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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden
Autoren: Greg Iles
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wirkte so unnatürlich wie das einer Avon-Beraterin in einem armen Wohnviertel, aber sie gab sich Mühe. »Komm, wir hauen ab, Joey.«
    »Ja, ja«, sagte Hickey. »Die reuige Hure kehrt zurück.« Er schüttelte den Kopf. »Was man angefangen hat, muss man auch zu Ende bringen, Schätzchen.«
    Cheryls Lippen zuckten, und dann erlosch ihr Lächeln. »Es gibt keinen Grund, der Kleinen etwas anzutun, Joey. Jetzt nicht mehr.«
    »Du kennst den Grund.«
    »Wenn du sie umbringst, kommt deine Mutter auch nicht zurück.«
    Seine Augen funkelten hasserfüllt. »Er soll am eigenen Leibe spüren, was ich durchgemacht habe.« Hickey richtete die Waffe auf Wills Bein, hinter dem sich Abby versteckte. Dort war sie keinesfalls in Sicherheit.
    »Joey, tu's nicht!« Cheryl öffnete die Aktentasche, zog die Waffe heraus und richtete sie auf Hickeys Brust. »Es war nicht seine Schuld. Lass uns nach Costa Rica fliegen. Deine Ranch wartet auf uns.«
    Hickey schaute Will an und lachte verbittert. »Sie haben sie gegen mich aufgehetzt, nicht? Tja, sie war schon immer eine dumme Kuh.«
    Plötzlich drehte er sich zu Cheryl um und drückte ab. Cheryl fiel rücklings auf den Mittelstreifen, und über dem Rasen regnete es 100-Dollarscheine. Sofort richtete Hickey die Waffe wieder auf Will, zuerst auf seinen Kopf, dann auf seine Brust und dann auf seine Beine. Während er sein kleines Spiel mit ihm trieb, hallte ein seltsames Surren über die Autobahn. Will kannte das Geräusch. Es war das Surren von Rotoren. Hickey begriff schnell, was das bedeutete, doch anstatt abzuhauen, machte er noch zwei weitere Schritte auf Will zu.
    »Was soll ich mit einer Ranch in Costa Rica? Ich kann die Scheiß Latinos eh nicht ab. Darum bin ich hierher gekommen. Es kommt alles, wie es muss.«
    Abby klammerte sich an Wills Hose. »Sieh mal, Dad.«
    Als Hickey sein Ziel ins Visier nahm, warf sich Will auf seine Tochter und schaute wie Cheryl vor dem Aufprall der Maschine dem Tod ins Auge.
    Er war darauf gefasst, gleich das Mündungsfeuer zu sehen, doch stattdessen sah er einen blutverschmierten Unterarm von der Größe seines Oberschenkels, der sich um Hickeys Nacken schlang und seinen Körper in die Luft riss.
    »Du darfst Abby nichts tun, Joey«, rief Huey. »Du kannst Huey etwas antun, aber nicht Abby. Sie ist meine Belle.«
    Hickey riss erstaunt die Augen auf. Er versuchte, seine Pistole nach hinten zu richten, um seinen Cousin zu töten, aber der erste Schuss verfehlte das Ziel. Der blutverschmierte Unterarm zerrte ihn noch höher in die Luft und drückte wie eine Schraube seine Luftröhre zu. Hickey trat wie ein Gehängter mit den Beinen in die Luft, und die Schüsse landeten im Nichts. Irgendwie schaffte er es, drei Worte zu krächzen, aber die waren in dieser Situation nicht besonders gut gewählt.
    »Du gottverdammter Schwachkopf!«
    Will sah fasziniert zu, wie Huey seinem Cousin die Luft abschnürte. Hueys Gesicht war ruhig wie das eines schlafenden Berggorillas. Hickeys letzte Kugel riss ein Stück von Hueys Ohr ab, und dann war die Waffe leer. Als das laute Knacken eines Nackenwirbels über die Straße hallte, hatte sich Hickeys Gesicht blauschwarz verfärbt.
    Sein Körper erschlaffte wie ein nasser Sack, und seine Waffe fiel scheppernd auf die Straße. Ein paar Sekunden später legte Huey seinen Cousin vorsichtig an den Straßenrand, setzte sich neben ihn und tätschelte seine Hand. Dann rüttelte er ihn sanft, als wollte er ihn wecken.
    »Joey? Joey?«
    Das Surren des Hubschraubers wurde lauter. Will rollte sich von Abby herunter, zog seinen Gürtel aus der Hose und schnürte ihn um seinen verwundeten Oberschenkel.
    »Schau«, sagte Abby leise. »Huey weint.«
    Huey beugte sich über Hickey und hielt eine Hand vor dessen Mund, um seine Atmung zu überprüfen. Als ihm klar wurde, dass Hickey nicht mehr atmete, fing er an, wie ein kleines Baby zu wimmern.
    »Warum wolltest du Belle wehtun?«, schluchzte er. »Es ist nicht recht, kleinen Mädchen wehzutun. Mama hat das gesagt.«
    »Wir müssen ihm helfen, Daddy.« Abby lief über die Straße, doch Will humpelte ihr hinterher und holte sie zurück.
    »Ich brauche dich, Kleines. Wir müssen Mama suchen.«
    »Ich bin hier«, hörte er eine Stimme hinter sich.
    Will drehte sich um. Karen stand mit einer Automatik auf dem Mittelstreifen der Straße. Es war Cheryls Walther. Sie richtete sie auf die Besitzerin der Waffe, während Cheryl über das Gras kroch und 100-Dollarscheine in die Aktentasche stopfte. Beide
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