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2340 - Zum Tee bei Jonas Untergang

Titel: 2340 - Zum Tee bei Jonas Untergang
Autoren: Unbekannt
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hast."
    Der Ara lächelte schwach. „Das subjektive Empfinden kann sich manchmal vom objektiven Zustand unterscheiden."
    Delmar richtete sich auf die Ellbogen auf. „Der Chefmediker persönlich kümmert sich um mich? Stand es so schlecht?"
    „Du hast einen Nervenzusammenbruch erlitten, aber das kriegen wir in den Griff."
    „Dann haben wir es also geschafft? Wo sind wir?" ,„Ich habe dich einen Tag lang im Tiefschlaf gehalten. Wir haben die Charon-Wolke bereits durchquert und befinden uns im Landeanflug auf Jonathon. Ja, wir haben es geschafft. Dein Eingreifen im entscheidenden Augenblick hat definitiv das Gefecht zu unseren Gunsten gewendet."
    Delmar schloss die Augen und genoss kurz das unbeschreibliche Gefühl, das sich in ihm ausbreitete. „Du hättest mich ruhig noch etwas länger schlafen lassen können.
    Ich habe so schöne Träume gehabt wie seit langem nicht mehr."
    „Das war medizinisch nicht notwendig, und ... nun ja, Aktakul da Urengoll erwartet dich im Photon-Tower"
     
    *
     
    Er mochte den Arkoniden noch immer nicht, hätte ihm am liebsten das entsetzlich selbstsichere Grinsen aus dem Gesicht gewischt. „Ich habe zufrieden festgestellt, dass ich mit meiner Einschätzung deiner Arbeit richtig lag", sagte er. „Da nun die nötigen Daten zum weiteren Verfahren in Sachen VRITRA vorliegen, wirst du vorerst nicht mehr im Einsatz vor Ort gebraucht."
    Delmar nickte verwirrt. Das war alles?
    Kein Lob, kein Dank?
    Die arkonidische Mentalität, wurde ihm klar. In Aktakuls Augen habe ich nur meine Pflicht getan.
    Was so gesehen ja nicht ganz falsch war.
    Dennoch stellte sich bei Delmar der Eindruck ein, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis sich Arkoniden und Terraner auf Jonathon endgültig zusammengerauft haben würden. „Genehmige dir eine Nacht Ruhepause, und morgen nimmst du dann mit frischen Kräften die Arbeit wieder in Angriff."
    „Das werde ich", sagte Delmar zögernd, nickte dem Koordinator zu und drehte sich um. „Das werde ich."
    Er war sich ganz sicher. Er würde nicht nur die Arbeit, sondern auch etwas anderes in Angriff nehmen. Etwas, das vielleicht viel wichtiger war. Nur aus der Nachtruhe würde wohl nichts werden.
    Seine Schwertlilien warteten auf ihn.
    Und er brauchte dringend ihren Rat.
     
    EPILOG
     
    7. April 1345 NGZ Er trat von einem Fuß auf den anderen und ließ den Blick über die Gondel gleiten.
    Oder über die Gondeln; wie an jedem Morgen um diese Abfahrtszeit waren fünf der Gebilde aus transparentem Panzertroplon aneinander gekoppelt.
    Delmar atmete tief durch. Der Tag begann wie jeder andere. Trotz entsetzlicher Höhenangst überwand er sich zum Flug mit den Gondeln. Trotz aller guten Vorsätze traute er sich nicht ... „Nein", sagte er. Es war kein Tag wie jeder andere. Kein Tag konnte mehr wie einer jener sein, die er durchlebt hatte, bevor er an Bord der LEIF ERIKSSON gegangen war.
    Er schüttelte sich. Er hatte schlecht geschlafen; eigentlich sogar gar nicht. Er hatte die Nacht schlaflos in seinem Gewächshaus verbracht, versucht, für sich damit ins Reine zu kommen, was geschehen war.
    Einerseits verspürte er Erleichterung. Die Zukunft sah nicht mehr ganz so düster aus; die Völker der Milchstraße verfügten nun über eine Waffe gegen die Fraktale Aufriss-Glocke. Andererseits hatte sich genau das eingestellt, was er befürchtet - nein, erwartet hatte.
    Töten, Auslöschen, Vernichten.
    Damit die Menschheit überleben konnte.
    Doch das hatte er gewusst, als er nach Jonathon gegangen war.
    Aber was aus der Menschheit, der Milchstraße wurde, war nur eine Seite der Medaille; die andere war, was aus ihm wurde.
    Er betrat die Gondel. Ihm wurde nicht schlecht, als er nach oben schaute und den Gipfel des Chora sah und daneben die Spitze des Karom, fast 250 Meter höher. Er hatte keine Höhenangst mehr. Er hatte in einem ENTDECKER keinen Boden mehr unter den Füßen gehabt.
    Sie saß auf ihrem angestammten Platz. Wie immer war der Sitzplatz neben ihr frei. Sie war immer ziemlich lange vor dem Start des Shuttles da, so dass sie jedes Mal denselben Sitz nehmen konnte.
    Wahrscheinlich hätte sie auch als Letzte kommen können, und dieser Sitzplatz wäre noch frei gewesen. Wie immer sah er in der Gondel dieselben Gesichter, und wie immer saßen alle Passagiere auf den Sitzen, auf denen sie immer saßen. Jeder von ihnen schien seinen angestammten Platz gefunden zu haben; eine Routine, eine Normalität, die vielleicht einen gewissen inneren Halt in all dieser
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