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2392 - Die vergessene Stadt

Titel: 2392 - Die vergessene Stadt
Autoren: Unbekannt
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lange nicht seinen Höhepunkt erreicht.
    Und dennoch fallen alle übereinander her, als gäbe es kein Morgen."
    „Die Feiern sind nun mal notwendig", sagte Filicut müde. Er benetzte sich das Gesicht mit Wasser aus einer bereitstehenden Schale. Seine Haut fühlte sich trocken an. Das kam wohl von der Hitze, die nicht zuletzt auf die Tätigkeit der Strombeuter zurückzuführen war. „Genug für heute", sagte er schließlich. „Unsere Ablösung muss jeden Moment eintreffen." Er legte die Beine quer über das Pult und genoss den Moment. Das Bacchanal hat auch etwas Gutes, schoss es Filicut durch den Kopf. Normalerweise ist es eng hier. So eng, dass wir aneinandergereiht dasitzen müssen, Körper an Körper, und schwitzend, auf unseren Einsatz warten.
    Sie redeten unverbindlich miteinander und vermieden es tunlichst, auf die derzeitige Situation in Inkar-Durn zu sprechen zu kommen. Lange Zeit würde bis zum nächsten Bacchanal vergehen. Dieses Jahr war für sie, die sie den Notdienst aufrechterhalten mussten, ein verlorenes Jahr.
    Endlich trudelten die Strombeuter der Nachtschicht ein. Sie zeigten zerdrückte, griesgrämige Gesichter und wurden von den unter Petrogisch stehenden Kollegen in der Versammlungshalle mit höhnischem Geklatsche begrüßt; zumindest jene wenigen, die ihre sieben Sinne noch beisammenhatten, stimmten in den Applaus ein.
    Filicut reichte seine Unterlagen an Bajdo Umarthyn weiter; einen entfernten Bekannten, dessen goldene Augen von azurblauen Sprenkeln durchsetzt waren. „Lasst euch nur ja nicht provozieren", wies er Bajdo an. „Bleibt ruhig, zieht euch, so gut es geht, in den Arbeitsraum zurück."
    „Es gibt ohnehin nichts zu tun", maulte sein Gegenüber. „Blau- und Rotspeicher sind gut gefüllt. Es ist nicht zu erwarten, dass die Energievorräte vor dem Ende des Bacchanals zur Neige gehen. Wir reißen hier sinnlos unsere Zeit herunter, während sich die anderen vergnügen ..."
    „Du tust gefälligst deine Pflicht!", fuhr in Filicut an. „Du kennst die Regeln. Wir hantieren hier mit Gemeingut. Die Energien, die wir sammeln und verwalten, benötigen stetige Kontrolle."
    „Schon gut", seufzte Bajdo. „Ich meinte ja nur ..." Er drehte sich beiseite und gab die Anweisungen an seine drei Kollegen weiter.
    Filicut schob Pettonia, Unky und Lisdroht aus dem Arbeitszimmer und führte sie in eine halbwegs ruhige Ecke des Gemeinschaftsraumes. „Ich verlange von euch, dass ihr zur nächsten Schicht nüchtern erscheint. Am besten bleibt ihr es permanent", sagte er. „Wir müssen diese Tage durchstehen. Irgendwie. Was ich zu Bajdo gesagt habe, waren keine Allgemeinplätze, sondern, die Wahrheit.
    Wir tragen unsere Roben mit Stolz und im Bewusstsein der Verantwortung. Nur uns ist es zu verdanken, dass die Inkar-Durner heutzutage ein relativ unbeschwertes Leben führen dürfen." Er seufzte. „Wenn das Bacchanal vorüber ist, werde ich mich bei Jomo dafür einsetzen, dass jeder von uns zwei oder gar drei freie Schichten bekommt. Also - lasst euch nicht unterkriegen."
    Seine drei Kollegen bedankten sich leise.
    An einem anderen Tag wären sie ihm vor Freude um den Hals gefallen. Freie Schichtzeiten waren rar angesichts des steigenden Energiebedarfs der Gemenge-Stadt. Doch im Vergleich zur Teilnahme am Bacchanal erschien diese Belohnung selbst ihm wie ein Hohn.
    Er folgte den drei Strombeutern in einigen Metern Abstand, als er Loge 57 verließ. Er fühlte keine gesteigerte Lust zu einer weiteren Diskussion. Er hasste es, Befehle geben zu müssen, und dennoch wurde es während der nächsten sieben oder acht Tage von ihm verlangt. Schließlich war er der derzeit erfahrenste einsatzfähige Strombeuter Inkar-Durns.
     
    *
     
    Eigentlich war das Bacchanal, mit den Augen eines Nüchternen betrachtet, einfach nur fürchterlich. Die Sehnsucht mitzumachen, die Filicut anfänglich verspürt hatte, verflog allmählich. Diese Melange an Rauschzuständen, Sex, Raufhändeln und ungehemmter Zügellosigkeit widerte ihn an. Als „Außenstehender" zeigte sich ein gänzlich anderes Bild, als wenn man sich selbst am Bacchanal beteiligte.
    Ein Signalton erklang. An seinem Handfunker Apumirs Kennung.
    Was wollte der elende Bastard von ihm? „Feierst du schön?", fragte Filicut über den Kom, als er Apumir zugeschaltet erhielt.
    Dann blickte er auf, überprüfte den breiten Quergang, der die Logen 108 und 142' miteinander verband, bevor er weitermarschierte. „Und wie!" Apumir lachte. „Ich hab einen irren Trip hinter
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