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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit
Autoren: Manfred Weinland
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bestehen.
    Hintereinander stiegen sie schließlich die Leitern hinauf. Matt ging voraus, aber oben angekommen wartete er, bis Thekona neben ihn trat und seine Hand ergriff. »Wir sehen uns drüben.«
    Er folgte ihr bis dicht vor die Grenze der Sphäre – und jetzt, aus unmittelbarer Nähe, nahm er sie endlich wahr! Das Bild, das sie ihm zeigte, war das des gebogenen inneren Tunnels der Hydritenanlage. So weit, so gut…
    »Bei drei springen wir«, sagte Matt und winkte ein letztes Mal in die Tiefe zu den gebannt nach oben starrenden Indianern.
    Thekona gab das Zeichen ihrer Bereitschaft.
    »Eins… zwei…« Matt holte tief Luft und setzte zum Sprung an. »… drei!«
    Er hatte sich bereits mit den Füßen abgestoßen, als ihm bewusst wurde, dass Thekona sich nicht mit seiner Hand zufrieden geben wollte. Sie stieß sich noch einen Tick vor ihm vom Steg ab und warf sich ihm regelrecht an den Hals, schlang die Arme darum und die Beine um sein Gesäß.
    Fast wären sie beide neben der Sphäre gelandet.
    Und dann…
    … tauchte er auch schon auf der anderen Seite auf, einen erstickten Schrei auf den Lippen, zu dem er schon bei den Konoi angesetzt hatte.
    ***
    »Sei gewiss, du siehst keinen Geist! Ich bin immer noch bei dir.«
    »Das… denke ich mir. Du hängst mir schließlich immer noch um den Hals. Und du bist… äh…«
    Nun bemerkte sie es auch, was Matt bereits die Röte auf die Wangen trieb: Thekona war splitterfasernackt aus der Zeitblase gekommen! Sie löste sich hastig von ihm. Im nächsten Moment griff sie zu ihrem Hals, und Matt spürte es an seinem eigenen: Auch die Ledermanschetten waren verschwunden!
    Verdammt! Er hätte es wissen müssen: Wie bei der ersten Rückkehr in die Gegenwart war alles, was nicht in diese Zeit gehörte, zurückgeblieben. So auch die Kleidung des Mädchens.
    Rasch zog Matthew seine Jacke aus und reichte sie ihr. Thekona schlüpfte hinein. Da sie kleiner war als er, reichte ihr die Jacke aus Spinnenseide bis zu den Oberschenkeln.
    Thekona schien die Situation jedoch wenig auszumachen. Kein Wunder – in Wahrheit war sie kein sechzehnjähriges Mädchen, sondern eine Tausende von Jahren alte Hydritin.
    »Du fragst dich, wie mir der Zeitsprung gelungen ist«, sagte sie wie beiläufig, während sie den Reißverschluss zuzog. »Nun, ich wusste von deinen Bedenken und was mit diesem Crow passiert ist. Schließlich kann ich in dir lesen wie in einem offenen Buch.« Sie zwinkerte ihm zu. »Also habe ich mich im Moment des Sprungs mit allem, was ich bin und habe, an dich geklammert. Ich war halb in deinem Geist. Und ich gaukelte ihm vor, zu ihm zu gehören – so wie ich ihm vorgaukelte, dass mein Körper zu deinem gehört…«
    »Und das genügte, das Tor zu täuschen?«
    »Offensichtlich. Wir sind da…« Sie wies um sich. »Es hat sich kaum verändert. Bis auf das fehlende Meerwasser.«
    »Und bis auf die Kleinigkeit…«, Matt warf misstrauische Blicke in die Umgebung, »… dass wir unseren Nackenschutz eingebüßt haben und der Koordinator inzwischen eine recht ruppige eigene Persönlichkeit entwickelt hat.«
    »Ich werde ihn mir vornehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass er sich dir unterwirft.«
    »Das werden wir sehen. In seinen Speichern muss ich noch immer als autorisierte Person verankert sein. Wenn ich ihn damit nur einige Sekunden aufhalten kann, haben wir gewonnen.« Sie orientierte sich. Reaktivierte extrem lange brach gelegenes Wissen.
    Auch Matt schaute sich um, nur hielt er Ausschau nach etwas anderem als bloßen Orientierungspunkten.
    Bei seiner letzten Rückkehr hatte Lityi bereits auf ihn gewartet. Gerade so, als hätte Rantt’ek sie beauftragt, jener Sphäre, durch die Crow und er gesprungen waren, permanent zu folgen.
    Warum war es jetzt nicht so? Lityi und der General konnten sich nun sogar bei der Bewachung der Zeitblase abwechseln.
    Es sei denn, etwas mit Crows Übernahme ist schief gegangen. Vielleicht hat er sich stärker gegen die Verschmelzung mit dem Koordinator gewehrt als erwartet. Und möglicherweise hat ihm das, im wahrsten Sinne des Wortes, das Genick gebrochen…
    Er wusste nicht, ob er sich Crows Tod wirklich wünschen sollte, obwohl es ein erhebliches Problem gelöst hätte.
    »Worauf wartest du?«, fragte die Hydritin, nun ganz Da’la. »Komm. Ich weiß jetzt wieder, wo ich bin. Der Koordinator ist nicht weit…«
    ***
    Auf dem Weg blieben sie völlig unbehelligt. Sie waren durch die nächste Querverbindung in den äußeren Tunnel gewechselt, um der
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