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2434 - Die Halbraumwelt

Titel: 2434 - Die Halbraumwelt
Autoren: Unbekannt
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heute der Stichtag ist, an dem die Wächtersäule erste Kursanweisungen freigeben wird, um das Schiff an den Treffpunkt mit Generalin Kamuko zu führen.
    Die JULES VERNE treibt indes in unbekannten Sternengefilden dahin.
    Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, keine Messgenauigkeiten, keine neuen Erkenntnisse.
    Keine Hoffnung.
     
    *
     
    Die Wächtersäule gibt ihre Informationen preis. Sie redet nicht mit dir, sondern ausschließlich mit NEMO.
    Das Schiffsgehirn nimmt Kontakt mit dir und den Entscheidungsträgern des Schiffs auf. Ihr erfahrt, dass die JULES VERNE in den Amarunth-Sektor gelenkt werden soll.
    Ein Vergleich mit Generalin Kamukos Sternenkarte zeigt, dass sich dieser Sternensektor in einer Entfernung von knapp 990 Lichtjahren zu Bernabas, dem Ausgangspunkt eurer Reise, befindet.
    Das Schiff hat zwischenzeitlich mehr als 1500 Orientierungssprünge durchgeführt. Solche über mehrere Lichtjahre, solche über ein paar Lichtsekunden. Jeder wurde pedantisch festgehalten. Ihr wisst, wo ihr sein solltet; doch das Wissen stimmt nicht mit der tatsächlichen Position der JULES VERNE überein.
    Malcolm S. Daellian ist so unleidlich, wie ein zerfetzter Mensch in einem stählernen Überlebenstank nur sein kann. Die langen Teleskoparme seines Sarkophages greifen durch die Luft der Zentrale, als würde er einen riesigen Unsichtbaren würgen. Du sagst ihm, er solle dies bleiben lassen.
    Er lacht, höhnt, droht und gehorcht schließlich doch. Dieser bedauernswerte, widerwärtige Kerl arbeitet seit Wochen. Tag und Nacht, ohne Ruhe zu finden. Du bedauerst ihn ein klein wenig.
    Du rufst Gucky zu dir. Er teleportiert auf deinen Schoß und grinst dich unverschämt an. Er riecht aus dem Mund nach Mohrrüben und Sellerie.
    „Und nun?", fragst du, völlig ratlos.
    Du hast keinen Plan B bei der Hand.
    Es gibt keinen Plan B.
    „Er lebt", sagt Gucky. „Ich weiß es.
    Hier drin." Er presst eine Hand gegen seine befellte Brust.
    „Ich habe Versprechungen gemacht und Hoffnungen geschürt", sagst du leise.
    Ein Schild schirmt euch beide während der Unterhaltung ab. „Ich weiß nicht, ob mir die Leute hier an Bord noch vertrauen."
    „Und ob. – Kraul einem alten Mausbiber bitte schön das räudige Kopffell, während wir uns unterhalten. Ja, da ist’s richtig. Vielleicht ein wenig fester. – Der einzige Fehler, den du begehen könntest, wäre, nichts zu sagen oder zu tun. Zeig dein hübsches Gesicht und sprich der Besatzung weiterhin Mut zu. Immerhin bleiben noch ein paar Tage Zeit, um zum Amarunth-Sektor zu gelangen. Wir haben alle Chancen, dieses vermaledeite Negasphärendingsbums zu begreifen und Perry zu finden. Es bedarf oftmals nur eines Funkens; eines winzigen Anstoßes, und alles beginnt zu fließen. Dann gibt es keinen Zwist und keine Streitereien mehr. Die Algorrian werden sich mit Malcolm verbrüdern – oder wie auch immer man das nennen mag –, und ein funktionierendes Leitsystem für Tare-Scharm auf den Tisch knallen. Icho Tolot legt mit dir eine fröhlichbeschwingte Polka aufs Parkett der Zentrale, wovor ich dich bereits jetzt warnen möchte. Er ist ein grässlicher Tänzer."
    „Du bist ein Ausbund an Optimismus, Gucky."
    „Das liegt uns Ilts im Blut. Wenn sich einmal die Gelegenheit ergibt, werde ich dir von Iltopia erzählen.
    Dem Reich, in dem der Karottensaft fließt und wo die letzten Mausbiber auf mich warten ..."
    Du schweigst und streichelst dem Kleinen die Verkrampfung weg, die du durch das glänzende, weiche Fell spürst. Gucky ist der beste Freund, den man sich wünschen kann, und ein Meister des Selbstbetrugs.
    „Er hatte stets dieselben Selbstzweifel wie du", sagt der Mausbiber unvermittelt.
    „Wie bitte?"
    „Perry wirkt nach außen hin so sicher, dass einem Angst und Bange werden kann. Sein Instinkt und seine Ratio sagen ihm, was er zu tun hat, und er irrt sich selten einmal. Wenn du aber in sein Inneres blickst, bemerkst du, wie sehr er unter jeder wichtigen Entscheidung leidet. Welche Dämonen in ihm stecken. Was für Sorgen er sich macht." Leise fügt er hinzu: „Ihr seid euch so ähnlich ..."
    Ihr bleibt noch ein paar Minuten ruhig sitzen, ohne zu sprechen. Dann schubst du den Mausbiber von deinem Schoß und öffnest die Freileitung für das Bordkom.
    In deiner Ansprache redest du von Mut und Hoffnung und lehnst jedes Gefühl der Verzweiflung ab. Du bist überzeugend wie selten zuvor. Du weißt, dass man dir glaubt.
    Und endlich gestehst du dir selber ein: Du hast grässliche
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