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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten
Autoren: Unbekannt
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Kraft.
    Und vor ... Historie. Die Strukturdolbe war monumental; uralt und ehrwürdig. Kempo konnte es riechen, fühlte es mit jeder Faser seines Körpers.
    Beklommen flüsterte er: „Wie groß ist sie?"
    „Hundertfünfundsiebzig Meter lang, an der dicksten Stelle fünfundachtzig breit. Na, da bleibt sogar dir der Mund offen, gell?"
    Kempo klappte den Mund auf, ohne einen Laut herauszubringen.
    „Die DORYNA hat schon einige Jahrtausende auf dem Buckel. Wird seit vielen Wochen generalüberholt. Das gute Stück ist fast nicht umzubringen, doch im letzten Struktursturm hat sie ganz schön was abgekriegt."
    „Struktursturm?"
    Da war es wieder, das Wort, das auch seine Tante gebraucht hatte. Kempo wisperte es bloß, innerlich erbebend. Im Angesicht der Dolbe hatte der Ausdruck schlagartig eine fatale Aktualität gewonnen.
    „Richtig, das wird den Ungeprüften ja verschwiegen ..." Sheerdurns Stimme verebbte.
    „Ach, meine Leute haben mir schon viel davon erzählt", sagte Kempo, der Angst hatte, wieder mit dem Verweis auf seine Jugend abgespeist zu werden.
    „So, haben sie das?"
    Der Alte beugte sich zu ihm herab, schob die Brille auf die Stirn und fixierte Kempo eindringlich. Seine rechte Pupille war von einem gräulichen Schleier überzogen. Außerdem schielte er.
    „Hör mir gut zu, Bengel. Falls du nicht willst, dass unsere Bekanntschaft in wenigen Minuten für immer endet, tischst du mir besser keine Lügen mehr auf. Haben wir uns verstanden?"
    Kempo bejahte eingeschüchtert. „Obwohl Tante Nedelja das Wort unlängst herausgerutscht ist, ehrlich."
    „Nedelja. Tadellose Maschinistin, aber immer schon eine Plaudertasche. – Willst du sehen, was ein Struktursturm anrichten kann?"
    Sheerdurn wartete keine Antwort ab, sondern rückte die Brille zurecht und rutschte, nur seine aufs Geländer gelegten Ellbogen benutzend, die steile Stiege hinunter. Als seine Stiefel am Boden aufsetzten, ertönte ein metallisches Klicken, das im ganzen Dock widerhallte.
    Kempo hastete hinterher. Je näher sie der Strukturdolbe kamen, desto stärker wurde das Kribbeln in seinem Bauch.
    „Wohlgemerkt, die DORYNA hat den Sturm überstanden und ihre Besatzung desgleichen. Es gelang ihnen, den Heimathafen zu erreichen. Wenngleich nicht im allerbesten Zustand ... Aber sieh selbst."
    Die stählerne, blauschwarze Außenhaut des Schiffes war aufgeraut, wie mit gröbsten Schmirgelschleifern misshandelt. Stellenweise fehlten metergroße Brocken, so als hätte irgendetwas sie einfach aus dem Schiff herausgerissen.
    „Begreifst du?"
    Der Alte klopfte mit dem Mittelfinger seiner rechten auf den Rücken der linken Hand: Poch, poch, poch. „So nah ist ihnen das Gestöber gekommen. Viel hat nicht gefehlt, und es hätte sie zerrieben; aufgefressen; verschluckt und nie mehr hergegeben."
    In Kempos Hals saß ein Kloß, der ihm das Sprechen unmöglich machte.
    „Das ist die einzige Gefahr die uns droht. Aber sie ist unabwendbar, und im Extremfall tödlich", sagte Sheerdurn nach einer langen Pause. „Manchmal entstehen Zonen mit derart heftigen Turbulenzen, dass selbst die besten, begabtesten Charonii sie nicht mehr zu kompensieren vermögen."
    „Dieser Sturm", er trat an die zur Hälfte in ihrer energetischen Wanne ruhende, dennoch haushoch über ihnen aufragende Dolbe und betatschte zärtlich deren malträtierte Hülle, „war keineswegs einer der wildesten. Und doch hat er die Konstruktion in ihren Grundfesten erschüttert. Es wird noch viele Wochen dauern, bis die DORYNA wieder hinausfliegt. – Bist du dir immer noch sicher, dass du Strukturpilot werden willst?"
     
    3.
     
    Die Kraft und der Sinn Das Bürschchen würgte.
    Kurz befürchtete Sheerdurn, es würde sich übergeben und er müsse die Sudelei wegputzen. Geschah ihm recht; er hatte sich das selbst eingebrockt.
    Aber Kempo fing sich und antwortete mit erstaunlich kräftiger Stimme: „Ja.
    Das will ich. Und die DORYNA wird mein Schiff sein. Mit dem ich die Weltenwolke und den blöden, dings, Kokon hinter mir lassen werde."
    Respekt, dachte Sheerdurn. Bei allem kindlichen Überschwang: Dieser Junge hat sich ein Ziel gesetzt.
    Generell war die Mentalität der Charonii genügsam, unaufgeregt, wenig neugierig. In der Abgeschiedenheit ihres Sternhaufens hatten sie stets ganz gut gelebt. Es gab keinerlei gesteigerten Entdeckerdrang. Ehrgeiz kam selten vor; und wenn, dann wenig ausgeprägt.
    In diesem Punkt unterschied sich Kempo Doll’Arym frappierend von den allermeisten seiner
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