb der Willkür eines Progress-Wahrers ausgeliefert werden sollte, gab es zuhauf. Insbesondere die SOL-Geborenen, die ihr ganzes bisheriges Leben an Bord verbracht hatten und daher dem Schiff intensiv verbunden waren, entwarfen einen selbstmörderischen Plan nach dem anderen. Namentlich den notorischen Haudrauf Gizzo Kefinn und seine gleichfalls nicht zimperliche Busenfreundin, die Halb-Ertruserin Kuni Murate, „behandelte" Benjameen nicht zum ersten Mal.
    Auch die sogenannten Schatztaucher, angeführt von den Drillingen Marth, Dustaff und Necker Ravved, bereiteten ihm Schwierigkeiten.
    Die zwölf Umweltangepassten von Doo XIII waren Mischlings-Nachkommen von Terra-Siedlern und Rusufern.
    Ihre grobschlächtigen, deutlich über zwei Meter großen Gestalten resultierten aus den harten Lebensbedingungen ihrer Heimatwelt, wo eine um vierzig Prozent höhere Gravitation herrschte als auf Terra oder an Bord.
    Insgesamt von rauer, hitziger und nicht gerade obrigkeitshöriger Wesensart, waren die Dookies allesamt auch hervorragende Ingenieure. Unter den gegebenen Umständen eine explosive Mischung – denn einem Dutzend Querköpfen, die sich selbst als Praktiker-Elite der wissenschaftlichen Abteilung betrachteten und über ungeheure Mengen an Mikrowerkzeug verfügten, kamen reichlich verwegene Ideen, wenn sie unausgelastet und die Tage lang waren.
    Glücklicherweise ließ sich ein Teil davon in das Angriffskonzept der Armee der Schatten integrieren ...
    Benjameen da Jacinta war schon recht geschlaucht, nachdem er Kontakt zwischen den Schatztauchern und Steph La Nievand hergestellt sowie geholfen hatte, deren jeweilige Bemühungen aufeinander abzustimmen. Er hätte sich gerne ausgeruht, indem er nicht schlief.
    Aber die Lage spitzte sich zu. Die „Teilprüfung" stand unmittelbar bevor, bis zum festgelegten Termin verblieben nur noch wenige Stunden.
    Und beim letzten Versuch hatte er Ronald Tekener nicht erreichen können. Der Smiler war offenbar noch wach gewesen, obwohl sie anderes vereinbart hatten. Grund genug, sich Sorgen zu machen: Irgendetwas musste ihn aufgehalten haben.
    So rasch wie möglich von Traum zu Traum tänzelnd, tastete Ben sich erneut an den Zellaktivatorträger heran.
    Allen Sternengöttern sei Dank, diesmal spürte er ihn auf.
     
    *
     
    Tekener stand mitten im von Gold, Edelsteinen und Hyperkristallen funkelnden Prunksaal eines Kasinos. Er spielte Poker, an unendlich vielen Tischen zugleich.
    Und seine Gegner lachten ihn aus.
    Es handelte sich um Angehörige verschiedenster Völker Hangays und der Terminalen Kolonne, um Roboter und Androiden, Wechselbälger und Schimären, um Ausgeburten der allzu oft eisern zurückgedrängten Phantasie eines zweieinhalb Jahrtausende alten Unterbewusstseins. Auch Mitglieder der SOL-Besatzung waren darunter, und sie lachten am lautesten und höhnischsten.
    „All in!", skandierte die Meute. „All in! Setz alles, was du hast, Smiler, und lächle dabei!"
    „Faites votre jeu", forderte schmeichelnd der Croupier, der alle Croupiers zugleich war. Von seiner kaum hörbaren Stimme erbebte der Saal.
    Zweieinhalb Meter hoch ragte der Hüne auf. Er hatte bläulich schimmernde, von unzähligen Äderchen durchzogene Haut, zwei stechende, mitleidlose Augen in einem hellen Orangeton, jedoch keinen Mund, keine Nase, nur eine tiefe, vertikale Furche von der Kieferunterseite bis zur Mitte
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