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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit
Autoren: Manfred Weinland
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Information, die alles ändert.«
    »Und die wäre?«
    »Du weißt inzwischen, woher der Flächenräumer die für einen Schuss notwendige Energie bezieht.«
    »Aus dem Erdmagnetfeld, sagtest du.«
    »So ist es. Die Speicherschüsseln wurden von dieser nie versiegenden Quelle immer weiter gefüllt, sodass es alle tausend Jahre zu einer Spannungsspitze und Teilentladung kam. Aber das hat sich nun geändert…«
    Matt runzelte die Stirn. »Was meinst du? Funktioniert der Flächenräumer nicht mehr?« Ein kaltes Kribbeln lief ihm über den Rücken. Sollte alles umsonst gewesen sein?
    »Die Information bezog sich auf den Ladestand der Speicherschüsseln«, fuhr Thekona fort. »Er hat sich seit der letzten Entladung im Jahr 1906 eurer Zeitrechnung kaum verändert. Weil er seit gut sechshundert Jahren nicht mehr aufgefüllt wird.«
    Matt war verwirrt. »Aber das Magnetfeld hat sich doch nicht aufgelöst…«, begann er.
    »… aber offenbar verschoben«, ergänzte die Geistwanderin. »Vor fünfhundert Jahren muss sich eine kosmische Katastrophe ereignet haben, die…«
    Nun war es Matt, der sie unterbrach – weil es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: »Natürlich! ›Christopher-Floyd‹!… Ein Komet«, fügte er hinzu, als sie ihn irritiert ansah. Sie konnte ja nicht wissen, was vor einem halben Jahrtausend auf der Erde geschehen war, weil das Zeitportal sie in eine ferne Vergangenheit transportiert hatte. »Im Jahr 2012 traf ein Komet die Erde, verschob ihre Achse und damit natürlich auch ihr Magnetfeld, das aus dem Bereich des Flächenräumers rückte!«
    Thekona nickte. »Ich habe mich in dir nicht getäuscht – du kombinierst schnell und klug. Es stimmt: Der magnetische Pol, über dem die Anlage erbaut wurde, hat sich verschoben. Seitdem die Feldlinien nicht mehr direkt auf das Magnetfeld-Gitter des Flächenräumers treffen, füllt sich der Speicher extrem langsam.«
    »Und das bedeutet…«
    »Dass in den Speichern nur noch so viel Energie enthalten ist, dass es für einen einzigen Schuss reicht. Sobald dieser abgefeuert ist, wird der Flächenräumer Jahrtausende benötigen, um sich wieder aufzuladen – zu deinem Glück. Denn das erleichtert mir meine Entscheidung, ihn dir zu überlassen.«
    ***
    Schritte wurden laut. Unsichere Schritte.
    Lityi bog um die Ecke und lenkte Matt vorübergehend von dem ab, was Thekona ihm offenbart hatte.
    Er taxierte Chachos Frau, an der sich kein sichtbarer Tentakel befand. Aber schon einmal hatte sie sich in einer Phase, in der sie frei schien, gegen sie gewandt. Als wirke ein posthypnotischer Block in ihr nach.
    Als Lityi Matts Blick erwiderte, brach sie vor seinen Augen zusammen.
    »Sie lebt, keine Sorge«, behauptete Thekona. »Genau wie der andere dort…« Sie nickte zu Crow hinüber. »Kümmere dich jetzt nicht um sie. Bevor ich zu den Konoi zurückkehre, werde ich dich in die Zielvorrichtung des Flächenräumers einweisen. Nachdem der Koordinator abgeschaltet ist, muss sie manuell bedient werden.«
    »Ich kann das unmöglich so schnell erlernen…«
    »Du kannst. Denn es ist meine Art, etwas zu lehren.« Sie legte ihm die Hand auf die Stirn, und der Wissenssturm setzte ein.
    Matt hätte vorbereitet sein müssen; schließlich erlebte er eine hydritische Geistverschmelzung nicht zum ersten Mal. Trotzdem traf es ihn wie ein Schlag mitten ins Hirn.
    Es dauerte nicht lange, denn es waren selektierte Informationen, die Da’la ihm übermittelte und die allein den Flächenräumer betrafen. Aber sie brannten sich unauslöschlich in seinen Verstand ein.
    Keuchend löste sich Matt nur Sekunden später von ihr. Er wollte Danke sagen, aber es kam ihm nicht über die Lippen. Sein ganzes Gesicht fühlte sich wie taub an.
    »Unsere Wege trennen sich nun«, sagte Thekona. »Mehr kann ich nicht für euch tun.« Während sie sprach, öffnete sie Matts Jacke, streifte sie ab und reichte sie ihm. In stolzer Haltung stand sie nackt vor Matthew Drax – so stolz, wie es nur eine Indianerin tun konnte. Matt zweifelte nicht daran, dass sie nie wieder Da’la, die hydritische Wissenschaftlerin sein würde, als die sie sich hier ein letztes Mal gezeigt hatte. Sie wollte bei ihrem Volk bleiben und es auf seinem Weg durch die Zeiten begleiten.
    Sie berührte kurz ihren Mund mit Mittel- und Zeigefinger. »Lebe wohl – und viel Glück!«
    Matt erwiderte die Geste wie benommen.
    Dann sah er nur noch, wie sie sich umwandte und davonlief, jener Zeitblase hinterher, die sie zurück zu den Konoi bringen
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