Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2354 - Kolonnen-Geometer

Titel: 2354 - Kolonnen-Geometer
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
entfernen.
    Der Oahm'Cara verschwand zwischen den Türmen und ihren weitläufigen Auslegern.
    Was will er?, überlegte Jaghiro. Ausspionieren, wonach ich in den Datenbänken des Zentrums suche?
    Das hätte er auch einfacher haben können. Jedes Terminal erteilte ihm darüber Auskunft.
    Der junge Oahm'Cara beendete seine Umrundung. Er suchte sich eine der Gassen aus, stakste ein wenig unbeholfen bergab bis zu einem freien Ausleger. Ein roter Lichtstrahl scannte seine Plakette. „Wie kann ich dir helfen, Jaghiro Ackan?", erkundigte sich eine nüchterne Automatenstimme. „Ich benötige historische Informationen ..." Er stockte. Die winzigen Härchen an seinem Hinterkopf richteten sich auf, er spürte die Vibrationen einer statischen Aufladung. Jaghiro stemmte das mittlere Extremitätenpaar fest gegen den Boden, während er mit dem hinteren hastige Trippelschritte vollführte. Schwungvoll drehte er sich um die eigene Achse. „Was willst du?" Seine Mundzangen schlugen aneinander, das Knirschen zeigte mehr als nur Unwillen an.
    Der andere ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Der Beutel an seiner oberen Einschnürung zappelte hin und her, ein Flickwerk aus zahllosen Mustern und Farben. Der Zipfel eines Lappens ragte hervor. „Wo bleibt dein Gruß, Jaghiro?", zischte Arfyss böse. „Du bist der Ankömmling, nicht ich."
    „Deine Kinderstube muss ein schimmliger Bau gewesen sein", schmähte Arfyss E'lhacc. „Sonst würdest du mich so behandeln, wie es mir zusteht."
    „Ach, und wie ist das? Soll ich dich anspucken?"
    Der andere knarzte wild und zitterte vor Erregung. „Kennst du meine edle Herkunft noch immer nicht? Ich entstamme einer der Csepan-Sippen, die noch Nester bauten."
    Jetzt war es heraus, und es bestätigte Jaghiros lang gehegte Vermutung. Arfyss hielt sich für etwas Besseres. „Nester?", wiederholte er, als könne er sich nur schwerlich entsinnen. „Ach, Nester. Ja, die habe ich in alten Aufzeichnungen gesehen. Schrecklich primitive Dinger, findest du nicht? Wie dumm, sich auf so was zu verlassen.
    Jeder kleine Sturm hat sie zerstört, oft wurde die Brut darin vernichtet. Ein Wunder, dass noch Nachkommen am Leben sind."
    Arfyss stieß mit dem Kopf in seine Richtung. „Hüte deine Zangen, du könntest sie verlieren. Dieses eine Mal will ich Nachsicht walten lassen. In Zukunft dulde ich nicht mehr, dass du mir die Ehrerbietung verweigerst, die mir zusteht."
    „Hättest du nur längst etwas gesagt.
    Ich zolle Gill Ashgu Respekt, unserem Mentor und Zugführer. Und Ehrerbietung der Mutter aller Eier, sowie den Brutammen in meinem Bau. Aber nicht dir, Arfyss E'lhacc, und wenn du ein goldenes Ei aus einem silbernen Nest wärst! Ehrerbietung verdient man sich, man bekommt sie nicht geschenkt!"
    Jaghiro nahm sich fest vor, so bald wie möglich aktuelle Informationen über die Csepan-Sippen einzuholen, wenn es welche gab, Arfyss E'lhacc konnte seinen umständlichen Namen auch anderswo erhalten haben, im Büro der Namenlosen etwa. Aber diese Vermutung behielt Jaghiro für sich. Er wollte den Artgenossen nicht noch mehr reizen. „Wie kannst du es wagen!" Arfyss schnaubte wütend. Er schien völlig die Beherrschung zu verlieren. „In der Terminalen Kolonne zählt keine Herkunft und kein Titel, sondern nur die Befähigung im Beruf", kanzelte Jaghiro ihn ab. „Entweder du bist ein guter Kolonnen-Geometer oder ein schlechter. Das hängt allein von der Stärke deines ›speziellen Sinnes‹ ab.
    Und von sonst nichts."
    „Du ... du ... Pah!" Arfyss schnaubte noch mehrmals böse, aber Jaghiro sah, dass er bereits nervös mit seinen Klauen auf dem griffig grauen Boden schabte. Anzeichen des Rückzugs?
    Jaghiro wandte sich wieder dem Ausleger zu. Ein roter Lichtstrahl scannte seine Plakette. „Wie kann ich dir helfen, Jaghiro Ackan?", erkundigte sich die nüchterne Automatenstimme. „Ich benötige historische Informationen der Klasse Zwei...""
    „Die Datenströme werden soeben unterbrochen", lautete die Antwort.
    Gleichzeitig veränderte sich das Licht im Kessel von einem hellen Grün zu einem milchigen Gelb. Die Konturen der Türme und Ausleger verloren viel von ihrem Kontrast, mit einem Mal erschien alles leicht verschwommen.
    Einen Augenblick lang erfasste Schwindel Jaghiro. Eine wichtige Nachricht des Zentrums!, erkannte er.
    Was haben die Kalbarone dieses Mal mitzuteilen?
    Augenblicke später erlosch das Licht vollständig.
     
    *
     
    Glitzernde Perlen hingen im All, aufgereiht an unsichtbaren Schnüren.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher