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2354 - Kolonnen-Geometer

Titel: 2354 - Kolonnen-Geometer
Autoren: Unbekannt
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ab. „Ich komme ein andermal wieder."
     
    *
     
    Ackan-Höhe unter ihrem milden Orangelicht eignete sich immer gut als Blickfang für Kamerasonden, wenn in der Kolonnen-Fabrik über den Lebensraum der Oahm'Cara berichtet wurde.
    Das geschah nicht oft und immer nur dann, wenn sie im Zentrum meinten, wieder einmal auf das Volk der Kolonnen-Geometer hinweisen zu müssen.
    Ein einziges Mal, seit Jaghiro denken konnte, war einer der Kalbarone hier gewesen und hatte der Mutter aller Eier seine Aufwartung gemacht. Mehr Aufmerksamkeit schien die Fabrik einem einzelnen Stamm nicht widmen zu wollen.
    Jaghiro kehrte mit leeren Zangen zum Bau zurück und war so schlau wie zuvor. Schon von weitem hörte er die Stimmen der Jüngeren, hell und schrill, ab und zu unterbrochen vom unrhythmischen Klacken der Halbwüchsigen-Zangen. Die waren noch nicht ausgewachsen, viel zu weich, um sie mit voller Wucht zu benutzen. Halbstarke, die es gegen den Rat der Älteren dennoch taten, erkannte man später an den verbogenen oder eingedellten Mundwerkzeugen. Diese Zangen ließen sich nicht mehr optimal einsetzen. Manche klemmten sogar. Ihre Träger fristeten ein Leben als Behinderte.
    Dies und das Getuschel der Soldaten und Wissenschaftler bildeten lediglich zwei Indizien für das, was Jaghiro Ackan sich ebenso wie jeder andere nach und nach erarbeiten musste. Oahm'Cara hatten es nicht leicht. Nicht in diesem Koloss namens TRAIGOT 1982.
    Unter dem Eingang des weiten Areals blieb Jaghiro stehen. Er wippte mit dem Hinterleib zum Gruß, legte die Klauen seiner' Arme aneinander und holte tief Luft. Dabei entstand ein leises Surren, das sich bis zum Bau ausbreitete. Das empfindliche Gehör der Oahm'Cara nahm es sofort wahr. Viele hundert hielten inne und wandten sich ihm zu. „Dem Gesang nach ist es Jaghiro", hörte er einen zaghaften Ruf, der aufgenommen und weitergetragen wurde.
    Ein Teil der Jungen eilte ihm entgegen,, stürzte sich in waghalsigen Sprüngen den Hang herab.
    Wuchtig und einem Gebirge ähnlicher als einem Haus, ragte Ackan-Höhe auf, ein Kegel mit ausgedehnter Grundfläche, die fast bis an die Grenzen der weiten Halle reichte. Das obere Ende des flach ansteigenden Kegels berührte beinahe die Decke der zehnten Ebene.
    Wenn man oben auf dem flachen Abschluss stand, schien sie zum Greifen nah.
    Mit der Zeit und über viele Generationen hinweg hatten die Oahm'Cara des Ackan-Stammes angebaut. Der Bau war nach und nach wuchtiger geworden. In die Höhe hatte man nicht beliebig erweitern können, also war er in die Breite gewachsen bis zum Baustopp durch die Kalbarone.
    Seither befolgten die Mütter der Stämme den Ruf des Zentrums und unterzogen sich bei jeder Eireife einer Unterweisung und geistigen Konditionierung. Auch wenn die oberste Brüterin seines eigenen Volkes immer von der Freiwilligkeit sprach, mit der sie dem Ruf ins Zentrum folgte, hielt Jaghiro es für einen Zwang, den die Kalbarone und ihre Soldaten auf die Mütter aller Eier ausübten.
    Beim Geometer-Sinn!, zürnte er. Wieso mussten mir diese Übertragung und dieser Aufschneider Arfyss in die Quere kommen?
    Mit dem vollständigen Wissen um die Geschichte seines Volkes unter besonderer Berücksichtung der langen Zeit in TRAIGOT 1982 hätte er sich viele Fragen nicht zu stellen brauchen. „Ich grüße dich, großer Bruder!", schallten ihm die ersten Worte entgegen.
    Jaghiro schätzte, dass sich über hundert Ackan-Nachkommen im Freien aufhielten, allesamt jünger und kleiner als er. Er wartete, bis die erste Gruppe ihn erreichte. Die Jugendlichen umringten ihn, sie gaben ihm das Geleit bis zum vorderen Eingang des Baus. Zwei alte Männer hielten mit gekreuzten Lanzen Wache, aus Tradition und weil es zum guten Ton gehörte. Ein Stamm, der etwas auf sich hielt, pflegte solche Traditionen, obwohl gerade diese im Bereich der Terminalen Kolonne überflüssig war. Es existierte keine Gefahr, also brauchte man auch keine Wächter.
    Ausgerechnet jetzt dachte Jaghiro wieder an Arfyss E'lhacc und das Nest, aus dem dieser angeblich stammte.
    Demnächst behauptete er womöglich, seine Vorfahren hätten die Kunst des Fliegens beherrscht. „Ein langes Leben!", grüßte Jaghiro die beiden Wächter. „Wie geht es unserer Mutter?"
    „Sie schläft und sammelt Kraft. Willkommen, Jaghiro. Du warst nicht besonders lange weg."
    Sie wussten, weshalb er den Kessel aufgesucht hatte. Aus ihren Worten klang unverhohlene Neugier. Brachte er vielleicht Wissen nach Hause, das sie noch nicht
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