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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest
Autoren: Jo Zybell
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Volk längst vergessen war. »Uralten Legenden nach soll es ein Volk auf dem Mars – unsere Überlieferungen nennen den Planeten ›Rotgrund‹ – gegeben haben, das nicht an der Großen Weltenwanderung teilnehmen durfte.« Täuschte sich Agat’ol, oder nahm er ein spöttisches Lächeln in Crows Zügen wahr? »Sie nannten sich ›Patrydree‹, waren ungewöhnlich kriegerisch und ernährten sich schon auf dem Mars von Fleisch…«
    Er war nicht sicher, ob der General ihm glaubte. Doch war das jetzt wichtig? Wichtig war nur, dass Hagenau sein Gesicht vor Schmerz verzerrte und sich den Bauch mit beiden Händen hielt. Wichtig war, dass sie bald auf den Galapagos-Inseln landeten und er Verbündete gegen diesen gefährlichen Lungenatmer Crow gewinnen konnte.
    »Einem dieser Patrydree aber gelang es eines Tages doch, über das Raumzeittunnelfeld zur Erde zu gelangen«, fuhr er fort. »Dieser Hydree war ein starker Kriegsmeister und hieß Martok’aros.« Agat’ol erschauerte vor Ehrfurcht, als er den Namen aussprach. »Mit der Ankunft des Schrecklichen Martok’aros auf diesem Planeten begann die Geschichte des Mar’os-Kultes…«
    ***
    Selbst hier unten in dreißig Metern Tiefe war das Meer noch von Sonnenlicht durchflutet. Das Wasser in Fahrtrichtung war ruhig und klar – keine Strudel, keine Sandwolken, keine Schleier aus Luftbläschen, kaum Planktonpartikel und Kleinstlebewesen. Nur wenn Rum’ol sich nach dem hinteren Sichtfeld umblickte, sah er schaumige Schlieren aufgewirbelter Wasserströme, die seine und die anderen drei Transportquallen hinter sich ausstießen.
    »Ich sehe kaum einen Fisch und keine Schalentiere, und seit einiger Zeit huschen nicht einmal mehr in der Ferne Fischschwärme an uns vorbei«, sagte Hor’ut, und der Waffenbionetiker hatte recht: Wie ausgestorben wirkte der Ozean um die vier großen Transportquallen herum.
    »Wir sind also auf dem richtigen Weg«, sagte Dag’ar. »Dass wir keine Fische sehen, heißt ja nicht, dass es in diesem Atoll keine Fische gäbe. Sie fliehen nur rechtzeitig vor uns, weil sie uns für ihre Fressfeinde halten.« Die Wissenschaftlerin blickte zu ihrem Expeditionsleiter. »In dieser Gegend hier jagen die Mar’oskrieger, Rum’ol. Anders ist das Verhalten der Tiere nicht zu erklären.«
    »So wird es sein.« Rum’ol richtete sich auf; übergangslos passte sich das bionetische Quallengewebe seines Sitzes seiner veränderten Haltung an. »So und nicht anders. Dann hat der Uralte sich also nicht getäuscht: Irgendwo in der Umgebung dieses Atolls verbirgt sich die Kolonie der Mörder. Aktiviere den externen Blitzstab, Hor’ut.«
    Während der Waffenbionetiker den Außenbordblitzer hochfuhr, huschten Rum’ols Flossenfinger über das Tastfeld. Sekunden später begannen die Grünlichtzellknoten in der bionetischen Außenhaut der Transportqualle rhythmisch zu blinken: das Zeichen für die Besatzung der drei anderen Quallen, ebenfalls ihre Außenblitzer einsatzbereit zu machen. Diejenigen Mitglieder der Expedition, die über die unter Hydriten nur seltene Gabe der Telepathie verfügten, waren leider nicht mehr am Leben. Also musste man sich mit Lichtzeichen verständigen.
    Höchste Alarmbereitschaft war nun angesagt. Aufmerksam spähte der Expeditionsführer durch den transparenten Ausschnitt in der Frontseite des Quallengewebes und beobachtete die Umgebung. Abgesehen von der vollkommenen Abwesenheit jeglichen sichtbaren Lebens wirkte sie idyllisch, ja friedlich.
    Rum’ol trug ein rotes Hüfttuch und einen dunkelblauen Brustplattenpanzer. Das Hüfttuch des Waffenbionetikers war schwarz und sein Brustplattenpanzer silbrig. Dazu waren Hor’uts Arme geschient und er trug silbrige Handschuhe und einen Helm. Den schwarzen Helm konnte man am Hinterkopf am Schlitz für den Scheitelflossenkamm verschließen.
    Nur die Kaste der Waffenbionetiker trug diese Art von Leichtmetall. Diese Techniker standen in keinem besonders hohen Ansehen innerhalb des Neun-Städte-Bundes, beschäftigen sie sich doch mit Waffen und der Kunst, diese zu bedienen. Seit den Tagen des Großen Gilam’esh gehörten Kampf und Krieg zu den Dingen, über die der gebildete Hydrit die Lippen spitzte, um sich dann schaudernd abzuwenden. Doch die Ereignisse der letzten Umläufe hatten gezeigt, dass es ohne Kampf nicht ging. Folglich auch nicht ohne Waffenbionetiker.
    Dag’ars Kleidung unterschied sich von der ihrer Gefährten. Sie trug die bei weiblichen Hydriten des Neun-Städte-Bundes so beliebte
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