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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis
Autoren: Michelle Stern
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Waffe zu und verpasste dem Clark Manuel eine Platzwunde an der Stirn.
    »Arthur!«, fluchte die Ärztin. »Das Blut könnte meine Arbeit behindern!«
    Crow achtete nicht auf die zeternde Frau. »Sind Sie sicher, dass Drax hier nichts gefunden und mitgenommen hat?«
    »Ganz sicher«, stöhnte der gefesselte Mann. Er zitterte. »Ja, ich bin mir ganz sicher.«
    Crow stand auf und trat zornig gegen einen Polsterstuhl, der krachend durch den Raum flog und einen silbernen Kerzenhalter mit sich riss. Er hatte Drax verpasst! Aber immerhin wusste er, wo er ihn suchen musste.
    Tief atmete Crow ein. Er würde den 37. Clark Manuel weiter befragen, um ganz sicher zu gehen. Doch im Grunde seines Herzens wusste er bereits: Der Mann mit den wallenden weißen Haaren hatte die Wahrheit gesagt.
    ***
    Kambrid-Wald, etwa 350 Kilometer entfernt
    Kor’nak erinnerte sich an den Moment vor fast zwei Wochen, als die Soldaten der Lungenatmer aufgetaucht waren und das Feuer auf seine Rotte eröffnet hatten. Er war gestürzt und hatte es doch geschafft, in die Büsche zu entkommen. Wie durch ein Wunder hatten die Lungenatmer ihn übersehen. Mit dem Blitzstab, den er hastig wieder an sich gerissen hatte, war es ihm gelungen, fünf Soldaten zu töten. Dann waren alle Brüder, die noch laufen konnten, geflohen.
    Kor’nak klackte zornerfüllt vor sich hin. Alle, die noch laufen konnten! Das waren im Ganzen, mit ihm, nur noch vier Krieger. Quo’pok und Tar’ok waren unverletzt. Zar’uk hatte eine hässliche Armwunde erlitten, die immer wieder aufbrach. Der Verband blutete schon wieder voll, obwohl seit ihrer Flucht mehr als zehn Tage vergangen waren.
    »Ich will zurück nach Gar’onn’ek«, jammerte Zar’uk. »Ich habe genug! Sie sind tot! Alle sind sie tot!«
    Um nachfolgenden Lungenatmern zu entgehen, waren sie zuerst ein Stück ins Landesinnere geflohen. Ein Wald voller Sträucher und Büsche hatte ihnen Schutz geboten. Hier hatten sie sich tagelang versteckt. Immer wieder hatten sie das Gebell der Hunde gehört und sich tiefer und tiefer zurückgezogen.
    Die letzte Woche war hart gewesen. Immer wieder hatte Kor’nak gedacht, nicht mehr weitermachen zu können. Ständig mussten sie sich neue Verstecke suchen, und immer war da die Angst in ihrem Nacken, doch noch entdeckt und in jenen Operationssaal gebracht zu werden, in dem Ek’ba und die anderen gestorben waren.
    Dann war etwas Seltsames passiert: Die Soldaten hatten die Verfolgung einfach aufgegeben. Das war vor drei Tagen gewesen. Sie hatten irgendetwas Unverständliches in ihrer Sprache gesagt. Worte, vollgesogen mit Furcht.
    Anscheinend gab es hier gefährliche Bestien. Erst gestern war ihnen der Schatten eines Tieres sehr nahe gekommen. Einen Augenblick hatte Kor’nak geglaubt, die mentale Präsenz Agat’ols zu spüren. Aber das war unmöglich. Agat’ol irrte sicher nicht allein durch den Wald. Er flog mit diesem General Crow in dessen Gleiter herum.
    Die erschöpften Mar’oskrieger waren im Wald geblieben und hatten sich ausgeruht. Kor’nak hatte sich bei seiner Flucht den Knöchel verletzt und warten wollen, bis er wieder laufen konnte und kampffähig war, ehe er entschied, was sie nun unternahmen.
    Es waren düstere Tage gewesen, in denen kaum gesprochen wurde. Jeder trauerte auf seine Weise. Besonders Quo’pok war außer sich vor Zorn. Er fing kleine Tiere, die er folterte und tötete, ehe er sie in Stücke teilte und fraß.
    Kor’nak hasste es, sich zu verstecken. War er ein kleiner Fisch, der sich ängstlich in seinen Schwarm flüchten musste, nur um zu hoffen, von den Raubtieren des Meeres nicht zerrissen zu werden? Sie hatten lange genug ausgeharrt. Seinem Fuß ging es besser. Die Schwellungen waren verschwunden und er konnte fast schmerzfrei laufen.
    »Nein. Wir gehen nicht zurück nach Gar’onn’ek!«, klackte er. »Wir holen uns Agat’ol.« Auf den verdammten Bastard konzentrierte sich Kor’naks ganze Wut. Es war Agat’ols Idee gewesen, an den Südpol zu reisen, und noch immer lebte die kleine Missgeburt, während seine Brüder tot waren.
    Dabei hatten er und seine verbliebenen Krieger den Gefangenen beim Sterben geholfen. Durch das Blut der Drachen verbunden, hatten sie sich gemeinsam konzentriert und den Unglückseligen noch auf dem Operationstisch der Menschen den Lebensfunken gelöscht.
    »Bitte, Kor’nak«, meinte Tar’ok erschöpft. »Es hat keinen Sinn. Wir sind diesen Landkriechern hoffnungslos unterlegen, und gegen die Maschinenwesen von diesem
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