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2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden
Autoren: Unbekannt
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hoch, postierten sie exakt senkrecht zur Längsachse der Aufzeichner. Dann traten die Projektoren in Aktion. Winzige Energiefelder blätterten eine Seite nach der anderen um, und das rasend schnell. Die vielen einzelnen Geräusche summierten sich zu diesem Rauschen, als zöge ein Schwarm großer Vögel unter der Decke vorbei.
    Die Aufzeichner speicherten die Inhalte als Bilder ab. Später - falls es ihnen tatsächlich gelang, die Schrift zu entziffern - würden die hochmodernen Inkubs die Inhalte ganzer Archive innerhalb weniger Augenblicke übersetzen und in die Datenbänke eingliedern. „Glowein?" Morian entdeckte den Androiden zunächst nicht. Dann erspähte er ihn zwischen mehreren Spektralsäulen einer holografischen Sendestation.
    Glowein Parder zählte zu den Androiden neuer Generation, die sich mit Ausnahme ihrer absoluten Haarlosigkeit in nichts von den Sphero unterschieden. Er beantwortete Fragen einer Frau, deren blausilberner Umhang sie als Moderatorin eines bekannten Nachrichtensenders auswies. „Ich hoffe, es ist dir recht!", rief er, als er Kinnaird entdeckte. „Natürlich!" Endlich konnten sie mit minimalen Fortschritten aufwarten, nachdem die Öffentlichkeit der bewohnten Welten sie ebenso abgeschrieben hatte wie Faduhr'Kerien. Der zweite Planet der Sonne Kerien war seit wenigen Tagen unbewohnt. Die letzten 3000 Sphero hatten sich abholen und nach Kerien III, Ohnur'Kerien, bringen lassen.
    Sphero waren Individualisten, aber wenn das mentale Netz zu dünn wurde, ertrugen sie dies ebenso wenig wie qualvolle Enge.
    Morian wartete ungeduldig, trat von einem Bein aufs andere. Endlich zerflirrte die Sendestation, die Moderatorin verabschiedete sich und ging. Zwei Roboter begleiteten sie, um sicherzugehen, dass sie Gorkwaisch auch tatsächlich verließ.
    Glowein führte Morian in den hinteren Teil des Zentralarchivs. Zwischen Sichtschutzwänden standen mehrere transportable Speicherinkubatoren. Den vielen Ecken und Kanten nach zu urteilen, stammten sie aus pralintherischer Produktion.
    Der Androide deutete auf eine Art Wandteppich. Die Sphero hatten alle bisher entdeckten Zeichen der fremdartigen Sprache aufgemalt, ähnliche Zeichen immer in einer Reihe. „Jedes dieser Zeichen besteht aus mehreren Teilen oder Strichen", erläuterte Glowein. „Manche sind gerade, manche geschwungen. Sie verlaufen parallel oder schräg zueinander. manche kreuzen sich.
    Mit etwas Fantasie kann man sich abstrakte 'Darstellungen von Gegenständen vorstellen, die übereinandergelegt wurden.
    Anschließend hat man die Schnörkel weggelassen und nur die wichtigsten Linien gezeichnet. Wir haben diesen Vorhang gefilmt, die Inkubs vergleichen die Zeichen derzeit mit eingescannten Texten und bestimmen die Häufigkeit einzelner Zeichen oder ihrer Einzelteile."
    Er reichte Morian einen Packen Folien. Sie enthielten abstrakte Symbole, die übereinandergelegt komplexe Zeichen ergaben.
    Der Grabmeister unterzog sie einer eingehenden Musterung. Es handelte sich um eine Bilderschrift, von kunstvoller Hand zu Papier gebracht. Einzelne Fundstücke zeigten aber auch, dass in verschiedenen Bereichen mit Zeichen-Stempeln gearbeitet worden war.
    Und das sollte die Schrift ihrer Vorfahren sein? Morian hegte Zweifel, behielt diese aber für sich. „Alle Spezialisten und jede freie Rechnerkapazität stehen ab sofort nur für diese eine Aufgabe zur Verfügung", entschied er.
    Je schneller sie Gewissheit hatten, desto besser war es.
     
    *
     
    Eine Frage entstand, teilte sich, schwebte über dem Land, wiederholte sich, schwoll an zu einem Gemurmel in tiefer Stimmlage. „Wohin gehst du, Volk der Sphero?
    Welchen Weg nimmst du?"
    Die Stimme der Sphero. „Wohin gehst du, Volk der Sphero?"
    Der Wind trug die Frage in die Wälder und zu den Siedlungen und Stationen, er verteilte sie über den Wohngebieten, die den gesamten Kontinent bedeckten, lauter kleine bunte Ziegelflecken in dem üppigen Blau und Gelb der Vegetation. „Welchen Weg nimmst du?"
    Es war die Schicksalsfrage einer ganzen Zivilisation. „Wohin gehst du, Volk der Sphero?
    Welchen Weg nimmst du?"
    Und diese Frage kündete von einem Tod, der alle Sphero betraf.
     
    *
     
    Morian Kinnaird arbeitete noch immer tief in Gorkwaisch. Manchmal sah er dreißig, vierzig Tage lang nur künstliches Licht.
    Von dem Wind und den Fragen bekam er nichts mit, aber mit den Stunden spürte er eine innere Unruhe. Er lauschte in sich hinein, während sich der Mnexion-Stirnkreis langsam, aber spürbar
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