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2312

2312

Titel: 2312
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Projekte am Laufen habe, die auch im Falle meines Todes weitergehen müssen, und ich möchte niemandem sonst hier von ihnen erzählen. Und weil man in unserem Alter eigentlich jeden Tag abtreten kann, treffe ich lieber meine Vorbereitungen. Wenn du das hier hörst, bedeutet das, dass ich deine Hilfe brauche. Bitte bring den Umschlag für Wang nach Io und händige ihn ihm persönlich aus. Wang, ich und ein paar andere arbeiten gemeinsam an mehreren Projekten von größter Wichtigkeit, die wir vollständig offline zu halten versuchen, was sehr schwer ist, wenn man so weit voneinander weg wohnt. Es wäre mir eine enorme Hilfe, wenn du ihm seinen Umschlag bringst. Aber bitte behalte das ganz für dich. Könntest du außerdem den anderen Chip in deinem Umschlag von Pauline einlesen lassen und ihn anschließend zerstören, als Sicherheitskopie? Beide Dateien kann man nur einmal auslesen. Eigentlich fühle ich mich nicht mal damit wohl. Aber ich weiß, dass du Pauline normalerweise nicht mit anderen Qubes verbindest, und es wäre besser für unseren Plan, wenn du es dabei belässt. Wang wird dir Weiteres erklären, genau wie Wahram vom Titan. Lebe wohl, meine Swan. Ich liebe dich.«
    Das war alles. Swan versuchte, es sich erneut anzuhören, aber die Aufzeichnung war inaktiv.
    Sie hielt den anderen Streifen an Paulines Membran unter der Haut an ihrem Halsansatz. Als Pauline »fertig« sagte, steckte sie die inaktiven Streifen und die beiden verbleibenden Umschläge in ihre Tasche und ging Mqaret suchen.
    Er war in seinem Büro und stocherte in einem 3D-Bild herum, das wahrscheinlich ein Protein darstellen sollte. »Sieh mal, was ich gefunden habe«, sagte Swan. Sie erklärte, was geschehen war.
    »Das Kästchen war verschlossen«, sagte Mqaret. »Ich wusste, dass es ihren Schmuck enthielt und dachte, dass ich früher oder später schon über den Schlüssel stolpern würde.«
    Er starrte ausdruckslos auf seinen Umschlag. Anscheinend hatte er es nicht eilig, ihn zu öffnen. Vielleicht hatte er sogar ein wenig Angst davor. Swan verließ das Zimmer, um ihm seine Ruhe zu lassen. »Pauline«, sagte sie draußen, »hast du den Inhalt dieses Datenstreifens gespeichert?«
    »Ja.«
    »Was war darauf?«
    »Man hat mich angewiesen, die Informationen auf Wangs Qube auf Io zu übertragen.«
    »Sag mir bloß, was er so in etwa enthielt.«
    Pauline antwortete nicht, und nach einer Weile fluchte Swan auf sie und schaltete sie ab.
    Beide Datenstreifen waren nun inaktiv. Alex’ Geist war fort. Das war vielleicht besser so. Sie zitterte immer noch von dem Schock, den der Klang von Alex’ Stimme bei ihr ausgelöst hatte.
    Swan kehrte in Mqarets Büro zurück. Sein Gesicht war weiß, und seine Lippen waren zu einem kleinen Knoten zusammengezogen. Er blickte zu ihr auf.
    »Hat sie dir etwas gegeben, was du nach Io mitnehmen sollst?«
    »Ja. Weißt du, worum es dabei geht?«
    »Nein. Aber ich weiß, dass Alex einen inneren Kreis von Mitarbeitern hatte, der ihr besonders nahestand. Wahram gehörte dazu, und Wang auch.«
    »Und was hatten sie für Absichten?«
    Mqaret zuckte mit den Schultern. »Mit solchen Sachen hat sie mich in Ruhe gelassen. Aber man hat ihr angemerkt, wie wichtig es ihr war. Ich glaube, es hatte etwas mit der Erde zu tun.«
    Swan überlegte. »Wenn es wichtig war und sie darauf geachtet hat, nichts von alledem aufzuzeichnen, dann muss sie gewusst haben, dass ihr Tod Probleme zur Folge haben würde. Deshalb hat sie uns diese Nachrichten hinterlassen.«
    »Es war, als hätte ich ihren Geist gehört«, sagte Mqaret zittrig. »Sie hat zu mir gesprochen.«
    »Ja«, sagte Swan, die weiter nichts herausbrachte. »Tja. Dann werde ich wohl den dritten Umschlag, den sie hinterlassen hat, nach Io bringen, wie sie es wollte.«
    »Gut«, sagte Mqaret.
    »Dabei fällt mir ein, dass Wahram mich bereits darum geben hat, ihn dorthin zu begleiten. Und er hat dauernd gefragt, ob sie uns etwas für ihn hinterlassen hätte.«
    Mqaret nickte. »Er hat dazugehört.«
    »Ja. Und dieser Inspektor auch. Also werde ich ihn wohl begleiten. Aber ich glaube, ich erzähle ihm lieber nichts von den Nachrichten. Davon hat Alex nichts gesagt.«
    »Er errät es vielleicht schon deshalb, weil du mitkommst.«
    »Lass ihn raten.«
    Mqaret kniff die Augen zusammen und bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Du wirst dir selbst so gut es geht einen Reim auf alles machen müssen. Vielleicht musst du sogar für Alex einspringen und sie bei einigen ihrer Aufgaben
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