Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2434 - Die Halbraumwelt

Titel: 2434 - Die Halbraumwelt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ankommt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
    Das Sonnensystem hätte es laut astronomischem Scan nicht geben dürfen. Die Traitanks noch weniger.
    Das wesenlose Vibrieren, das du und andere Besatzungsmitglieder seit dem Vordringen nach Tare-Scharm im Normal- wie im Hyperraum fühlen, am allerwenigsten.
    Doch dies ist die bittere Realität: Die Traitanks senden per Funk eine Aufforderung, zu stoppen und ein Enterkommando an Bord kommen zu lassen, andernfalls ...
    Du kennst dieses „andernfalls", und du ignorierst es. Lanz Ahakin gibt Befehl, das Schiff maximal zu beschleunigen. Du nickst ihm zu.
    Der regelmäßige Medizin-Check deines/seines Stuhls besagt, dass deine Körperwerte gesundheitsgefährdende Bereiche erreichen. Du ignorierst die Warnung, schaltest die Permanent-Kontrolle verärgert ab.
    Die Beschleunigungswerte erscheinen in einem der dich umschwirrenden Holo-Bilder.
    750 Kilometer pro Sekundenquadrat. Dann 820.850.
    Bei 898 ist Endstation.
    Die Traitanks reagieren zu schnell.
    Sie folgen der JULES VERNE, finden zu einem strategischen Abfangsystem, in dessen Zentrum sich dein Schiff befindet. NEMO extrapoliert feindliche Geschosskurven, die in zumindest vier Dimensionen ihre Wirkung tun sollen. Die meisten Schüsse zielen an der JULES VERNE vorbei, zwei werden von den Schutzschirmen abgefangen, ohne Schaden anzurichten. NEMO verbindet das Beschussfeuer mit akustischen Signalen. Es klingt, als ließe das Bordgehirn in der Mikrowelle aus Mais Popcorn entstehen. Immer mehr Schüsse, immer mehr Knaller, immer mehr Popcorn.
    Ein Traitank explodiert. NEMO zeichnet die Explosionsblüte bunt nach. Die Zentralebesatzung soll, so böse es auch klingt, durch das Gefühl der Befriedigung zu weiteren Höchstleistungen angestachelt werden.
    Ein zweiter Treffer, den die JULES VERNE setzt. Eine zweite Blüte.
    Das Ploppen des Popcorns kommt nun stakkatoartig, fast ohne Pause.
    Du atmest tief durch – jeder Atemzug könnte der letzte sein –, und versuchst, deinen Körper zu entkrampfen. Die Belastungsanzeigen der Schutzschirme sind erschreckend, liegen längst in einem höheren zweistelligen Bereich.
    „Blindsprung!", hörst du dich sagen, „wir können nicht mehr warten."
    Lanz Ahakin reagiert, Jason Colton reagiert, alle reagieren. Sie wissen, dass es nicht funktionieren kann, dass das Risiko gewaltig hoch ist. Die Geschwindigkeit ist zu gering, um einen passablen Metagrav-Vortex aufzubauen und sich von ihm verschlingen zu lassen.
    Und dennoch entsteht er, schwankend und unscharf gezeichnet an seinen „Rändern".
    68 Prozent Lichtgeschwindigkeit.
    Du willst, dass der Sprung geschieht. Egal, mit welchem Ausgang.
    Du willst, dass diese Ungewissheit endet. Du willst, dass eine Entscheidung über Leben und Tod getroffen wird. Damit dieses schreckliche Angstgefühl endlich vorübergeht.
    Eintritt. Schlingern. Schwanken.
    Ruhe.
    Es ist geschafft.
    Du holst tief Atem.
    Und du wünschst dir, das alles mit Perry zu teilen.
     
    2.
     
    24. Dezember
    Perry Rhodan
     
    Achte stets auf die Augen, sagte sich Perry Rhodan. Sie sind der sicherste Anhaltspunkt.
    Gut und schön; doch was konnte man aus Facettenaugen herauslesen?
    Es gab keine Iris, keine Lider, keinen Augapfel, kein verräterisches Zwinkern. Worin sich seine Blicke verloren, war kreisrund, schillerte grün, blau und rot und vermittelte seltsamerweise ein Gefühl der ... Unschuld.
    Die Unschuld war jedoch etwas, das die Cypron schon vor langer Zeit verloren hatten. Es war unmöglich, gegen die Hohen Mächte zu kämpfen und sich dabei Tugenden wie Anstand oder Ehrgefühl im Übermaß zu bewahren. Man lernte, ganz im Gegenteil, mit harten Bandagen zu arbeiten. Man erhielt sich sein Leben mit fiesen Tricks, mit Hinterhältigkeiten und Gemeinheiten. Man legte sich eine Lederhaut zu, die unnütze Emotionen weitgehend fern hielt. Man taktierte, man riskierte, man kalkulierte und man opferte.
    Schlachten wurden geschlagen.
    Viele Schlachten. Solche, von denen man wusste, dass man sie verlieren würde, und solche, von denen man hoffte, sie zu gewinnen. Um irgendwann einmal, in einer der wenigen ruhigen Minuten, Bilanz zu ziehen, um Soll und Haben gegeneinander abzugleichen.
    Wenn man sich denn traute.
    War Randa Eiss ein Mann, der über derartige Dinge nachdachte? Oder machte er weiter, so lange er konnte?
    In den facettierten Augen des Exponenten schimmerte die Wahrheit.
    Da meinte Perry Rhodan Unsicherheit und Kraft zu sehen. Ein wenig Wahnsinn, sehr viel Wagemut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher