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2418 - Der Entropische Zyklon

Titel: 2418 - Der Entropische Zyklon
Autoren: Unbekannt
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noch verstehen.
    „Hilf mir auf!"
    Zwei Tentakel fassten nach mir, schoben sich unter mich und versuchten mich aufzurichten. Ich stieß einen Schmerzenslaut aus. Mein Rückgrat schien sich in einen Stock verwandelt zu haben.
    „Schneller!"
    Irgendetwas stimmte nicht, das spürte ich deutlich. Wieder blinzelte ich.
    Das salzige Sekret in meinen Augen hatte die Lider festgeklebt.
    „Wasser!", ächzte ich. „Die Augen!"
    Irgendwann, nach endlos langer Zeit spürte ich etwas Kühles, das mir über das Gesicht rann. Ein Lappen – oder ein großes Blatt? – strich über meine Augen.
    „Ist es besser so?", erkundigte sich Deco-2.
    „Ja. Wo sind wir?" Ich konnte jetzt die Augen öffnen, aber ich sah alles verschwommen. Undeutlich erkannte ich die Antigravliege mit dem Oahm’Cara.
    „Lebt er?"
    „Es geht ihm schlecht."
    „Wo sind wir?"
    „Wir werden in kurzer Zeit den Wald erreichen."
    Das Fass verschwand aus meinem Gesichtsfeld. Ich sah eine riesige dunkle Wand, die sich heftig bewegte. Immer wieder klatschten kleine Fetzen in mein Gesicht, als reiße jemand Papier klein und verstreue es im Wind.
    „Deco, was ist das?"
    „Es sind Blätter. Der ... Sturm reißt sie ab."
    Ich verstand nur die erste Hälfte, der Sturm trug die Worte förmlich davon, ehe sie mich erreichten.
    Wieder brandete eine Welle gegen mein Bewusstsein an, wieder wurde der Chip unter der linken Schulter heiß. Ich bildete mir ein, verbranntes Fleisch zu riechen.
    „Schneller!", wiederholte ich. „In den Wald, bevor ich erneut ..."
    Ich durfte kein zweites Mal bewusstlos werden. Wenn das geschah, konnte es sehr gut passieren, dass ich danach nie mehr erwachen würde. Ein verglühter Chip im Körper, ein übermächtiger Zyklon, dessen psionische Gewalten aus dem Hyperraum voll in unser Kontinuum strahlten – all das war zuviel für mich.
    Ja, du Narr – genau so könnte es kommen.
    Der Extrasinn klang beinahe so erschöpft, wie ich mich fühlte.
    Auch ein relativ Unsterblicher stieß dann an seine Grenzen, wenn er es persönlich mit den kosmischen Mächten aufnahm.
    „Der Wald lässt uns nicht ein", sagte der Roboter. „Er befindet sich in Aufruhr. Dem Lärm nach zu urteilen, brechen die ersten Bäume."
    „Wir müssen ... noch näher heran.
    Bring mich ganz nah hin. Vielleicht ..."
    Ich würgte, dann schrie ich von dem stechenden Schmerz, der durch mein Bewusstsein raste. Ohne dass ich es wollte, bäumte sich mein Körper reflexartig auf. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe.
    Vergebens wartete ich auf den Aufprall. Der Boden existierte nicht mehr, und um mich herum war es totenstill.
    „Deco?"
    Ich fiel weiter, spürte deutlich, wie es abwärts ging. Allerdings schien ich nicht schneller zu werden, sondern mit gleichmäßiger Geschwindigkeit in die Tiefe zu sinken. Wieder fiel es mir schwer, noch einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Die Mentalstabilisierung vermochte den Einfluss nicht mehr abzuhalten und würde irgendwann zerbrechen. Ich wusste, dass das meinen sofortigen Hirntod bedeutete.
    Wald! Ich versuchte mich auf meine Gedanken zu konzentrieren und dem Ableger von Alomendris ein Zeichen zu geben. Wallldddd! – Qualltt Es klappte nicht.
    Ich war nicht mehr in der Lage, mich gedanklich richtig zu artikulieren. Die Hitze in mir tat inzwischen höllisch weh, sie verbrannte meinen Körper von innen nach außen heraus. Und ich fiel immer noch abwärts, streifte irgendetwas, das schmerzhaft in mein Gesicht klatschte.
    Danach spürte ich gar nichts mehr.
    Das Schmerzempfinden meines Körpers setzte ebenso aus wie ein Großteil meiner Wahrnehmung.
    „Dec", versuchte ich es erneut. „Hilf mir!"
    Der Roboter reagierte nicht, war vermutlich zu weit entfernt.Wo steckte Dr.
    Indicas verflixter Roboter nur, wenn man ihn brauchte?
    Ich spürte, wie mein Atem schneller und flacher wurde, wie ich immer weniger Luft bekam, wie ... wie sich der Tod näherte und wünschte mir, dass es schnell ging.
    Aber ich starb nicht. Das Schicksal war unerbittlich. Es gönnte mir anscheinend kein gnädiges Ende durch den Entropischen Zyklon, der alles in seinem Einflussbereich in Chaos verwandelte, aus Ordnung Unordnung schuf.
    Wieso sterbe ich nicht?
    Die Antwort war vermutlich banaler, als ich sie mir vorstellen konnte. Ich konnte sie mir selbst geben. Weil du schon tot bist. Nur dein Bewusstsein existiert noch. Der Zyklon reißt es mit sich.
    Ich sank noch immer weiter in die Tiefe. Es wurde kühler. Nicht klamm, als
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