Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Wenn ich das von seinen Eltern nur auch sagen könnte."
    Einen Augenblick lang war so etwas wie Hoffnung in Bogus Hallond aufgeblitzt, jetzt legten sich wieder Schatten auf sein Gemüt. „Bei den Spektralen Inselstaaten", murmelte er. „Was willst du damit sagen?
    Es steht mir nicht zu, dir weitere Auskünfte zu geben."
    „Ich verstehe. Die Schweigepflicht!"
    Bogus Hallond blickte erneut durch die Scheibe in die Wiege – und erstarrte.
    Das Kind hatte die Augen geöffnet. Es sah ihn ernst und irgendwie eindringlich an. „Morian?", murmelte Bogus verwirrt. „Der Junge heißt Morian?"
     
    *
     
    Was Rang und Namen hatte, war gekommen. Getrennt durch einen Schutzfilm, huldigten sie den Eltern und bestaunten das Kind, überbrachten die Glückwünsche der einzelnen Planeten und deren technischer und wissenschaftlicher Abteilungen. Die Spektralen Inselstaaten zeigten es nicht nach außen, aber sie feierten die Geburt des kleinen Morian Kinnaird wie ein Wunder.
    Bogus Hallond interessierten die Daten nur am Rande. Wie lange war es her, dass in den Spektralen Inselstaaten ein Kind geboren worden war? 278 Jahre? Vielleicht wirkte sich diese Geburt positiv auf die Seele des gesamten Volkes aus. Seit vielen tausend Jahren wurden die Sphero weniger, überstieg die Zahl der Verstorbenen die der Geborenen jedes Jahres. Sie schwanden dahin.
    Transfermeister Kaith Odonnue trat vor. Er streckte die Arme gen Himmel aus, begann ein leises Summlied, in das nach und nach alle Sphero einstimmten.
    Andere Völker hielten Reden selbst zu geringen Anlässen, überreichten Geschenke, die meist ebenso protzig wie die Worte waren. Aus so etwas hatten sich Sphero nie etwas gemacht. Sie sangen alte, textlose Weisen, die Saiten in ihnen zum Schwingen brachten, sich ihren Weg durch den Schutzfilm suchten und bewirkten, dass sich das Kind im Rhythmus des Gesangs bewegte.
    Morian Kinnaird hielt die Augen geschlossen, genoss sichtlich die Darbietung. Dem Gesumme folgte ein vierstimmiger Kanon, vorgetragen in den klassischen Kürzeln, wie sie die Lenker und der Transfermeister bei ihrer Arbeit benutzten.
    Hallond bildete sich ein, der unterarmlange Winzling höre ihnen aufmerksam zu: Am Schluss fügten die Sphero noch ein paar Akkorde hinzu, wie der Sturmwind sie in den Klippen von Vitogh'Farien erzeugte.
    Odonnue trat zurück in die Reihe der Hohen Lenker, zu denen auch der Vater des Kindes gehörte.
    Colmac Kinnaird sprach ein paar Dankesworte, lud alle zur Weihe in zehn Jahren ein und verabschiedete die Anwesenden mit einem Jubelruf, den sie nur zu gern aufnahmen und hinaustrugen, weg vom Anwesen, bis er überall auf Namech'Corien erschallte. Sie trugen ihn durch die Augen zu den übrigen Welten, auf denen es seit vielen tausend Jahren immer leerer wurde.
    Nur Bogus Hallond blieb, weil der Pförtner es ihm mit einem Wink zu verstehen gab.
    Unsichtbare Kameras fingen derweil ein Standbild des glücklichen Paares und seines Kindes ein und projizierten es hinaus in den Kommunikationskreis außerhalb der elf Planetensysteme, wo sich die Botschafter der Assoziierten auf der Plattform der Begegnung mitten im All eingefunden hatten. Während die Spektral-Inkubs das Standbild animierten und den Angehörigen der anderen Völker eine Liveschaltung vorgaukelten, begannen die Botschafter ihre Reden zu halten. Sie schwadronierten über das kleine Universum und das friedliche Leben darin.
    Bis der Letzte von ihnen gesprochen hatte, war die Sonne über dem Planeten vermutlich dreimal auf- und untergegangen.
    Eine Weile hörte Bogus zu, dann wandte er sich angeekelt ab. Das war alles oberflächlich, Floskeln und Schlagworte, Formalismen ohne Tiefgang. Es war nicht mehr als angemessen, dass es den Kommunikationskreis gab und sich keiner der Botschafter erdreistete, die Konventionen zu sprengen und persönlich auf Namech'Corien zu landen.
    Der Gleitmeister folgte dem Pförtner hinaus in die Wandelhalle, wo bereits ein Getränk auf ihn wartete. „Die Medikerin bittet dich, noch eine Weile zu bleiben."
    Bogus wunderte sich. Ihm fiel nichts ein, was die Frau mit ihm hätte besprechen können.
    Irgendwann, kurz vor Sonnenuntergang, tauchte sie endlich aus einer Tür der anderen Seite des Gebäudeflügels auf. „Gleitmeister, ich mache mir Sorgen um den Kleinen. Die Eltern lassen sich nicht blicken. Kannst du ihnen ins Gewissen reden? Meine Autorität reicht nicht aus."
    Er musterte sie skeptisch. „Ich bin weder ein Lenker, noch halte ich mich für einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher