24 Stunden
hätte. Er spürte eine Erleichterung wie noch nie zuvor in seinem Leben. Abby lebte. Sie lebte, und nichts auf Gottes Erden konnte ihn jetzt noch von ihr fern halten.
»Hallo Alpha-Juliet«, sagte er leise. Er wackelte einmal mit den Flügeln und dann noch einmal.
»Was machen Sie da?«, wimmerte Cheryl, als das Flugzeug sich wie auf einer Achterbahn erst nach links und dann nach rechts neigte. »Ich kotze gleich!«
»Ich winke mit den Flügeln«, sagte er lächelnd.
Huey und Abby sangen Kleine Eensy-Weensy Spinne, als das Flugzeug auftauchte. Es flog genau neben der Autobahn auf Baumhöhe geradewegs auf sie zu.
»Schau!«, schrie Huey. »Ein Schädlingsbekämpfer.«
»So niedrig darf der nicht fliegen«, sagte Abby besorgt. »Ich weiß das, denn mein Dad fliegt auch ein Flugzeug.«
Das Flugzeug flog an ihnen vorbei. Abby drehte sich um und beobachtete, wie das Flugzeug wieder aufstieg und dann aus ihrem Blickfeld verschwand.
»Ich bin auch schon mal geflogen«, sagte Huey. »Als ich mit Joey im Disneyland war.«
»Du meinst Disney World.«
»Nein, es gibt zwei. Das alte ist in Kalifornien. Da waren wir. Joey hat gesagt, die beiden wären gleich, aber ich glaube, das in Florida ist größer.«
»Das glaube ich auch.« Abby streichelte Belle, die auf ihrem Schoß lag. »Da habe ich die richtige Belle gesehen. Und das richtige Schneewittchen.«
»Die Richtigen?«
»Ja. Und ich hab die gleichen Kleider bekommen, die sie anhatten.«
Hueys Lächeln verschwand. Er griff in die Seitentasche seines Overalls, wühlte herum und zog seine leere Hand heraus.
»Wenn ich dir was gemacht hätte«, sagte er leise, »würde es dir gefallen?«
»Natürlich.«
»Es wäre bestimmt nicht so schön wie alle anderen Sachen, die du zu Hause hast.«
»Doch, bestimmt. Selbst gemachte Geschenke sind immer schöner als gekaufte.«
Huey schien über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nachzudenken. Dann griff er noch einmal in die Tasche und zog sein Werk heraus, das er in der letzten Nacht geschnitzt hatte.
Abby riss überrascht den Mund auf. »Woher hast du das?«
»Das hab ich für dich gemacht.«
»Du hast das gemacht?«
Ein Stück Zedernholz war von Hueys Messer in die Figur eines Bären mit einem kleinen Mädchen auf dem Schoß verwandelt worden. Neben dieser hübschen Arbeit sah Abbys Barbie aus wie eine kalte Schaufensterpuppe. Das kleine Mädchen auf dem Schoß des Bären hatte langes Haar wie Abby. Es trug auch eine Hose, die ihrer ähnelte, und es hielt eine kleine Puppe in der Hand. Doch besonders der Bär fesselte Abbys Aufmerksamkeil. Er trug keine Kleidung, sondern nur wie Huey eine dicke Brille. Der Bär passte offensichtlich auf das kleine Mädchen auf.
»Das hast du wirklich gemacht?«, fragte sie noch einmal.
Huey nickte zaghaft. »Die Schöne und das Biest. Du hast gesagt, diese Geschichte gefällt dir besonders gut. Ich hab es so schön gemacht, wie ich konnte. Ich weiß, du magst schöne Dinge.«
Abby nahm das geschnitzte Werk in die Hand. Das Holz war noch ganz warm von Hueys Tasche. Aber noch interessanter war, dass es sich irgendwie lebendig anfühlte.
Es war gleichzeitig hart und weich. Abby hatte das Gefühl, der Bär und das kleine Mädchen würden sich gleich in ihren Händen bewegen.
»Es gefällt mir«, sagte sie. »Es gefällt mir sehr.«
Huey strahlte. »Wirklich?«
Abby, die sich die Figur noch immer anschaute, nickte.
»Vielleicht denkst du dann manchmal an mich.«
Sie schaute ihn verwirrt an. »Natürlich tue ich das.«
Huey schrie plötzlich auf und trat auf die Bremse. Abby klammerte sich sofort ans Armaturenbrett.
»Er stürzt ab!«, schrie Huey.
Das Flugzeug war wieder da, aber diesmal flog es genau über der Straße und ging genau über ihnen in die Luft. Die Wagen vor ihnen drosselten die Geschwindigkeit, und einige fuhren sogar auf den Standstreifen. Das Flugzeug flog rechts an Abby vorbei auf die Bäume zu, aber es wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Abby sah, dass die Flügel auf und nieder wippten: zuerst der linke, dann der rechte und dann beide.
Ihr Herz klopfte. »Er wackelt mit den Flügeln.«
Die Triebwerke des Flugzeugs übertönten das Motorengeräusch des Wagens. Der Pilot wackelte wieder mit den Flügeln, als wollte er Abby zuwinken, und schaukelte dann über dem Wagen hin und her. Abby klatschte entzückt in die Hände.
»Mein Daddy macht das auch! Ganz genauso! Mein Daddy...«
Plötzlich wurde ihr ganz heiß im Gesicht, und vor lauter Aufregung
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