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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond
Autoren: Unbekannt
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einzigen Ausweg den Tod. Andere begingen in wütendem Trotz Kurzschlusshandlungen - und das waren nicht nur die noch lebenden Agenten des Energiekommandos. Wieder andere suchten Zuflucht in Drogen oder sexuellen und anderen Exzessen, eine vielleicht letzte Ekstase vor dem großen, endgültigen Aus.
    Der größte Teil der Bevölkerung jedoch duckte und versteckte sich oder schloss die Augen vor dem, was nicht mehr zu ertragen war.
    Und nun die neue Explosion der Präsenz ihrer unvorstellbaren Macht. Die Kommentatoren waren sich fast einig. Es würde noch mehr kommen. Es war fast zwangsläufig. Oben am Himmel schmiedeten fremdartige Gehirne Pläne, zogen ihre Fäden - und man konnte rein gar nichts dagegen tun. „Das Schlimmste sind die Sekten", knurrte Taje, als er einen entsprechenden Bericht sah. „Sie schießen wie Pilze aus dem Boden oder haben Zulauf wie nie."
    „Vor allem der Vhratatu-Kult", sagte Jere. „Wundert es dich, dass der göttliche Erlöser Akon-Akon jetzt herbeigesehnt wird wie nie? Wo keine rationale Hoffnung mehr besteht, gibt es nur noch das Wunder. Den Heilsbringer, den Messias, der kommt und sein Volk vom Bösen befreit." Er nickte grimmig. „Doch, ich kann sie verstehen, die Tausende, die keine andere Hoffnung mehr haben."
    „Du etwa auch?"
    „Frag nicht so dumm. Weißt du, dass wir etwas ganz Wertvolles haben, das den anderen jetzt fehlt?"
    Taje blickte ihn fragend an. Jere nickte wieder. „Eine Aufgabe, mein Freund. Ein Ziel vor Augen, an das wir uns klammern können. Sonst wären wir wahrscheinlich schon ... wie die ..." Er sah hinab auf die Stadt, die jetzt hinter ihnen blieb.
    Karoon-Baal grinste. „Dann muss ich euch ja fast dankbar dafür sein, dass ihr mich gekidnappt habt."
    Jere verdrehte die Augen und hob den Arm mit dem Signalgeber. „Dafür?" Der ehemalige Agent gab keine Antwort mehr.
    Er sah hinaus, in die steigende Sonne hinein, zu der sich von Xölyar aus die grellen Bahnen der Zapfstrahlen spannten und den Himmel teilten, eine gleißende Bahn am Himmel zwischen dunklen Schatten, die warteten ...
    Taje war froh, als das Gelände des Raumhafens vor ihnen auftauchte. Jere hatte recht, dachte er. Jede Stunde, jede Minute des Nichtstuns war Gift für den Kopf. Er legte sich seinen Plan in Gedanken zurecht und hoffte, dass in der Ortungsstation noch jemand am Leben war.
     
    *
     
    Der Gleiter war am nördlichen Rand des Raumhafens gelandet, der von geparkten Schiffen fast lückenlos ausgefüllt war. Die drückende Enge betraf allerdings nur die Landefelder. In den Verwaltungsgebäuden bewegte sich kaum noch etwas. Sie wirkten wie ausgestorben. Es war demütigend, doch der Exagent des Energiekommandos war darüber nicht traurig. Niemand hielt sie auf, es gab keine lästigen Fragen und keine Kontrollen.
    Wenn sie sich legitimieren mussten, wies sich Taje als Agent aus und wurde akzeptiert. Seine „Tarnung" als aktiver Agent funktionierte - vorläufig.
    Es waren ein Mann und eine Frau, die im Kontrollraum auf sie warteten, ein Akone mittleren Alters in Uniform und eine etwas ältere Agentin. Sie wirkten beide müde und ausgezehrt. Sie taten, was sie zu tun hatten, verrichteten ihren Dienst, aber Hoffnung hatten sie keine mehr - so wenig wie Antrieb zum Kämpfen. Sie hofften, dass der Albtraum bald zu Ende gehen würde; dass das E-Kom sich erheben würde, wie so oft in der Vergangenheit; dass der Herr aller Welten mit seinem auserwählten Volk sein würde, wenn es darauf ankam - oder dass der Messias kam, der Vhratatu.
    Die beiden Agenten stellten ebenfalls kaum Fragen. Taje war legitimiert und berechtigt. Als er verlangte, dass sie sämtliche Orterprotokolle für ihn kopierten, die aus der Station über die Invasion des Blauen Systems angefertigt worden waren, taten sie es. Sie fragten nicht, wozu er sie brauchte, aber sie mussten sich denken können, dass es dem Kampf diente. Und auch wenn sie selbst sich passiv verhielten und eher versteckten - sie leisteten ihren kleinen Beitrag. Das allein verlangte bereits Mut, schließlich wussten sie, welche Art Krieg zwischen Kolonne und Energiekommando tobte und dass die Kolonne keine Gnade mit jenen kannte, die Position gegen sie bezogen.
    Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft saßen Taje und Jere schon wieder in ihrem Gleiter und waren auf dem Weg zurück zu ihrer Wohnanlage, die Sonne jetzt im Rücken, aber immer noch den gleichen, gleichzeitig taghellen und verdüsterten, schweren Himmel über sich, der sich wie ein Leichentuch
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