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2436 - Die Teletrans-Weiche

Titel: 2436 - Die Teletrans-Weiche
Autoren: Unbekannt
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schließlich.
    „Vielleicht erwacht er ja bis dahin aus seiner Bewusstlosigkeit."
    „Und wenn nicht?"
    „Dann werden wir gemeinsam zu einer Entscheidung in Bulls Sinn kommen müssen. Es ist schwierig, die Interessen der Menschheit gegen seine abzuwägen."
     
    *
     
    Reginald Bull schlug die Augen auf und hatte die wunderschöne Welt schon wieder vergessen. Stattdessen sah er Augen ...
    ... große Kinderaugen ...
    Er war wieder in der Kuppel des Physiotrons auf Wanderer, und in seinen Augen standen tausend Fragen.
    Nicht in seinen Augen ...
    Sein Hals war trocken. Das Schlucken schmerzte, als hätte er tagelang nichts zu trinken bekommen. Er versuchte, sich aufzurappeln, als er das Gesicht über sich sah.
    Homunks Gesicht.
    Ausdruckslose Augen musterten ihn.
    „Was ...?", krächzte er, doch bevor ihm auch nur einfiel, was er fragen wollte, wurde ihm wieder schwarz vor Augen. Und ...
     
    Die zweite Vision
     
    ... das kleine Mädchen sah ihn aus großen Augen an. „Wir werden es doch auch diesmal schaffen, nicht wahr, Papa?"
    Er spürte, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Am liebsten hätte er den Kopf abgewandt, um zu verbergen, wie es um ihn stand, aber das konnte er nicht. Er war verpflichtet, ihr in die Augen zu sehen, ihr den letzten Trost zu geben.
    „Natürlich, Klaudi", log er. „Wir werden es auch diesmal schaffen."
    Wäre Fran doch nur hier! Sie hätte ihre Tochter an sich drücken, ihr Wärme geben können, eine letzte, sinnlose Hoffnung. Sie wäre stark genug, dass Klaudia die Lüge glauben würde.
    Er war es nicht. Er war noch nie ein guter Lügner gewesen. Dafür war er zu gradlinig, zu ... zu sehr Reginald Bull.
    Aber Fran war tot, und nun musste er sich zu der letzten Lüge zwingen.
    Er drückte die Hand seiner Tochter, und endlich gelang es ihm, den Kopf zu dem Holo zu drehen.
    Das Solsystem wurde nach wie vor von Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR belagert, und es wurden immer mehr. Er konnte die Zahlen, die die Datenholos permanent aktualisierten, kaum glauben.
    3000 Chaos-Geschwader ... 4000, 5000 ... Schließlich waren es 5360 mit insgesamt 2.594.240 Traitanks ...
    Die Datenholos reduzierten die unausweichliche Vernichtung auf nackte Zahlen, auf unglaubliche Werte.
    2.594.240 Traitanks, dazu zwei Kolonnen-Forts, die zur Koordination des bevorstehenden Angriffs allerdings völlig ausreichten, und eine Kolonnen-MASCHINE.
    Ein mächtiger Aufmarsch, für die Terminale Kolonne aber durchaus machbar, wenn es wirklich notwendig sein sollte. Bull hatte schon seit Langem befürchtet, dass man in der Dienstburg CRULT, dem Nervenknoten der Unterwerfung der Milchstraße, die besondere Bedeutung des Solsystems in vollem Umfang begreifen würde.
    Jetzt war es so weit.
    „Ich habe Angst, Papa", sagte Klaudia. „Warum ist Mama nicht hier? Wann kommt sie?"
    „Bald, mein Schatz", sagte Reginald. „Bald wirst du wieder bei ihr sein."
    Er zog sie an sich, drückte sie, gab ihr einen Kuss. Strich ihr sanft übers Haar und konnte die Blicke nicht von den Holos lösen.
    Der Angriff begann. Für die Verteidiger des Systems war nicht zu orten, was außerhalb des Kristallschirms geschah, insbesondere seitens der MASCHINE, und was sie orteten, konnten sie nicht verstehen.
    Zu spät war es ohnehin.
    Der Nukleus blähte sich plötzlich auf, pulsierte wie ein Herz. Er hyperventiliert, dachte Bull.
    Mit wachsender Verzweiflung sah er die Bilder, las die Daten. Das kann ich nicht ertragen. Das kann kein Mensch ertragen.
    In den TANKSTELLEN des Solsystems fielen Tausende, Hunderttausende von Terranern in Ohnmacht, verreckten elend, und die Kollektor-Körner verloschen auf den Salkrit-Resonatoren wie abgebrannte Wunderkerzen.
    „Papa ...", flüsterte Klaudia.
    Die LORETTA-Tender, die den Kristallschirm projizierten, wurden innerhalb weniger Minuten von Überschlagenergien vernichtet.
    Bull wunderte sich, dass er noch lebte.
    Dass sie noch lebten. Klaudi und er.
    Wir haben uns geirrt, dachte er. Das prognostizierte und allgemein befürchtete Szenario, der überlastete Kristallschirm könne das Solsystem in eine Pararealität oder in den Hyperraum schleudern, trat nicht ein.
    Im Gegenteil, der Kristallschirm erlosch einfach, brach unter mannigfachen energetischen, hyperenergetischen und pararealen Phänomenen zusammen, verschlang das System aber nicht.
    Bull wünschte sich eindringlich, es hätte sie in eine Pararealität verschlagen. In eine, in der Die Zweiten, deren Exil begann, niemals nach Miramar
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