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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden
Autoren: Greg Iles
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so nahe...
    Hickey fluchte und trat auf die Bremse. Vor ihnen tauchte eine lange Reihe roter Lichter auf. Bremslichter. Es musste etwas passiert sein. Und Wills Flugzeug musste das verursacht haben. Hickey schwenkte den Wagen über die linke Spur auf den Mittelstreifen und sauste an den bremsenden Fahrzeugen vorbei. In seinen Augen spiegelte sich der Hass, der wie ein Feuer in seiner Seele loderte.
    Karen rief sich das Bild ihrer Tochter ins Gedächtnis und fing an zu beten. Doch Karen sah nicht ihre Abby vor sich, wie sie heute aussah, sondern den Säugling, dieses Wunder aus Fleisch und Knochen mit den lächelnden Augen, für den Karen ihre Karriere aufgegeben hatte und für den sie alles aufgeben würde. Eine tiefe Traurigkeit bahnte sich ihren Weg, aber mit der Traurigkeit kam auch ein Friede, der ihre Angst überwand. In der Stille ihres Geistes fielen ihr Worte aus dem Buch der Prediger ein, die sie vor langer Zeit gehört, aber nie ganz vergessen hatte. Es gibt eine Zeit zu leben und eine Zeit zu sterben. Sie schloss die Augen.
    »Ich liebe dich, Abby«, sagte sie leise. »Es tut mir leid, Will.«
    »Was ist?«, fragte Hickey, der sich bemühte, an der Autoschlange vorbeizufahren.
    Karen fuhr ihre Krallen aus und warf sich ins Steuer. Sie war fest entschlossen, Hickey zu töten. Wenn sie schon sterben musste, würde sie ihn mit in den Tod reißen.
    Hickey drückte ab.
    Die Baron prallte auf den Betonbelag der Straße, und Wills Plan löste sich sofort in Wohlgefallen auf. Der Fahrer des Sables musste das Tempo gedrosselt haben, denn die Baron raste viel zu schnell auf den Wagen zu, um rechtzeitig bremsen zu können. Will gab Gas und sprang wie ein Flugschüler, der eine riskante Landung übte, über den Wagen hinweg. Als die Räder wieder die Straße berührten, sah er, dass der Minivan, der soeben noch genug Abstand zum Sable gehabt hatte, auch gebremst hatte. Wahrscheinlich hatten die Wagen vor dem Minivan ebenfalls abgebremst oder angehalten, um die Katastrophe, die sich hinter ihnen anbahnte, zu beobachten.
    Will fuhr die Landeklappen heraus, drosselte das Tempo und trat auf die Bremsen, doch er sah sofort, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde. Geschwindigkeit und Abstand waren zu gering, um über den Minivan hinwegspringen zu können. Seine Propeller drehten sich so schnell, dass sie den Kleinbus sofort in einen Schrotthaufen verwandelt hätten. Der verdammte Fahrer fuhr einfach nicht von der Straße herunter, um den Zusammenprall zu vermeiden. Er war wie Will von dem bewaldeten Hügel auf dem Mittelstreifen und dem steilen Abhang zum Wald zur Rechten blockiert. Es war allerdings auch nicht angenehmer, mit einem Flugzeug zusammenzuprallen. Dann sah Will die Köpfe hinten im Minivan.
    Kinder.
    Will riss die Maschine nach links herum und schaltete den Gemischregler, die Treibstoffzufuhr und die Elektronik aus. Im ersten Moment war er erleichtert, als sie an dem Minivan vorbeizogen, doch sofort darauf stellte sich Entsetzen ein, als sein rechter Flügel gegen das Fahrzeug stieß und anfing, sich zu drehen.
    Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Cheryl schrie, und als sich das Flugzeug drehte, sah Will plötzlich einen mit Baumstämmen beladenen Schwertransporter, der von hinten auf sie zuraste. Vor dem langen Schwerlaster fuhr der weiße Rambler, der aussah wie ein Matchbox-Auto. Die Nase der Baron wurde zerdrückt, als sich die Maschine drehte, einer der Propeller auf der Straße aufschlug und sich in einem Funkenregen in Nichts auflöste. Als der Rambler wieder in ihrem Blickfeld auftauchte, sah Will, dass sich der Wagen plötzlich aus der Spur des Lasters löste und das Tempo beschleunigte. Seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn der Wagen fuhr über den schmalen Standstreifen und raste den Abhang hinunter auf die Bäume zu.
    »Wir müssen hier raus!«, schrie Will. Er ergriff Cheryls Arm.
    Das Flugzeug war mit der Nase nach Norden zum Stehen gekommen, und der 30-Tonner aus Stahl und Holz raste mit dem Kreischen brennender Bremsen auf sie zu. Will löste die Gurte, beugte sich über Cheryl und öffnete die Tür.
    »Raus!«, schrie er.
    Sie warf einen Blick in die Kabine, bewegte sich jedoch nicht. Will krabbelte über sie hinweg auf den Flügel und zog sie aus dem Cockpit. Sie schrie ihm etwas zu, doch er stieß sie auf den Boden und sprang ihr hinterher.
    »Das Geld!«, schrie sie. »Wir haben das Geld vergessen!«
    »Vergessen Sie es!« Er zog sie am Arm und versuchte, sie in
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