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2418 - Der Entropische Zyklon

Titel: 2418 - Der Entropische Zyklon
Autoren: Unbekannt
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stürzte ich in feuchte Erde, sondern erfrischend kühl wie im Schatten eines ... Waldes?
    Die Kühle tat meinem Körper gut.
    Schlagartig löste sich das Gefühl der Beklemmung und ich konnte wieder frei atmen. Nach und nach besserte sich auch meine Wahrnehmung. Ich stellte fest, dass ich vom Sinkflug in eine waagrechte Bewegung überging. Ich sah verschwommenes Halbdunkel um mich herum – blaugrünes Halbdunkel. Der Wald.
    „Er lässt uns hinein", sagte ich.
    Das Fass tauchte neben mir auf. „Du hast die Lippen bewegt, Atlan. Wolltest du sagen, der Wald lässt uns ein?"
    Ich versuchte zu nicken, aber mein Nacken war noch immer wie eingefroren.
    Reglos blieb ich in dem Energiefeld liegen, mit dem der Roboter mich transportierte. Nach und nach kehrte meine Sehkraft zurück. Die Umgebung wurde schärfer, ich konnte Details unterscheiden.
    Der Wald hatte einen Tunnel für uns geöffnet, einen ziemlich weiten Tunnel.
    Ringsumher befand er sich in wildem Aufruhr. Die Bäume schüttelten sich und bebten. Ich hörte das Knarren der Wurzeln im Untergrund. Ein Regen aus Blättern und kleinen Zweigen ging nieder, ab und zu begleitet von einem dicken Ast. Alles prallte an dem Schirmfeld ab, das Deco-2 über uns errichtet hatte.
    „Ich hatte dich ganz nah an den Waldrand geschoben", hörte ich den Roboter sagen. „Es hat gewirkt. Der Kontaktwald hat dich erkannt und uns eingelassen."
    „Er wird nicht erfreut sein, einen Oahm’Cara zu sehen", krächzte ich.
    „Er nimmt ihn bereits wahr. Aber er kennt ihn nicht. Er weiß nur, dass dieses Wesen leidet."
    „Wie lange noch bis zur Lichtung?"
    „Wir sind gleich da."
    Mir kam es vor wie ein, zwei Stunden, bis endlich die Lichtung auftauchte und das Transportfeld mich auf den Boden legte.
    Geschafft!, dachte ich. Aber um welchen Preis?
    Ich konnte mich noch immer nicht bewegen.
     
    *
     
    Es war ein seltsames Gefühl zu spüren, wie die Lebenskraft in den Körper zurückkehrte. Sie tat es in Zeitlupe oder zumindest im Kriechgang, während der Zyklon sie im Eiltempo aus mir herausgesaugt hatte. Am deutlichsten spürte ich die Wirkung im Nakken. Anfangs besaß er subjektiv die Konsistenz eines Holzblocks, dann lokkerten sich die Muskelfasern immer mehr, und selbst die eingefroren wirkenden Nervenbahnen schienen zu neuem Leben erweckt.
    Ich spürte wieder Wärme und Kälte im Genick, die ich zuvor eher mit dem Gesicht und den Handflächen registriert hatte. Nach einer Weile gelang es mir, Arme und Beine zu bewegen. Die Durchblutung normalisierte sich ebenso wie der Pulsschlag, zumindest innerhalb der Grenzen, die der Zyklon uns steckte. Der Wald schirmte einen Großteil der Wirkung ab – noch! Wie es aussah, wenn der Entropische Zyklon das Kal-System endgültig erreicht hatte, stand in den Sternen.
    „Soll ich dir helfen, Atlan?"
    „Ich versuche es allein." Ich richtete mich auf, ging in die Hocke, federte ein paar Mal und erhob mich dann vorsichtig. Der Kreislauf spielte dennoch verrückt. Ich schwankte leicht, bis sich der Gleichgewichtssinn im Innenohr normalisiert hatte.
    „Beschreibe mir, was du empfindest", sagte Deco-2. „Und was du in den letzten Stunden empfunden hast."
    „Das hat Zeit bis später. Zuerst kümmern wir uns um den Oahm’Cara."
    „Du wirst ihm nicht groß helfen können. Seine Verletzungen sind zu schwer."
    Ich dachte nach, warum wir ihn überhaupt mitgenommen hatten. Er kam aus einem Schiff, das den Zyklon begleitet hatte. Oahm’Cara waren Angehörige der Kolonne, ihre n„Geometer", also nahm ich an, dass diese hier Messungen vorgenommen hatten und daraus hätten bestimmen sollen, was der Zyklon bewirkt hatte. Dass sie Erfahrungen im Umgang mit hyperphysikalischen Phänomenen besaßen, zeigte ihre Arbeit bei der Zerlegung von Planeten.
    Ich ging vorsichtig ein paar Schritte.
    Der dumpfe Druck in meinem Kopf wich nicht, aber das Gleichgewicht hatte sich normalisiert. Ich suchte die Liege mit dem Schwerverletzten auf und beugte mich über ihn.
    „Er ist grundversorgt", informierte mich Indicas Roboter. „Er spürt keine Schmerzen, ist aber noch immer bewusstlos. Er wird vermutlich nicht mehr erwachen."
    „So schlimm also ..."
    „Die Oahm’Cara besitzen einen Blutund einen Nährflüssigkeitskreislauf.
    Der Blutkreislauf im Hinterleib ist vollständig zerstört, im gepanzerten Vorderleib reicht es noch für Herz und Lungen, im Kopf für das Gehirn. Die Organe des Vorderleibs sind zusätzlich in die Nährflüssigkeit eingebettet, das ist
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