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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten
Autoren: Unbekannt
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wenig. Irgendetwas mit Schwerefeldern und Hyperstrahlung der Sonnen, die in einem gewissen Umkreis die Raum-Zeit-Struktur stabilisierten; weshalb um sie herum Sphären von je etwa zwölf Milliarden Kilometern Durchmesser frei vom Strukturgestöber blieben.
    „Außerdem steuerten besonders fähige Strukturpiloten Habitate in die Wolke. Allerdings vollbrachten sie das nur bis zu einer bestimmten Größe. Deshalb durchmisst keine der Pilotenstädte, die daraus entstanden sind, mehr als vier Kilometer. Die übrigen, draußen positionierten wurden später aufgegeben und ins Strukturgestöber gelenkt."
    „Mann!", rief Kempo begeistert. „In dieser Zeit möchte ich gelebt haben!
    Damals war noch was los!"
    „Stimmt schon." Der Alte klopfte zum wiederholten Male mit dem Mittelfinger seiner rechten Hand auf den Rücken der linken. Das machte er, wenn er einem Argument besonderen Nachdruck verleihen wollte. „Doch solltest du nicht übersehen, dass es auch eine sehr gefährliche Epoche war. All die Experimente mit den Pilotengaben forderten unzählige Opfer."
    „Trotzdem. Diese Geschichte gefällt mir viel besser als jene der Lehrer."
    Sheerdurn grinste. „Mir auch."
    „Aber ... Was du noch nicht erwähnt hast: Wozu wurden diese gewaltigen Anstrengungen eigentlich unternommen? Ich meine, was versprachen sich unsere Ahnen und die Schutzherren davon?"
    „Sie wollten, entnehme ich meinen Quellen, ein potenzielles Rückzugsterritorium für die mit ihnen verbündeten Völker schaffen."
    „Teritori...?"
    „Ein Versteck, das für Feinde nicht angreifbar war – da diese es schlichtweg nicht erreichen konnten."
    „Wau! Guter Plan. Und er hat funktioniert, nicht wahr?"
    „Ja und nein. Niemand außer uns Charonii vermag in der Weltenwolke zu bestehen. Allerdings ist es nie zu einer Evakuierung von Schutzherrenvölkern gekommen. Offenbar bestand kein Bedarf. Dafür sind andere Entwicklungen eingetreten ..."
     
    *
     
    Kempo schwirrte der Kopf, als er lange nach Mitternacht unter seine Decke schlüpfte.
    Er war genauso unbemerkt in sein Zimmer gelangt, wie er sich davongestohlen hatte: durchs Fenster, über die von Traubenranken bewachsene Pergola. Seine Familie bewohnte, zusammen mit einigen anderen Pilotenclans, die Siedlung Limmersach am östlichen Rand der Stadt. Von hier war es nicht weit zum Frachthafen, und dort wiederum befand sich der mangelhaft gesicherte Einstieg in die Unterstadt, den Kempo vor kurzem ausgekundschaftet hatte.
    Bis jetzt war er auf seinen nächtlichen Streifzügen von niemandem ertappt worden, und er hatte keinem seiner Spielkameraden davon erzählt. Denen traute er nicht. Auch seine ketzerischen Überlegungen behielt er gewöhnlich für sich, seit er sich für freches Fragen Strafaufgaben eingefangen hatte. Die Begegnung mit Sheerdurn stellte nicht nur in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar.
    Schon jetzt erschien ihm das alles unwirklich. In die weichen, flauschig warmen Polster gekuschelt, bekam Kempo eine Gänsehaut. Zusehends wich die Gewissheit, die er in Gegenwart des schrulligen Alten empfunden hatte, und dessen Theorien kamen ihm plötzlich wieder abstrus vor.
    Zwar bezweifelte Kempo die Schöpfungsgeschichte, wie sie im Lehrstoff der Grundschule vorkam. Doch was der angebliche Expilot stattdessen anbot, klang nicht viel weniger abenteuerlich ...
    Laut Sheerdurn kam es unbestimmte Zeit, nachdem sich die Epha-Motana innerhalb des Strukturgestöbers heimisch gemacht hatten, zu einem einschneidenden Ereignis. Der gesamte Charon-Haufen wurde quasi über Nacht in eine Art Schirm gehüllt und vom Normalraum abgekapselt.
    Wodurch, warum und von wem, das hatte der Alte nicht herausgefunden.
    Nur, dass es vor etwa zwölftausend Jahren passiert sein sollte. Seitdem war die Wolke im so genannten Hyperkokon eingeschlossen und vom Rest des Universums isoliert.
    Spätere Führer der Motana, die sich mittlerweile als Charonii verstanden, wollten wohl nicht länger mit den Hinterlassenschaften der Schutzherren konfrontiert sein. Zumal sie von diesen nie wieder ein Wort hörten. Der Blick in die Zukunft, vermutete Sheerdurn, sollte nicht von Reminiszenzen an glorreichere Zeiten verstellt werden. Also löschten sie fast alle alten Aufzeichnungen.
    Und lagen ihre Ahnen denn so falsch damit? Die Schutzherren waren und blieben unerreichbar fern. Die Zivilisationen der Charonii in den sieben Sonnensystemen mussten ganz auf sich gestellt zurechtkommen.
    Es ging ums nackte Überleben, einzig und allein aus
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