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2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt
Autoren: Unbekannt
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mich an Bord der SOL?"
    „Diesmal", sagte Tekener kalt und stand auf, „werde ich als Erster den Raum verlassen."
     
    *
     
    Nachdenklich betrachtete Dao-Lin-H’ay die Datenkristalle, die neben ihrem Kopfkissen lagen. Ihr gesamtes Insiderwissen über Hangay und die Negasphäre war darin gespeichert, einschließlich der Daten aus Sonnenlicht-18.
    Wenn sie die SOL verließ, wollte sie so gut wie möglich ausgerüstet sein, und sei es nur durch hervorragendes Wissen.
    Denn mit einem hatte Tek recht: Wissen war in diesen Zeiten eine der mächtigsten Waffen.
    Sie sah für sich an Bord der SOL keine Zukunft mehr. Die Sondierungsgespräche mit diversen Geheimdiensten und Militärführern der Kartanin und Hauri verliefen bislang ergebnislos, aber sie hatte auch nicht mit einem schnellen Erfolg gerechnet.
    Tekener hingegen sah sich in seiner starren Meinung bestätigt. Er begegnete Dao-Lin-H’ay von Tag zu Tag herablassender. Wahrscheinlich war es am besten, den endgültigen Schnitt zu vollziehen, besser heute als morgen.
    Das Einzige, was sie bedauerte, war der Verlust der Möglichkeiten, die die SOL ihr bot. Wahrscheinlich konnte – und würde – Tek ihr nur eines der halb schrottreifen Beiboote zur Verfügung stellen, mit dem sie keine nennenswerten Strecken zurücklegen konnte. Die Annehmlichkeiten eines Hypertriebwerks würden für sie schon bald der Vergangenheit angehören, und dadurch würde ihr Aktionsradius stark eingeschränkt sein.
    Ihr Armbandkommunikator zeigte an, dass ausgerechnet Tekener sie zu sprechen wünschte. Sie verweigerte die Annahme des Gesprächs, denn sie verspürte nicht die geringste Lust auf einen weiteren Streit oder neue höhnische Kommentare.
    Als das Signal sich jedoch änderte und dadurch höchste Priorität anzeigte, öffnete sie die Verbindung.
    „Unser neues Reiseziel heißt Yokitur", erklärte Tekener ohne Einleitung.
    „Du gibst also auf?"
    „Im Gegenteil! Deine Bemühungen zeigen einen ersten Erfolg."
    Er sprach mit so ungewöhnlichem Tonfall, dass nicht einmal Dao-Lin-H’ay zu sagen vermochte, ob er darüber erfreut oder verbittert war.
    „Uns wurde eine Einladung zu einer Geheimkonferenz überbracht."
    „Klingt nicht sonderlich geheim", meinte die Kartanin.
    „Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis wir davon erfuhren", kommentierte Tekener bissig. „Das Thema der Geheimkonferenz auf Yokitur lautet TRAITOR. Geheimdienste verschiedener Hangay-Reiche nehmen daran teil.
    Ist das nicht genau das, was du dir immer erhofft hast?"
    Das war es in der Tat, und innerlich triumphierte Dao-Lin-H’ay. „Wann werden wir dort sein?"
    „Yokitur ist der Name einer einige Lichtjahre durchmessenden Dunkelwolke in fast zehntausend Lichtjahren Entfernung. Wo genau die Konferenz stattfindet, wissen wir nicht, aber vor Ort werden wir weitersehen."
     
    *
     
    Während der Reise traf sich die Kartanin nur mit Tekener, um ihr genaues Vorgehen zu besprechen. Sie beide würden als Abgesandte der SOL an der Konferenz teilnehmen.
    Trotz ihrer Differenzen musste es möglich sein, sich professionell zu verhalten. Es galt, persönliche Gefühle im Dienst der Mission zurückzustellen.
    Früher hatten sie oft zusammengearbeitet, und im Grunde waren sie ein perfekt aufeinander eingespieltes Team.
    Je näher sie der Yokitur-Dunkelwolke kamen, umso deutlicher wurde, dass sich gerade dieses Gebiet zunehmend in eine kaum befliegbare Katastrophenzone verwandelte. Womöglich war an dieser Stelle die Entwicklung der Negasphäre besonders fortgeschritten.
    „Es kostet den Piloten einiges an Schweiß", sagte Tekener, als Dao-Lin-H’ay am 3. Dezember die Zentrale betrat. In seiner Stimme lagen weder Bitterkeit noch Hohn. Für einen Augenblick glaubte sich die Kartanin in alte Zeiten zurückversetzt. „Das Gebiet rings um die Dunkelwolke ist ein einziges energetisches Chaos. Der Einflug würde selbst für Traitanks zum Vabanquespiel werden."
    „Davon werden wir uns nicht abhalten lassen", gab sich Dao-Lin-H’ay entschlossen. „Fragt sich nur, wie viele andere Teilnehmer dieser Konferenz aufgeben oder unterwegs in irgendeinem dieser mahlenden Tryortan-Schlünde verschwinden."
    „Der Hyperorkan bereitet uns Schwierigkeiten. Zumal wir noch etwa 300 Lichtjahre von der eigentlichen Dunkelwolke entfernt sind und sich die Flugstrecke bis dorthin nicht bessern wird.
    Zumindest, wenn wir dem Hypertakt-Orter trauen können, der angesichts des energetischen Chaos allerdings keine zuverlässigen Werte mehr
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