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2418 - Der Entropische Zyklon

Titel: 2418 - Der Entropische Zyklon
Autoren: Unbekannt
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schlecht, und der Druck in meinem Kopf nahm weiter zu. Ich hatte Mühe, meine Gedanken zu ordnen. Aus Schwäche ging ich vor dem zweiten Oahm’Cara in die Knie.
    „Kannst – du – mich verstehen?", ächzte ich.
    Die Zangen bewegten sich unkontrolliert. Aus der Mundöffnung drangen ein Lallen, Laute kaum verständliche und Wortfetzen in einer Sprache, die ähnlich wie TraiCom klang.
    „Deco?" Mühsam wandte ich den Kopf. Der Nacken schmerzte, als habe mir jemand mit dem Schaft eines Beils ins Genick geschlagen. „Eine Liege!"
    „Ist schon unterwegs", lautete die Antwort. Ich hörte die Worte kaum, erkannte aber ihren Sinn. Ich versuchte mich stärker zu konzentrieren – tatsächlich half es. Ohne den Zellaktivator wäre ich jetzt ebenso zum lallenden Idioten geworden wie der Oahm’Cara vor meinen Füßen.
    Ein Schatten glitt herein, die Antigrav-Liege. Der integrierte Projektor wuchtete den Körper des Kolonnen-Geometers auf die Liegefläche und transportierte ihn ab. Ich schwebte nach einem letzten Blick in das Wrack hinterher.
    „Etwas reagiert auf die Anwesenheit von Fremden", informierte mich die Mikro-Positronik. „Ich messe Kriechströme und winzige Emissionen einer Steuereinheit. Sie schickt minimale Impulse in verschiedene Teile des Wracks."
    „Dann nichts wie weg!"
    Der Anzug beschleunigte. Dicht hinter mir folgte der Roboter, der zu mir aufschloss und sich neben mir hielt. Wir schleusten in die Space-Jet ein. Sie stieg senkrecht in den Himmel hinauf und raste davon.
    Eine Stichflamme grüßte uns zum Abschied, ein Dutzend weiterer folgten ihr. Das Wrack loderte im grünlichvioletten Feuer und brannte in der Art einer kontrollierten Explosion ab. Die Terminale Kolonne sorgte dafür, dass Fremde nichts mehr fanden, was sich mitzunehmen lohnte.
    „Sie waren zu sechst", informierte mich Deco-2. „Die fünf anderen haben den Absturz nicht überlebt und sind mit dem Wrack verbrannt."
    Ich brachte nur ein Röcheln zustande. In meiner Halsschlagader pochte wild das Blut, ich schätzte den Puls auf annähernd zweihundert. Der Zellaktivatorchip unter der linken Schulter arbeitete auf Volltouren. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit den Fingern über den Anzug tastete und nach einer Möglichkeit suchte, ihn mir aus dem Körper zu reißen.
    „Flieg schneller!", ächzte ich.
    Mein Sehvermögen trübte sich. Ich registrierte erste Atemaussetzer, ein Vorgang, den ich aus dem Erdaltertum kannte, wo man mich ein paar Mal vergiftet hatte. „Medo, jetzt!"
    Ich spürte das Piken einer Nadel, als der Automat mir eine Injektion verabreichte. Gleichzeitig kämpfte ich gegen die Bewusstlosigkeit an, die sich wie ein Mantel über mich legen wollte. Der Zyklon hatte das Kal-System erreicht, und ich war noch nicht zurück im Kontaktwald.
    Meine Konzentration reichte nicht mehr aus. Sie ließ im Gegenteil nach.
    Ich wurde immer matter und kraftloser, mit jedem Atemzug gewissermaßen. Ich wollte die Arme heben und mich festhalten, es ging nicht. Einen Augenblick später bildete ich mir ein, in einem Prallfeld zu liegen. Vielleicht entsprach es sogar der Wahrheit, denn in diesem Zustand konnte ich mich unmöglich auf den Beinen halten.
    Mein Herz pumpte und pumpte und arbeitete immer schwerer. Der Pulsschlag sank fast sprunghaft abwärts, weil die Herzmuskel die Kraft nicht mehr aufbrachten. Gegen Herzversagen half auch der beste Zellaktivator nichts mehr. Inzwischen brannte der Chip unter meiner Schulter wie Feuer.
    „Lande direkt am Wald", versuchte ich der Positronik klarzumachen. Ich bewegte wohl die Lippen, aber ich hörte keinen Ton. Meine Stimmbänder versagten angesichts der umfassenden Kraftlosigkeit, die meinen Körper erfasst hatte.
    „Schneller!", schrien meine Gedanken. „Ich halte das höchstens noch Sekunden aus!"
    Als ich das Bewusstsein verlor, sah mich das vorwurfsvolle Gesicht von Dr.
    Indica an.
     
    7.
     
    Stunde des Chaos
     
    Sturmwind peitschte über mich hinweg. Ich versuchte den Kopf abzuwenden, aber es ging nicht. Mein Nacken fühlte sich an wie ein Eisblock. Ich stöhnte leise. Die Sonne brannte in mein Gesicht, es fing Feuer – halt!
    Eine innere Stimme sagte mir, dass es nicht sein konnte. Ein Schatten schob sich über mich, es wurde angenehm kühl auf meiner Haut.
    Ich blinzelte oder versuchte es zumindest. Undeutlich nahm ich wahr, dass der Schatten die Form eines Fasses besaß.
    „Wir haben ausgeschleust", sagte der Roboter. Der Wind riss die Worte mit sich, ich konnte sie gerade
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