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2392 - Die vergessene Stadt

Titel: 2392 - Die vergessene Stadt
Autoren: Unbekannt
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nannte man einen Tag. Und wir Gemenge-Städter haben das übernommen."
    „Merkst du nicht, was du für einen Quatsch redest?" Apumir knuffte ihn in den Bauch. „Wie soll denn links und rechts der Stadt was sein? Wie soll man das sehen können? Die Stadt besteht aus Gängen, Logen und Räumen, aus Stegen und Kammern. Wie willst du da einen Feuerball sehen? Außerdem würde er dich verbrennen ..."
    „Die Dan'za hat's aber so gesagt!"
    „Das beweist doch nur, dass sie entweder keine Ahnung hat oder eine verdammte Märchenerzählerin ist."
    „Und du bist um so vieles gescheiter, nicht wahr, Schwabbelschwarte?" Der Typ regte ihn auf! Filicut hatte Apumir noch nie riechen können; auch wenn sie sich bereits von Geburt an kannten. „Ich behaupte bloß, dass die Alten uns was vorlügen. Ich glaube, dass die selbst keine Ahnung haben, was ein Jahr eigentlich ist ..."
    „Ruhe!", brüllte der Aufseher quer durch den Raum. Es war Ciumbyl, wegen seiner Mundfäulnis „Muru" gerufen.
    Sie hielten den Atem an, klammerten sich eng aneinander, stellten sich schlafend. Mit Muru war nicht zu spaßen.
    Die Luft war schlecht. Die Decken zu dünn, um ausreichend Wärme zu bieten.
    Doch das würde sich bald ändern. Mit diesem tröstlichen Gedanken schlief Filicut ein. Denn es gab immer mehr von diesen Strombeutern. Sie waren es, auf deren Schultern die Hoffnungen der Inkar-Durner ruhten.
     
    *
     
    „Das hier ist Partasim Jomo", sagte die Dan'za und blickte scheu zu einem dürren, asketisch wirkenden Mann in dunkelroter Robe. „Er ist ein Strombeuter. Er besucht uns heute, um nach Talenten zu suchen."
    Filicut schreckte überrascht hoch.
    Strombeuter, so hatte er gedacht, wurden bald nach ihrer Geburt ausgesiebt und in Schulen für Bevorzugte gesteckt.
    „Ich werde eure Zeit nicht allzu lange in Anspruch nehmen", sagte der Mann. Seine Stimme klang heiser und rau. „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben." Er fletschte seine Zähne. Ein nicht gerade beruhigender Anblick.
    Totenstille herrschte, als Partasim Jomo durch die Reihen marschierte. Er musterte die Kinder, sah ihnen tief in die Augen.
    Keiner, so schien es Filicut, konnte diesem Blick standhalten.
    Er saß in der letzten Reihe, fast im hintersten Winkel. Eingeklemmt zwischen dem unsäglichen Apumir und einem - pfui! - Mädchen, dessen Namen er noch nicht einmal kannte.
    Der Meister kam näher. Er verharrte, stellte einer dieser langhaarigen Gören, die ständig miteinander tuschelten und kicherten, eine Frage, hieß sie schließlich aufzustehen und schob sie an den Rand ihrer Reihe. Da stand sie, verdutzt, plötzlich mit Tränen in den goldenen Augen.
    Partasim Jomo kümmerte sich nicht weiter um sie, marschierte weiter die Schüler ab.
    Der säuerliche Geruch von Angstschweiß hing im Saal. Die Dan'za kam herbeigeeilt und drückte das ausgesonderte Mädchen tröstend an sich.
    Nun war Apumir an der Reihe. Beinahe verächtlich blickte der Meister beiseite, fixierte schließlich ihn, Filicut, verharrte einen Moment und widmete sich schließlich dem Mädchen neben ihm.
    Erleichtert atmete Filicut aus. Seine Kiefer taten weh. Er hatte sie schmerzhaft fest aneinandergepresst gehabt.
    Partasim Jomo beendete seinen Rundgang, zwängte sich zurück zur Lehrerin, flüsterte ihr ein paar Worte zu und nahm schließlich das einzeln dastehende Mädchen bei der Hand. „Das war's auch schon wieder, Kinder", sagte er leise. „Danke für eure Geduld." Er nickte, zeichnete ein Grußsymbol in die Luft und verließ mit seinem Opfer, dem die Tränen nunmehr offen über die Wangen rannen, den Saal.
    Die Tür schloss sich hinter ihm, und augenblicklich verschwand der Geruch nach Schweiß und Angst.
     
    *
     
    „Du hast dir fast in die Hosen gemacht!", behauptete Apumir, während sie den kurzen Verbindungsgang zum Lernzimmer entlang marschierten. „Fast", gab Filicut zu. „Aber du wirst einen Grund gehabt haben, dass du in der nächsten Pause in der Toilette verschwunden bist. Hast wohl die Unterhose ausziehen und reinigen müssen, Schwabbelschwarte."
    „Eitergesicht !"
    „Fettbrocken !"
    „Stinkebrut !"
    Derlei Nettigkeiten gehörten zum Tagesablauf. Es gab nichts, was sie beim jeweils anderen gut fanden. Das Schicksal hatte sie irgendwie aneinandergeschmiedet. Ihre Geburtsdaten lagen bloß zwei Tage auseinander, sie besuchten dieselben Schulkurse, lernten die lebenswichtigen Gemenge-Regeln in denselben Verhaltenskursen, lebten und schliefen zu allem Unglück auch noch in
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